25. Von Frauen machen dies (Mundverkehr) nur Charakterlose, Geile sowie Dienerinnen und Masseusen.
26. Es ist dies zu unterlassen, weil es nicht der Sitte entspricht und unanständig ist. Wer nämlich den Mund solcher Frauen berührt, gerät selbst ins Unglück. So sprechen die Lehrer.
27. Für den Liebhaber einer Dirne gilt dies nicht als sündhaft. Es ist aber auch aus anderen Gründen zu meiden, so lehrt Vatsyayana.
28. Daher vereinigen sich die Ostvölker nicht mit solchen Frauen, die den Mundverkehr pflegen.
29. Die Männer von Ahicchatra lassen sich nicht mit Huren ein; wenn sie es doch tun, meiden sie deren Mundarbeit.
30. Ohne Bedenken verkehren die Männer von Saketa in dieser Weise.
31. Aber die Leute von Nagara pflegen von sich aus keinen Mundverkehr.
32. Ohne jede Bedenken pflegen ihn dagegen die Männer von Surasena.
33. Sie sagen nämlich so: "Wer darf denn überhaupt auf Charakter, Reinheit, gutes Betragen, frommen Wandel, Verlässlichkeit, das Wort der Frauen vertrauen? Sie sind ja von Natur aus unrein, aber doch nicht zu meiden. Deswegen ist ihnen gemäß den religiösen Gesetzbüchern Reinheit zuzugestehen. Solches sagt man ja:
'Die Jungkuh ist beim Milchgeben rein;
der Hund
ist beim Packen des Wildes rein;
der Vogel ist es beim Herabwerfen von Früchten,
der Frauenmund bei der Liebesvereinigung.'"
34. Wegen der Meinungsverschiedenheit unter den Gelehrten und der Mehrdeutigkeit der religiösen Gesetzbücher soll man entsprechend den Gepflogenheiten der Gegend und nach der Natur und Veranlagung seiner selbst handeln; so urteilt Vatsyayana.


(aus dem Kamasutra von Mallanaga Vatsyayana; irgendwann in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends n.Chr.)
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