"Rad der Zeit"

R: Werner Herzog
Spezialauftritt: Dalai Lama
Deutschland 2003


Der bekannte deutsche Regisseur Werner Herzog erhielt erstmals die Erlaubnis, das im Buddhismus wichtigste Kalachakra-Ritual filmisch zu begleiten und damit einem größeren Publikum näher zu bringen. Von der buddhistischen Lehre bis zu diesem Zeitpunkt wenig berührt, fand Herzog auch erst nach einer Bitte der österreichischen buddhistischen Gesellschaft zu diesem Thema und machte sich an eine Dokumentation über das "Rad der Zeit", wie Kalachakra auch übersetzt heißt.

Das einem traditionell streng festgelegten Ablauf folgende Ritual fand 2002 in Bodh Gaya (Indien) als auch erstmals in Graz statt. An beiden Orten war Herzog inmitten der Feierlichkeiten und dokumentierte die Geschehnisse. Ganz besondere Aufmerksamkeit kommt der Entstehung des sogenannten Sandmandalas zu, ein von Mönchen in mühsamer Kleinarbeit gefertigtes und Manifestationen der obersten Gottheit Kalachakra beinhaltendes Bild, welches den Weg zur Erleuchtung weisen soll. Als Höhepunkt des Rituals wird das Sandmandala den Pilgern präsentiert und schließlich vom Dalai Lama als Zeichen der Vergänglichkeit wieder zerstört.

Herzog zeigt eindrückliche - mitunter verbotenerweise nur mit Digitalkamera gedrehte - Bilder von teilweise jahrelang gewanderten Pilgern aus Indien und Tibet und die beinahe befremdlich wirkenden Feierlichkeiten in Graz, die in steriler Stadthallenatmosphäre abgehalten wurden. Nicht umsonst warnt der Dalai Lama im Interview mit dem Regisseur die Mitglieder der westlichen Kultur vor einem Religionstourismus. Es gelte eher bei den eigenen kulturellen Wurzeln zu bleiben, aber andere Religionen verstehen zu lernen und so einen wesentlichen Beitrag zum Frieden zu leisten. Eine trotz der mitunter zu monotonen Monologe Herzogs aus dem Off sehr empfehlenswerte Dokumentation.

(ama;05/04)