"Schmalspurganoven"
("Small Time Crooks")
USA 2000
Regie/Buch: Woody Allen
Produzenten: J.E. Beaucaire, Steven
Spielberg
Länge: 95 Minuten
Mit: Woody Allen, Tracey Ullman, Michael
Rapaport, Elaine May, Hugh Grant, Isaac Mizrahi
An einem etwas grauen Sonntag Nachmittag
ist das Kino wieder einmal die beste Möglichkeit, die bevorstehenden Werktage
für einige Zeit zu vergessen. Der Rahmen: Ein dunkler Raum mit (samt)gepolsterten
Sesseln, die im Idealfall noch bequemer als die Fauteuils im eigenen Wohnzimmer
sind, eine große Leinwand und der Geruch von Kinoatmosphäre.
Das Motiv: ein "Woody Allen"....
"Da kann nicht viel schiefgehen, Woody Allen ist ein sicherer Garant für einen gelungenen Kinobesuch", findet meine Begleitperson, eine treue Woody Allen-Anhängerin, die keine seiner letzten Produktionen ausgelassen hat.
Der
Film heißt übrigens "Schmalspurganoven", aber das nur nebenbei: Wichtig ist, dass
Woody Allen selbst mitspielt!
Diesmal mimt er einen kleinen Gauner, fern jedes
intellektuellen Anspruchs und neurosenfrei.
Als Ex-Häfenbruder Ray Winkler lebt er mit seiner Frau Francis, alias "Frenchy"
- übrigens sehr überzeugend gespielt von US- Komikerin Tracey Ullman - in einer
etwas herabgekommenen Wohnung in Manhattan.
Trotz des festen Vorsatzes, nach
dem letzten Gefängnisaufenthalt "sauber" zu bleiben, können Rays Freunde ihn zu
einer neuerlichen Schandtat überreden: ein leerstehendes Geschäftslokal soll gemietet
werden, von dessen Keller Ray und seine Freunde bequem einen Tunnel zum Safe-Raum
der gegenüberliegenden Bank graben wollen.
Als "Tarnung"
soll Frenchy selbstgemachte
Cookies im oberen Teil des Geschäftslokals verkaufen. Zuerst etwas
widerwillig, aber dann umso erfolgreicher bringt Frenchy den Keksladen so richtig
zum Blühen: die Cookies sind in den angrenzenden Stadtteilen Manhattans der
absolute Renner. Und hier nimmt der Film seine Wende: der "Tunnel-Coup" missglückt,
dafür aber enden Ray und Frenchy durch das gutgehende Keksgeschäft bald als
schwerreiches Unternehmerpaar inmitten einer glamourösen New Yorker Society.
Sie haben alles, was man sich erträumen kann, nur eines nicht: den dazupassenden
guten Geschmack!
Aber "Übung macht den Meister". Also wird der Kunsthändler (seinerseits Hochstapler)
David, in der Gestalt von Hugh Grant, als Nachhilfelehrer in Sachen Stil engagiert.
Trotz Hugh Grant hat die Geschichte kein Happy End. Die Moral: wer hoch hinaufsteigt,
fällt umso tiefer. Ray fällt nicht ganz so tief, ihn haben die Glitzerwelt-Ambitionen
seiner Frau schon vor dem bösen Erwachen vertrieben...
Das
Finale des Films hat sich etwas hingezogen und wäre doch auch ohne solch aktionsreiche
Szenen ausgekommen.
Neben mir im Kino hat meine Sitznachbarin wieder einmal
Tränen in den Augen. Aber nicht wegen des "tragischen" Ausgangs des Films, sondern
weil es Woody Allen wie immer geschafft hat, herzhaftes Lachen hervorzurufen,
das mitunter sogar auf die Tränendrüse drückt!
(dw)