Weinstock
Vitis vinifera (Vitaceae) - Weinrebe
Die Blätter und Ranken der Wein tragenden
Rebe, fein gestoßen als Umschlag, lindern Kopfschmerzen, mit Graupen Entzündung
und Brand des Magens; auch für sich allein aufgelegt sind sie kühlend und adstringierend.
Auch der aus ihnen gepresste Saft hilft, getrunken, bei Dysenterie, Blutauswurf,
Magenschmerzen und falschem Appetit schwangerer Frauen. Dasselbe aber leisten
die in Wasser macerirten und getrunkenen Ranken. Die gummiartige Träne desselben,
welche sich unten am Stamm ausscheidet und erhärtet, zertrümmert den Stein, wenn
sie mit Wein genommen wird. Eingestrichen heilt sie auch Flechten, Krätze und
Aussatz, man muss aber vorher die Stelle mit Natron reinigen. Mit Öl dauernd eingesalbt
vertreibt sie die Haare, besonders (tut dies) auch die aus den angebrannten Zweigen
ausschwitzende Flüssigkeit; aufgestrichen bringt diese auch Warzen weg. Die Asche
ferner der Zweige und Trester, mit Essig aufgeschmiert, heilt die am After gebildeten
Geschwülste und Feigwarzen. Die Trester endlich helfen bei Verrenkungen, Schlangenbiss
und Milzentzündungen, wenn sie mit Rosenöl, Raute und Essig angewandt werden.
Wilder Weinstock
Vitis
silvestris oder labrusca (Vitaceae)
Die wilde Rebe ist zweifacher Art; die
eine nämlich bringt die Frucht nicht zur Reife, sondern nur bis zur Blüte, sie
trägt die sogenannte Oinanthe, die andere ist kleinkernig, schwarz und adstringierend
und bringt die Früchte zur vollen Reife. Ihre Blätter, Ranken und Stängel habe
dieselbe Kraft wie beim zahmen.
Weintraube
Jede frische Weintraube beunruhigt den Bauch und bläht den Magen auf; diejenige, welche eine Zeit lang aufgehängt gewesen ist, hat wenig davon, weil viel von der Feuchtigkeit eingetrocknet ist, sie ist dann gut für den Magen, stellt den Appetit wieder her und ist den Schwachen zuträglich; die Trauben aus den Trestern und aus den Töpfen sind für den Geschmack und den Magen angenehm, stellen mäßig den Durchfall, die Blase aber und den Kopf greifen sie an, sie sind ein gutes Mittel gegen Blutspeien. Ähnlich wirken die welche im Moste gelegen haben; die, welche aus dem eingekochten Moste und dem süßen Weine kommen, sind dem Magen mehr zuwider. Sie werden aber auch mit Regenwasser aufbewahrt, nachdem sie vorher in Rosinen verwandelt sind. Diese sind aber etwas weinartig und finden gute Verwendung für die, welche an Durst und an hitzigen und andauernden Fiebern leiden. Ihre aufbewahrten Trester dienen mit Salz als Umschlag bei Entzündungen, Verhärtungen und Anschwellungen der Brüste. Die Abkochung der Trester ist als Injektion von Nutzen bei Dysenterie, Magenleiden und Fluss (der Frauen), auch zum Sitzbade und zur Ausspülung wird sie genommen. Die Kerne daraus sind adstringierend und gut für den Magen; geröstet und fein zerrieben statt Graupen als Umschlag sind sie ein gutes Mittel bei Dysenterie, Magenleiden und Magenschwäche.
Die am meisten adstringierende Rosine ist die von der weißen Traube. Das Fleisch derselben, genossen, ist von guter Wirkung für die Luftröhre, bei Husten, für die Nieren und die Blase, bei Dysenterie, wenn sie für sich mit den Kernen verspeist wird, aber auch, wenn sie, gemischt mit Hirsen- und Gerstenmehl und Ei, in der Pfanne mit Honig gebraten und genommen wird. Ferner ist sie zum Abführen des Schleimes wohl dienlich, sowohl für sich allein als auch mit Pfeffer gekaut. Hodenentzündungen beschwichtigt sie mit Bohnenmehl und Schwarzkümmel als Umschlag; Epinyktiden, Karbunkeln, Wabengrind, faulende Gelenkgeschwüre, Gangrän heilt sie ohne Kerne fein zerstossen und mit Raute aufgelegt. Bei Podagra ist sie mit Opopanax als Kataplasma ein gutes Mittel; auch lose Nägel entfernt sie als Umschlag schneller.
Oinanthe
Oinanthe heißt die Frucht des wilden Weinstockes, wenn sie blüht. Man muss sie zum Aufbewahren in einen ungepichten irdenen Topf bringen, nachdem man sie gesammelt und auf einem Leintuche im Schatten getrocknet hat; die beste liefert Syrien, Kilikien und Phönizien. Sie hat adstringierende Kraft, daher ist sie im Trank dem Magen gut, treibt den Harn, stellt den Durchfall und hemmt das Blutspeien. Trocken aufgelegt wirkt sie gegen Ekel und Säure des Magens. Grün sowohl wie trocken ist sie mit Essig und Rosenöl ein Besprengungsmittel gegen Kopfschmerzen. Mit Honig, Safran, Rosenöl und Myrrhe fein zerrieben ist sie ein entzündungswidriges Kataplasma bei blutigen Wunden, beginnender Aegilopie, bei Geschwüren im Munde und bei fressenden Geschwüren an den Schamteilen. Auch wird sie den Tampons zum Zurückhalten des Blutes zugemischt. Ferner wird sie mit dem feinsten Mehl der Graupen und Wein bei Augenentzündungen und Magenbrand aufgelegt. In einem irdenen Gefäße über glühenden Kohlen gebrannt ist sie ein wirksames Mittel für die Augenarzneien. Übergewachsene Nägel an den Fingern und Zehen und sich ablösendes und blutiges Zahnfleisch heilt sie mit Honig.
Omphakion
Omphakion ist der Saft der noch unreifen herben thasischen oder aminäischen Traube. Man muss den Saft aber vor dem Hundsstern auspressen und in einem roten erzenen Kessel mit Leinen bedeckt in die Sonne stellen, bis er dick wird, indem man all das Festgewordene stets mit dem Flüssigem wieder mischt, ihn aber bei Nacht aus dem Freien wegnehmen, denn die Feuchtigkeit verhindert das Konsistentwerden. Wähle den gelben und leicht zerbrechlichen, der sehr adstringiert und auf der Zunge beißt. Einige dicken den Saft auch durch Kochen ein. Mit Honig und süßem Wein ist er ein gutes Mittel bei geschwollenen Mandeln und Zäpfchen, gegen Soor und skorbutisches Zahnfleisch und eiterflüssige Ohren, mit Essig gegen Fisteln, gegen alte und fressende Geschwüre. Als lnjektion dient er bei Dysenterie und Fluss der Frauen, er bewirkt auch Scharfsichtigkeit und ist von guter Wirkung bei Rauheit der Augen und angefressenen Augenwinkeln. Getrunken wird er ferner bei von selbst auftretendem Blutauswurf und bei solchem, der durch Zerreißen (von Gefäßen) entsteht. Man muss ihn aber sehr verdünnt und in geringer Menge anwenden, denn er brennt scharf.
Die Eigenschaft der Weine nach ihrem Alter
Die alten Weine sind für die Nerven und die übrigen Sinneswerkzeuge schädlich, für den Geschmack aber angenehmer, deshalb von denjenigen, bei denen irgend ein innerer Teil leidet, zu vermeiden. Zum Gebrauch in gesunden Tagen dagegen wird er in kleinen Quantitäten und verdünnt ohne Schaden genommen. Der junge erzeugt Blähungen, ist schwer verdaulich, verursacht böse Träume und treibt den Harn; der mittleren Alters ist frei von beiden Fehlern, darum ist er zum Gebrauch in gesunden wie in kranken Tagen zu wählen.
Nach der Farbe
Der weiße Wein ist dünn, leicht zu vertragen und bekommt dem Magen gut; der dunkle ist dick, schwer zu verdauen, macht trunken und setzt Fleisch an. Der gelbliche, welcher in der Mitte steht, hat eine mittelmäßige Kraft, welche jenen beiden entspricht. Vorzuziehen ist jedoch sowohl in kranken wie auch in gesunden Tagen der weiße. Sie unterscheiden sich aber auch noch durch ihre Beschaffenheit.
Nach dem Geschmack und den Zusätzen
Der süße Wein ist voll und verflüchtigt sich schwer aus dem Körper, er bläht den Magen auf; den Bauch und die Eingeweide beunruhigt er sehr, wie auch der Most, macht aber weniger trunken. Für die Blase und die Nieren ist er wohltuend. Der herbe treibt mehr den Harn, bewirkt aber auch Kopfschmerzen und Trunkenheit. Der sauere ist am meisten geeignet zur Beförderung der Verdauung der Speisen; er stellt den Durchfall und die übrigen Flüsse. Der milde greift weniger das Nervensystem an, ist auch weniger harntreibend. Der aber mit Meerwasser versetzte ist dem Magen zuwider, Durst erregend, nachteilig für die Nerven, er macht offenen Leib, ist aber den Rekonvaleszenten nicht zuträglich. Der Wein aber, welcher aus den an der Sonne getrockneten oder aus den an den Zweigen gedörrten und ausgepressten Trauben gemacht wird, der sogenannte süße, kretische, oder Vormost (Ausbruch) oder pramnische Wein, ebenso der aus dem eingekochten Moste dargestellte, welcher Leirios oder Hepsema heißt, ferner der dunkle, sogenannte Melampsithios ist dick und sehr nahrhaft. Der weiße dagegen ist leichter, der in der Mitte steht, hat auch mittelmäßige Kraft. Aller Wein ist adstringierend, geeignet, den Puls zu beschleunigen und wirksam gegen alle die Gifte, welche nach einer Verwundung töten, wenn er mit Öl getrunken und wieder erbrochen wird; ferner gegen Mohnsaft, Pharikon, Pfeilgift, Schierling und Milchgerinnsel, gegen Blasen- und Nierenverwundungen und -Geschwüre. Sie (die Weine) verursachen aber Blähungen und sind dem Magen zuwider. Ein ganz besonders gutes Mittel gegen Bauchflüsse ist der Melampsithios. Der weiße erweicht den Bauch mehr als die anderen. Der mit Gips versetzte ist den Nerven schädlich, verursacht Kopfschmerzen, macht Hitze und ist der Blase nachteiliger. Gegen die tötlichen Gifte ist er wirksamer als die anderen. Die, welche Pech oder Fichtenharz enthalten, sind erwärmend und regen die Verdauung an, nicht anzuraten aber sind sie denen, die an Blutspeien leiden. Die sogenannten unvermischten, welche aber einen Zusatz von eingekochtem Most haben, machen schweren Kopf, bewirken Trunkenheit, verlassen den Körper nicht leicht und sind schlecht für den Magen.
Unterschied nach den Ursprungsgegenden
Von den in Italien wachsenden Weinen scheint der Falerner genannte die erste Stelle einzunehmen, alt geworden ist er leichtverdaulich, regt den Puls an, ist stopfend und gut für den Magen;schädlich ist er für die Blase und für diejenigen, welche an Stumpfsichtigkeit leiden, auch eignet er sich nicht zum reichlichen Genusse. Der Albaner ist voller als der Falerner, etwas süß, er bläht den Magen auf, erweicht den Bauch, befördert aber nicht in gleicher Weise die Verdauung; für das Nervensystem ist er weniger schädlich, im Alter wird er herbe. Der Cäcuber ist süß, noch voller als der Albaner, setzt Fleisch an und macht eine schöne Hautfarbe, zur Verdauung taugt er nicht. Der Surrentiner ist sehr herbe; er hemmt daher den Magen- und Eingeweidefluss, greift aber den Kopf weniger an, da er aus feineren Teilen besteht; im Alter wird er dem Magen bekömmlich und süß. Der Adrianer und der Mamertiner aus Sizilien sind gleich derbvoll, mäßig adstringierend, werden schnell alt und greifen auch wegen ihres sanften Charakters das Nervensystem weniger an. Der Prätutianer, der auch aus der Gegend von Adria bezogen wird, ist wohlriechend (hat viel Blume) und sanfter; reichlich genossen verleugnet er sich aber nicht, er hinterlässt einen ziemlich langen Rausch und Betäubung. Der Istrier genannte gleicht dein Prätutianer, wirkt mehr harntreibend, der Chier aber ist milder als die vorhergenannten, sehr nahrhaft, süffig, weniger berauschend, stellt die Flüsse und eignet sich zu den Augenmitteln. Der Lesbier geht schnell durch den Körper, ist leichter als der Chier und dem Magen wohlbekömmlich. Dieselbe Kraft aber wie dieser hat der bei Ephesus wachsende, der sogenannte Phygelites; der Messogites aus Asien vom Tmolos macht Kopfschmerzen und schadet den Nerven. Der Koer und Klazomenier sind wegen ihres hohen Gehaltes an Meerwasser leicht dem Verderben ausgesetzt und verursachen Blähungen, sie beunruhigen auch den Bauch sehr und schaden den Nerven.
Kräfte der Weine
Im allgemeinen ist aller ungemischte, reine, seiner Natur nach herbe Wein erwärmend, er geht leicht durch den Körper, ist dein Magen zuträglich, Appetit erregend, nahrhaft, schlafmachend, stärkend und verschafft eine gute Hautfarbe. Reichlich genossen hilft er denen, die Schierling, Koriander, Pharikon, Mistel, Mohnsaft, Bleiglätte, Eibe, Sturmhut oder (giftige) Pilze genossen haben, ebenso auch gegen Schlangenbisse und die Stiche aller Tiere, deren Bisse oder Stiche durch Kälte töten oder den Magen zerstören. Gute Wirkung hat er ferner bei Aufblähen und Reißen im Unterleibe, gegen Erweiterung und Schwäche des Magens und Fluss der Eingeweide und des Bauches. Auch sind sie (die Weine) ein gutes Mittel für die, welche am Oberkörper schwitzen und von Ausdünstungen geplagt werden, besonders die weißen, alten und aromatischen; die alten übrigens und die süßen sind bei Blasen- und Nierenleiden sehr zuträglich. Bei Wunden und Entzündungen werden sie mit schweißiger Schafwolle aufgelegt. Bei bösartigen, krebsigen und nässenden Geschwüren werden sie mit Nutzen zum Bähen gebraucht. Zum Gebrauch in gesunden Tagen sind die ohne Meerwasser, die herben und weißen zu empfehlen; dabei sind die italischen vorzuziehen, so der Falerner, Surrentiner und Cäcuber, auch der Signiner und zahlreiche andere aus Campanien ferner der Prätutianer aus der Gegend von Adria, der sizilische, der sogenannte Mamertiner, von den griechischen der Chier, der Lesbier und der Phygelites, welcher zu Ephesus wächst. Die dicken und dunklen sind dem Magen zuwider, erzeugen Winde, aber sie bilden Fleisch; die dünnen dagegen und herben sind gut für den Magen aber weniger fleischbildend. Den Harn treiben und Kopfschmerzen verursachen die sehr alten (und dünnen) und weißen, unmäßig genossen greifen sie das Nervensystem an. Die mittleren Alters sind als Getränk die besten, so die etwa sieben Jahre alten. Das Maß muss sich nach dem Alter, nach der Jahreszeit, nach der Gewohnheit und nach der Eigenschaft des Weines richten. Die beste Regel ist, nicht danach dürsten und die Speise mäßig damit benetzen. Alle Trunkenheit, besonders die gewohnheitsmäßige, ist schädlich, denn die angegriffenen Nerven zeigen es täglich und der übermäßige Genuss legt täglich den Grund zu heftigen Leiden. Der mäßige Weingenuss an einigen Tagen und besonders nach dem Genuss von Wasser ist zuträglich, denn er verbessert die innere Körperbeschaffenheit in gewisser Weise, indem er die sichtbaren Ausscheidungen befördert und den unsichtbaren die Wege öffnet. Bei der Trunkenheit muss man aber Wasser trinken, denn es bringt auf dem Wege einer gewissen Heilung bei der absichtlich herbeigeführten Trunkenheit eine Art Hilfe.
Omphakiteswein
Der sogenannte Omphakites wird besonders auf Lesbos dargestellt, indem die Traube, wenn sie noch nicht ganz reif und noch sauer ist, drei bis vier Tage an der Sonne getrocknet wird, bis die Beeren runzelig werden, und der Wein nach dem Auspressen in Krügen an die Sonne gesetzt wird. Er hat adstringierende Kraft, ist dem Magen zuträglich und ein gutes Mittel für die Schwangeren, wenn sie falschen Appetit haben, für die, welche an Darmverschlingung, an schlechter Verdauung und an Magenschwäche leiden. Er soll auch bei Pestanfällen Hilfe bringen. Solche Weine haben aber ein Alter von mehreren Jahren nötig, sonst sind sie nicht trinkbar.
Zweiter und kraftloser Wein
Der als Deuteria bezeichnete Wein, welchen einige auch Potimos nennen, wird auf folgende Weise bereitet: Auf die Trester, aus denen du 30 Metretes Wein ausgepresst hast, gib 3 Metretes Wasser, mische und stampfe es durcheinander, presse aus und koche es auf den dritten Teil ein. Auf jeden Chus der zurückbleibenden Metretes setze 2 Xestes Salz und fülle nach dem Winter in irdene Krüge ab. Verbrauche ihn aber im Jahre, denn er verliert rasch. Er ist ein gutes Mittel für solche, denen Wein zu geben wir Bedenken tragen, da wir durch das Verlangen der Kranken und bei solchen, welche sich nach der Krankheit langsam erholen, dazu gezwungen werden. Man macht auch einen sogenannten kraftlosen Wein, welcher dieselbe Wirkung hat wie Deuteria; man muss das gleiche Maß Wasser und Most miteinander mischen und über schwachem Feuer gelinde kochen, bis das Wasser verzehrt ist, danach abkühlen lassen und in ein ausgepichtes Gefäß umgießen. Einige mischen auch gleiche Teile Seewasser mitten aus dem Meere, Regenwasser, Honig und Most miteinander, füllen es um und stellen es vierzig Tage an die Sonne. Man gebraucht dieses zu denselben Zwecken ein Jahr hindurch.
Wein aus der wilden Traube
Der dunkle Wein aus der wilden Traube ist adstringierend und als solcher ein gutes Mittel gegen Bauch- und Magenfluss, sowie gegen die anderen Krankheitszustände, bei denen Adstringieren und Zusammenziehen angebracht ist.
Der Honigwein wird in hitzigen Fiebern denjenigen gegeben, welche einen schwachen Magen haben. Er erweicht nämlich etwas den Bauch, treibt den Harn und reinigt den Magen. Er ist ein gutes Mittel für Gicht- und Nierenkranke und für die, welche an Schwäche des Kopfes leiden; heilsam erweist er sich auch für wassertrinkende Weiber, denn er ist würzig und nahrhaft. Er wird dem Honigmeth vorgezogen, weil dieser aus herbem und altem Wein und wenig Honig bereitet wird, der Honigwein aber aus 5 Chus herben Mostes, 1 Chus Honig und 1 Becher Salz. Man muss ihn aber in einem großen Kessel herstellen, damit er Raum hat zum Aufwallen, indem man allmählich das eben genannte Salz zustreut, so lange er aufschäumt; wenn er sich beruhigt hat, muss man ihn in andere irdene Gefäße abfüllen.
Oinomeli
Der Honigwein hat den Vorzug, welcher aus altem und herbem Wein und geschöntem Honig gemacht ist, denn ein solcher bläht weniger auf und wird bald gut. Der alte ist nahrhaft, der mittleren Alters ist gut für den Bauch und treibt den Harn; nach der Mahlzeit genommen schadet er, dagegen vorher getrunken macht er voll, regt dann aber den Appetit an. Bei der Bereitung werden meist 2 Metretes Wein mit 1 Metretes Honig gemischt. Um ihn schneller fertig zu haben, kochen einige den Honig mit dem Wein zusammen und füllen ihn so um. Andere mischen des Vorteils (der Sparsamkeit) wegen mit 6 Xestes gärenden Mostes, mit 1 Xestes Honig und füllen ihn nach der Gärung um, er bleibt aber süß.
Melikraton (Honigmeth)
Der Honigmeth besitzt dieselbe Kraft wie der Honigwein. Wir wenden denselben ungekocht an da, wo wir den Bauch erweichen oder Brechen erregen wollen, wie bei verschluckten tödtlichen Giften, indem wir ihn mit Öl geben, gekocht aber bei solchen, die einen kleinen Puls haben, bei schwachen und von Husten belästigten Personen, ferner bei solchen, die an Lungenentzündung und an Schweiß leiden. Wenn das aufbewahrte (gelagerte) Getränk, welches einige eigentlich Hydromel nennen, ein mittleres Alter hat, so entspricht es der Deuteria und dem schwachen Weine, zur Wiederherstellung der Kräfte dienend. Daher ist es bei denen, welche an der Entzündung irgendeines Teils leiden, mehr angebracht, als Deuteria; das ältere dagegen ist bei Entzündungen und Verstopfungen zu verwerfen. Bei Magenleiden, Appetitlosigkeit und Schweibelästigung ist es von guter Wirkung. Es wird dargestellt, indem man zu 1 Teil Honig, 2 Teile altes Regenwasser mischt und in die Sonne stellt. Einige mischen Quellwasser zu, kochen bis auf den dritten Teil ein und bewahren es auf. Apomeli nennen einige das mit dem Wasser von ausgewaschenen Honigwaben bereitete und aufbewahrte Hydromel. Dieses muss man aber auch reiner machen; einige kochen dieses auch. Für Kranke ist es nicht geeignet, weil es zum größten Teil Bienenbrot enthält.
(von Dioskurides; in der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr)