Kai Meyer: "Die Sturmkönige"
Wunschkrieg
"Wunschkrieg" ist der zweite Band der "Sturmkönige"-Trilogie
von Kai Meyer, der im März 2009 als gebundene Ausgabe im
Lübbe-Verlag erschien.
Tarik steht allein da. Seine einstige Liebe Maryam ist tot, seinen
Bruder Junis, der von der geheimnisvollen Sabatea überredet
wurde, sie durch das Dschinnreich nach Bagdad zu führen, hat
er ebenfalls verloren. Und Sabatea selbst ist Gefangene des Kalifen.
Tarik weiß nicht, wie er mit den Verlusten umgehen soll. Er
beschließt, Sabatea aus dem Palast zu befreien, doch selbst
für einen berühmten Teppichflieger wie ihn ist dies
ein mehr als waghalsiges Unternehmen.
Doch die Befreiung Sabateas wirkt immer mehr wie ein geringes Problem,
denn Tarik muss feststellen, dass es vieles gibt, das er nicht
weiß. So erfährt er nach und nach die ganze Wahrheit
über Sabatea und gerät immer tiefer in das Mysterium
um den Dritten Wunsch.
Als Tarik die ganze Wahrheit kennt und Amaryllis’ Visionen,
dessen Auge Tarik trägt, endlich versteht, ist er bereits
mittendrin in der gefährlichen Bedrohung, die von den
Dschinnen und ihren Plänen ausgeht.
Wer den ersten Band gelesen hat, wird unweigerlich wissen wollen, wie
die Geschichte rund um Tarik, Maryam, Junis, Sabatea und Andere
weitergeht, doch manch einer mag - wahrscheinlich eher
irrtümlich - mit dem zweiten Band beginnen. Auch wenn man
selbstredend mit dem ersten Teil beginnen sollte, da alle drei
Bände eine gesamte Geschichte ergeben und nicht voneinander
getrennt zu sehen sind, ist ein Einstieg mit dem zweiten Band durchaus
möglich. Kai Meyer gibt auch im mittleren Teil der Trilogie
ausführliche Informationen zu den einzelnen Charakteren und
Geschehnissen, wobei diese gänzlich im Text eingebettet sind,
was zwar typisch für Kai Meyer ist, jedoch eher unpraktisch,
wenn man alle Bände hintereinander liest. In diesem Fall kommt
es nämlich unweigerlich zu Wiederholungen, die man vermeiden
könnte, wenn man vorweg einfach eine Zusammenfassung des
vorangegangenen Bandes oder der vorangegangenen Bände stellen
würde.
Von diesem kleinen Manko abgesehen zieht "Wunschkrieg" den Leser jedoch
rasch ins Geschehen und bindet Leser beider Kategorien gut ein, zumal
auch neue Figuren auftreten, die entdeckt, ergründet und
begleitet werden wollen.
Kai Meyer ist generell ein in Deutschland mittlerweile sehr bekannter
Autor. Ob nun aus dem Krimigenre, dem historischen Bereich oder als
Autor von Kinder- beziehungsweise Jugendliteratur, so ziemlich alle
Werke Kai Meyers haben fantastische Aspekte. Besonders erfolgreich
umgesetzt sind diese jedoch bei Kai Meyers Trilogien, die sich bislang
allesamt großer Erfolge erfreuen, ob sie nun unter Piraten,
im alten China,
in Venedig oder eben wie die
"Sturmkönige"-Trilogie in Bagdad spielen.
Bei den "Sturmkönigen" setzt sich die Magie stilecht aus
fliegenden Teppichen, Wünsche erfüllenden Ifrits und
anderen Merkmalen aus
1001 Nacht zusammen: schillernden Figuren und
Gewändern, geheimnisvollen Gassen, feuchtheißen
Badehäusern, lauten Basaren und derlei mehr.
Diese Trilogie jedoch ebenso in die noch immer florierende und beliebte
Fantasy-Ecke zu stecken wäre falsch und
würde der Trilogie nicht gerecht.
Im zweiten Band zeigt sich sehr deutlich, dass Bedrohungen aus
verschiedenen Bereichen warten, und diese Bedrohungen sind teils
geheimnisvoller Natur, teils jedoch auch sehr offen formuliert.
Protagonist Tarik zeigt merklich aggressives Potenzial, es kommt zu
handgreiflichen Auseinandersetzungen bis hin zu brutalen
Kämpfen mit ebensolchem Ausgang, auch wenn an anderer Stelle
heiß geliebt wird, und all das zeigt, dass "Wunschkrieg"
beziehungsweise diese Trilogie sich sehr deutlich an ältere
Jugendliche und Erwachsene richtet. Darüber hinaus
dürften manche Aspekte des Romans für Kinder und
jüngere Jugendliche schlichtweg nicht verständlich
sein, weil sie sehr komplex angelegt sind. Für
jüngere Leser ist die Trilogie daher eher nicht geeignet,
für die älteren Leser hingegen ein umso
interessanterer Lesegenuss, denn während "Dschinnland", der
erste Band der Trilogie, zunächst in Kai Meyers fantastischen
Orient einführt und Probleme anreißt, erreichen
diese in "Wunschkrieg" Höhepunkte, neue Konflikte treten auf,
und insgesamt sind die Konfrontationen direkter, wirken engmaschiger
und somit zugleich bedrohlicher als im ersten Band.
Als Kai Meyer-Fan kommt man um die
"Sturmkönige"-Trilogie ohnehin nicht herum und wird auch beim
zweiten Band handlungsreich und spannend verpackt unterhalten. Wer
bislang mit dem Autor noch nicht warm werden konnte, sollte es bei
dieser Trilogie nochmals versuchen, soviel ist nach dem zweiten Band
offensichtlich. Die "Sturmkönige", und mit ihnen
"Wunschkrieg", spannen den Bogen zwischen Kai Meyers
größten Erfolgen - dem historischen Roman mit
fantastischen Elementen und den fantastischen Fantasy-Titeln
- sehr erfolgreich, vermögen sicherlich beide Lesergruppen in
gewisser Schnittmenge zu erreichen, haben jedoch auch das Potenzial,
neue Leser zu gewinnen.
(Tanja Thome; 05/2009)
Kai
Meyer: "Die Sturmkönige. Wunschkrieg"
Lübbe, 2009. 428 Seiten.
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Hörbuch:
Lübbe Audio, 2009. 6 CDs.
Sprecher: Andreas Fröhlich.
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Der
erste Teil der Trilogie:
"Die Sturmkönige. Dschinnland"
Am Tag seiner Geburt trug sein Vater ihn auf einem
fliegenden Teppich hinauf in den Himmel über Samarkand - Tarik
al-Jamal, den
besten Schmuggler auf den Himmelsrouten des Orients. Keiner reitet
einen Teppich
wie er - bis er draußen im Dschinnland, den
tödlichen Wüsten zwischen
Samarkand und Bagdad, seine große Liebe Maryam verliert.
Gebrochen und einsam
verdingt sich Tarik bei illegalen Teppichrennen. Doch dann will sein
jüngerer
Bruder Junis die mysteriöse Sabatea durchs Dschinnland
nach
Bagdad bringen.
Tarik fürchtet um das Leben der beiden - und stellt sich
einmal mehr den
Geistern seiner Vergangenheit. Eine mörderische Jagd durch die
Wüste beginnt,
eine Odyssee auf fliegenden Teppichen, mitten in den Krieg zwischen
Dschinnen
und Sturmkönigen. (Lübbe)
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