"Japón"

R: Carlos Reygadas
D: Alejandro Ferretis, Magdalena Flores u. a.
Mexiko/Spanien 2002


Ein namenloser Mann mittleren Alters ist an einem Wendepunkt angelangt. Er reist in die karge Landschaft des mexikanischen Hochlandes, um sich dort das Leben zu nehmen. Bevor er sich daran macht, den eigenen Tod vorzubereiten, findet er Unterkunft bei der alten Witwe Ascen, die allein eine abgelegene Steinhütte bewohnt. Die beiden Menschen trennen Welten. Ascen strahlt die Gelassenheit und Ruhe eines gelebten, bescheidenen und vor allem durch starke religiöse Riten geprägten Erdendaseins aus. Der Unbekannte wirkt kraftlos einem desillusionierenden, kultivierten Stadtleben entronnen.

Langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden schicksalhaft zusammengeführten Personen. Der Mann sucht bei seiner Gastgeberin seelische und körperliche Nähe und beginnt sie zu unterstützen. Nach und nach erwachen trotz aller Verzweiflung die Lebensgeister neu. Für den Reisenden ist es noch nicht Zeit zu gehen. Trefflich visualisiert wird der Seelenzustand des Verzweifelten durch die einsame und raue Landschaft im Nirgendwo, die den Schauplatz dieses überzeugenden Spielfilmdebüts des Regisseurs Carlos Reygadas gibt.

Ausschließlich mit LaiendarstellerInnen arbeitend erzählt er die Geschichte eines in einer tiefen Lebenskrise steckenden Mannes, der vor einer schwierigen Entscheidung steht. Die beiden charismatischen ProtagonistInnen tragen diesen stillen, mitunter langatmigen und vor allem schwermütigen Film eindrücklich. Doch trotz seiner tragischen Note vermag Reygadas Film eine Botschaft zu vermitteln - die Bejahung des Lebens.

(ama;06/03)