Christian Jacq: "Die Pharaonen"

Die Umwandlung von Zeit in Ewigkeit

"Die pharaonische Institution ist wahrscheinlich die stabilste Form politischer Macht, die die Menschheit je gekannt hat."



Dieses Buch bietet keinen konservativen "Frontalunterricht", vielmehr nimmt der Leser an einer kurzweiligen (fiktiven) Reise ins heutige Ägypten teil, auf die sich der Autor in Begleitung zweier wissensdurstiger Kinder, Susanne und Isidor, begibt. Das Land mit seinen beeindruckenden Bauwerken wird durchwandert aber auch ein Kamelritt durch die Wüste steht auf dem Programm.

Kenntnisse werden nicht nüchtern-sachbuchartig vermittelt, sondern kommen dem Leser in der lebendigsten Form, der direkten Rede, in zahlreichen Dialogen quasi entgegen. Es ist eine Freude, anhand dieses überaus gelungenen"Frage- und Antwortspiels", das durch zahlreiche schöne Fotos, Zeittafeln und Skizzen, aber auch erzählerische Passagen ergänzt wird, eine längst versunkene Epoche (wieder) zu entdecken.

Der freundliche, einladende Schreibstil der Erzählpassagen und die poetischen Formulierungen tragen ebenfalls entscheidend zum positiven Gesamteindruck bei, den das Buch hinterlässt. Kindgerecht, jedoch nicht oberflächlich vereinfachend ist Christian Jacqs "Die Pharaonen" meiner Meinung nach für Geschichtsinteressierte aller Altersklassen ein Leckerbissen.

Ein Satz wie "Die Kobra ist das dritte Auge des Pharaos, mit dessen Hilfe er weiter sehen kann als andere Menschen" bietet für Kenner der österreichischen Innenpolitik des Jahres 2001 Anlass zum Schmunzeln, auch der Name eines Pharaos - Pepi II. -, dessen Regentschaft unglaubliche 94 Jahre lang andauerte, klingt geradezu vertraut.

"Der Pharao besaß zwei grundlegende Eigenschaften: Sia, die Intuition, durch die er das Innere der Wesen und Dinge erkennen konnte, und Hu, das schöpferische Wort, das seinen Worten und Handlungen Wirkung verlieh"; Eigenschaften also, die Führungspersönlichkeiten generell aufweisen sollten...
Erfreulicherweise beschränkt sich Christian Jacq jedoch keineswegs darauf abstrakte Begriffe zu skizzieren, sondern behandelt neben Fragen wie "Musste ein Pharao eigentlich viel arbeiten, oder was machte er sonst so den ganzen Tag?" auch spirituelle Belange sowie Rituale und beleuchtet die Bedeutung der Naturgewalten (Stichwort "Nilhochwasser") für die ägyptische Kultur. Markante Geschichten von Göttern und Herrschern gewähren Einblicke in die Geisteswelt dieser Hochkultur, die viele tausend Jahre lang erstrahlte und deren sichtbare Reste uns heute in Erstaunen versetzen. Christian Jacq gibt nicht vor, aller Rätsel Lösungen zu kennen, er bietet Denkansätze an und lässt im übrigen der Fantasie der Leser Raum und Entfaltungsmöglichkeiten.

Das Buch eignet sich nicht zuletzt ausgezeichnet als Lesestoff für neugierige Nachwuchsarchäologen!

(kre)


Christian Jacq: "Die Pharaonen"
dtv Reihe Hanser.
ISBN 3-423-62053-6.
ca. EUR 10,-.
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