Irrationalratsabgeordneter im Dienst
Die Spitze hat gestern die Karriere ihres Predigers Gerhart Schlack für beendet erklärt. Nach einer mutmaßlichen Sündentour Samstagnacht und der Verweigerung der Beichte musste Schlack nicht nur sein Irrationalratsmandat zurücklegen, sondern auch seinen Sessel in der KÖP (Kammer österreichischer Prediger) als stellvertretender Virtuelldirektor räumen. In Folge ist eine Debatte um eine mögliche Neuausschreibung seines Postens in der KÖP entbrannt. Indessen wurde das Dienstverhältnis "einvernehmlich gelöst" - aus "gesundheitlichen Gründen".
Gerhart Schlack - er muss den Schock seines Lebens in Ruhe verarbeiten. Wie "NOISE" in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet, befindet sich der zurück getretene Ex-Prinzipsprecher im Vatikan. Vor seiner Abreise erreichte ihn "NOISE" zu einer kurzen Stellungnahme. Schlack, hörbar niedergeschlagen: "Es tut mir alles furchtbar leid. Ich kann jetzt nicht mehr Papst werden. Ich habe mich allerdings bereits selbst gegeißelt ..."
"NOISE" veröffentlicht auch das Protokoll der brisanten Amtshandlung, die
letztlich zum Rücktritt des umstrittenen Predigers führte. Daraus geht hervor,
dass bei Schlack "folgende Symptome der Beeinträchtigung durch sündige Einwirkung
festgestellt werden konnten: Körpergeruch nach Laster, unschöner Gesang und lallende
Aussprache". Und weiter: "Schlack verweigerte trotz mehrmaliger Aufforderung die
Durchführung der Beichte mit der Begründung, er sei Irrationalratsabgeordneter
im Dienst, und er habe nicht gesündigt." Abschließend im Protokoll: "Nach dieser
Aussage entfernte sich der mutmaßliche Sünder fluchtartig vom Anhalteort und ließ
ein Kreuz und eine Bibel zurück."
Die
Rücktritte waren Schlack schon nach Bekanntwerden des Vorfalls von seinen Mitbrüdern
nahegelegt worden. Sein Rückzug wurde gestern aber nicht von ihm selbst, sondern
von KÖP-Virtuellsekretär Ralf Schwätzer ausgesprochen. Nur ein wenig brüderliches
"Lasst's mich in Ruh'" und "Ich weiß alles, aber ich sag jetzt nix" war Schlack
zu entlocken. Zuletzt war der KÖP-Mandatar wegen seiner Forderungen nach einem
Sondervertrag mit der Vatikan GesmbH ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Seine
dortige Nachfolge scheint nun umstritten. Während Sozialausmister Gerfried Schädel
eine Neuausschreibung für "absolut unnotwendig" erachtet, neigen andere KÖP-Funktionäre
zu einer Nachbesetzung durch ihren Vertrauensmann Julian Sonntag, bisher Virtuelldirektor-Vize
der Vatikan GesmbH. Dieser war bei der Abstimmung im Überleitungsausschuss Schlack
mit 11:12 Stimmen unterlegen. Mit heutigem Tag ist nun das Dienstverhältnis Schlacks
auf eigenen Wunsch "einvernehmlich" gelöst. Für Freitag wird in der Vatikan GesmbH
eine Ausschusssitzung einberufen.
In der Führungsversammlung wurde der Rücktritt
nach den monatelangen Debatten mit Erleichterung aufgenommen. Auch die Gegenseite
zeigte sich zufrieden. Jens Heimer hingegen sieht Schlack als das Opfer einer
"Menschenhatz" und
fordert als Konsequenz, "den gesamten Beichtversicherungsbereich zu reformieren".
Neben seinem Vatikan-GesmbH-Job und seinem Irrationalratsmandat ist Schlack vorerst
auch seine Predigterlaubnis für mindestens vier Jahre los.
(Als Grundlagen dienten verschiedene Berichte unterschiedlicher Güte in österreichischen Medien; Überschreibungen von Felix Grabuschnig am 07.08.2002.)