Marlene Faro: "An heymlichen Orten"
Männer und der weibliche Unterleib. Eine andere Geschichte der Gynäkologie
Geplant war ein flott zu lesendes Buch über die Geschichte der
Gynäkologie, das die Historikerin Marlene Faro verfassen
wollte. Entstanden ist ein erschütterndes, aber deswegen nicht
minder fesselndes, Dokument brutaler Vereinnahmung und Ausbeutung von
Frauen durch männliche Wissenschaft. Die Autorin
beschäftigt sich mit dem für die von Männern
betriebene Medizin lange geheimnisvollen und bedrohlichen weiblichen
Unterleib. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden Frauen mit abstrusesten
Diagnosen und Behandlungen traktiert und von Frauenärzten
kraft ihrer Autorität auf das Erbärmlichste als
Persönlichkeit diskreditiert.
Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert beschreibt Faro den Umgang
männlicher Wissenschaft mit dem unbekannten Wesen Frau. Noch
vor wenigen Jahrzehnten durften Frauen nicht nur ungestraft als
Mittelding zwischen Mensch und Tier bezeichnet werden, sondern wurden
auch leichtfertig als Experimentierfeld für eine skrupellose
Ärzteschaft instrumentalisiert. Über Jahrhunderte
tradierte Vorurteile und Einstellungen gegenüber der
weiblichen Bevölkerungshälfte haben auch in unserer
vermeintlich fortschrittlichen Informationsgesellschaft westlicher
Prägung noch anhaltende Auswirkungen. Es kommt nicht von
ungefähr, dass verstärkt Frauen heute noch immer
fürchten, durch den
Alterungsprozess
für Männer nicht mehr attraktiv zu sein.
Wurde Frauen doch
seit
Ewigkeiten Existenzberechtigung nur als Gebärende
zugestanden. Sie galten als triebhaft und dumm, verlogen und
gefährlich für die eigentlichen Menschen - die
Männer. Die Autorin wundert sich selbst, mit welcher
Dreistigkeit Gelehrte all ihre Ängste, Komplexe und ungeliebte
Eigenschaften auf
das
andere Geschlecht unter dem Deckmantel von
Wissenschaftlichkeit projizieren konnten. Während
unzählige der a priori als niedrig geltenden Frauen durch
brachialmedizinische Methoden zugrunde gingen, wurden heilkundige
Hebammen dem Scheiterhaufen
anheim gegeben. Es ist erstaunlich, wie
tief sich Männer seit Langem
vor Frauen
fürchten. Sollte man(n) gelesen haben!
(ama; 04/2002)
Marlene
Faro: "An heymlichen Orten.
Männer und der weibliche Unterleib. Eine andere Geschichte der
Gynäkologie"
Reclam Verlag Leipzig, 2002. 210 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen
Weitere
Buchtipps:
Goedele Liekens: "Das Vagina-Buch"
Halten Sie sich fest. Eine us-amerikanische Studie zeigt: Die
Hälfte der Frauen ist überzeugt, dass sie zu wenig
über ihre Vagina weiß, ein Viertel tut sich schwer,
über sie zu sprechen, und ein Viertel hat die eigene Vagina
noch nie im Spiegel betrachtet. Und die Männer? "Er" ist zu
klein, sagt einer von fünf Männern, aber nur eine von
17 Frauen. Denn Männer unterschätzen ihre wahre
Penisgröße und gehen von höchst
unrealistischen Maßen aus. Von wegen weltoffen, modern,
unverklemmt! Offensichtlich sind unsere intimsten Körperteile
immer noch mit einem großen Tabu belastet. Hier kommt eine
Stimme, die endlich einmal laut sagt, wie es ist. (Heyne)
Buch
bei amazon.de bestellen
Élisa
Brune, Yves Ferroul: "Das Geheimnis der Frauen. Alles über den
weiblichen Orgasmus"
"Wann hatten Sie zum ersten Mal einen Orgasmus?", "Wie oft
erleben Sie ihn beim Sex?", "Täuschen Sie ihn manchmal vor?
Warum?", und "Was erregt Sie besonders?". Wer mehr über den
weiblichen Orgasmus wissen will: In diesem Buch sprechen Frauen
über ihre Erfahrungen, Wünsche und Fantasien.
Zusammen mit den neuesten Erkenntnissen aus der Wissenschaft ergibt
sich ein umfassender Blick ins Universum weiblicher Lust. (Goldmann)
Buch
bei amazon.de bestellen
Johannes C. Huber: "Frauen lieben anders.
Die weibliche Sexualität aus neuer Sicht"
In diesem Buch greift der Gynäkologe und
Reproduktionsmediziner Johannes C. Huber ein heißes Eisen an:
Frauen und Männer erleben Sex, Liebe und Erotik vollkommen
unterschiedlich.
Während die werdende Mutter ihr Kind 266 Tage ernährt
und trägt, mutet der Beitrag des männlichen
Körpers zur Fortpflanzung bescheiden an - oft
beschränkt er sich auf Erektion und Ejakulation. Das weibliche
Gehirn verhält sich daher bei Sexualakt und Orgasmus anders
als das männliche. Man könnte auch sagen, die Frau
denkt und fühlt nachhaltig, während die
männlichen Ganglien dies erst noch lernen müssen.
Mutter Natur hat nämlich Sex und Fortpflanzung zur Erhaltung
der Art verschränkt. In den letzten 50 Jahren wurden beide
auch dank der Medizin stark entkoppelt: Sex ohne Reproduktion und
Reproduktion ohne Sex wurden zur Selbstverständlichkeit.
Ersteres durch die Antibaby-Pille, Letzteres durch künstliche
Befruchtung. Beides trug entscheidend zur Emanzipation der Frau bei,
aber die Euphorie der sexuellen Revolution überlagerte einen
entscheidenden Aspekt der menschlichen Sexualität: Die
Beziehung der Geschlechter ist geprägt durch ein sehr
spezifisches Erleben, in dem sich die Unterschiede zwischen Mann und
Frau sehr deutlich manifestieren. Dazu kommt, dass sich in der
Eizellenforschung eine Revolution anbahnt. (Seifert Verlag)
Buch
bei amazon.de bestellen