Kai
Meyer: |
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"Die
fließende Königin" "Das steinerne Licht" "Das gläserne Wort" |
Eine abenteuerliche Fantasy-Trilogie
Kai Meyer schreibt eigentlich Bücher für Kinder und Jugendliche, und auch diese Trilogie ist sicherlich in erster Linie für dieses Publikum gedacht. Aber auch Erwachsene können an seinem Werk durchaus ihre Freude haben, wie man beim Lesen dieser drei Bücher feststellen kann; zumindest, wenn man sich noch einen Teil seiner Fantasie und seiner Kindlichkeit bewahrt hat. Wie jemand mal so schön sagte: "Erwachsen ist man, wenn man nichts mehr vorhat."
"Fantasy" bedeutet, sich in eine Art Traumwelt zu begeben, und Venedig ist für viele Menschen sicherlich eine Stadt der Träume, weswegen es wohl nur folgerichtig ist, dass diese Trilogie in Venedig ihren Ausgangspunkt nimmt. Aber es ist nicht das Venedig, das wir heute kennen, und auch die Welt, in der es sich befindet, ist eine deutlich andere. Der größte Teil der Welt ist zu der Zeit dieser Geschichte durch die Horuspriesterschaft der Ägypter mit Hilfe von Sphinxen und Mumienkriegern erobert worden, und nur Venedig leistet diesem Ansturm seit nun fast 30 Jahren Widerstand, genau wie das zaristische Russland. Beide Gebiete werden dabei von seltsamen, gottähnlichen Wesen unterstützt. In Venedigs Fall handelt es sich hierbei um die fließende Königin, die im Wasser der Kanäle der Stadt herrscht und auch die Schutzheilige der hier lebenden, von den Menschen ausgebeuteten, Meerjungfrauen ist. Gleichzeitig bieten die Mächte der Hölle, die in dieser Welt ein Ort ist, zu dem man Expeditionen unternehmen kann, der Stadt weitere Hilfe an.
In dieser Stadt begegnen wir den beiden Waisenkindern Merle und der blinden Junipa, die auf dem Weg zu der Werkstatt eines Spiegelmeisters sind, wo sie eine Ausbildung erfahren sollen. Hier werden sie zunächst von einer ehemaligen Meerjungfrau namens Unke empfangen, die aus Liebe zu einem Menschen bei einer Meerhexe ihren Fischschwanz gegen Beine ausgetauscht hat. Aber dieses Projekt ist schief gegangen, weswegen sie nach der Verstoßung durch ihren Geliebten zum Spiegelmacher gekommen ist.
In der Werkstatt des Spiegelmachers lernen die Mädchen eine Menge über die Zauberei, die dazu verwendet wird, Spiegel zu machen, und der Spiegelmeister gibt Junipa sogar aus Spiegelglas gefertigte Augen, mit denen sie weit mehr sehen kann als jeder andere Mensch. Wie in vielen anderen Gildegebieten der Geschichte gibt es auch in Venedig Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Gruppen, und im Laufe einer Auseinandersetzung mit Mitgliedern einer anderen Gruppe lernt Merle einen jungen Mann namens Serafin kennen, mit dem sie wenig später auf dem Karneval ausgeht. Dabei kommen die beiden zu einem Treffen verräterischer venezianischer Ratsherren, die versuchen, die Essenz der fließenden Königin an Abgesandte der Ägypter zu geben. Im Verlaufe der folgenden Auseinandersetzung werden Merle und Serafin getrennt, und Merle wird von der Königin überredet, sie zu trinken, sodass die Königin zu einer Art ständigem Passagier in Merle wird.
Da die Stadt nun schutzlos ist, beginnen die Ägypter einzumarschieren, was Serafin in den Widerstand treibt und Merle zwingt, die Stadt zu verlassen, was ihr mit Hilfe eines geflügelten Löwen namens Vermithrax gelingt. Dabei nimmt sie Junipa mit, die der Spiegelmeister eigentlich den Mächten der Hölle überantwortet hat.
Genau hierhin verschlägt es Vermithrax, Merle und Junipa schließlich auf der Suche nach Verbündeten im Kampf gegen die Ägypter in "Das steinerne Licht", das von einem Meteor namens Luzifer ausgeht und das die Fähigkeit hat, sogar Steine zu beleben. Hier – in der Hölle – trifft Merle auf ihren Vater und erfährt einiges über ihre eigene Familie und darüber, wie sie ins Waisenhaus gekommen ist. Und sie erfährt auch von den Plänen, die die Mächte der Hölle für Junipa haben. In einem atemberaubenden Chaos gelingt ihr schließlich mit ihren Freunden die Flucht aus der Hölle .
Serafin hat in der Zwischenzeit in Venedig eine Gruppe von Rebellen gefunden, die sich um eine abtrünnige Sphinx versammelt haben, die in einer sehr seltsamen Verbindung zu Merle steht. Diese Sphinx bewacht in Venedig das Grab einer gottähnlichen Sphinx und hat einen Plan, deren Erweckung durch die Mumienkrieger zu verhindern, was diese nämlich zu einer Waffe für den Gegner machen würde. Durch ihre Heimlichtuerei kommt es allerdings zu einer Verhinderung dieser Aktion durch Serafin, worauf die Rebellen Venedig mit Hilfe der Meerjungfrauen fluchtartig verlassen müssen. Am Ende des Buchs finden sie sich auf dem toten Körper einer gigantischen Meerhexe mitten im Ozean wieder.
Von dieser Meerhexe gelingt ihnen schließlich die Flucht durch einen Spiegel mit Hilfe des "Gläsernen Worts", das es ermöglicht, durch Spiegelflächen in andere Welten zu gehen. Durch diesen Zauber gelangen die Rebellen schließlich nach Ägypten, wo auch Merle und ihre Verbündeten zusammen mit dem personifizierten Winter an die Oberfläche gekommen sind, nach ihrer Flucht aus der Hölle. Hier, in Ägypten, kommt es dann zum weltenerschütternden Showdown zwischen den Mächten des Guten und denen des Bösen, bevor alle Beteiligten wieder nach Venedig zurückgehen können, wo die Abenteuer ihrer weiteren Leben beginnen ...
Das Ende des dritten Bandes deutet stark auf eine weitere Trilogie hin, in der einige der genannten Helden neue Abenteuer in der Spiegelwelt oder auch auf der hier beschriebenen Welt selbst erleben werden. Dies ist sicherlich etwas, auf das man sich freuen darf.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2002)
Kai Meyer:
"Die fließende Königin"
Ab
12 J.
Loewe, 2001. 273 Seiten.
3-7855-4015-9.
ca. EUR 14,50. Buch bestellen
"Das steinerne Licht"
Loewe, 2002. 347
Seiten.
3-7855-4278-X.
ca. EUR 14,90. Buch bestellen
"Das gläserne Wort"
Loewe, 2002. 284
Seiten.
3-7855-4403-0.
ca. EUR 14,90. Buch bestellen