Rudolf Herfurtner: "Klimt für Kinder"
"Der
Kuss" oder im
Himmel der Liebe
Gustav Klimt und seine Schlagobers liebende Katze als
Museumsführer
Bereits mit den Musik-Bilderbüchern entwickelte der Annette
Betz Verlag ein großartiges
Konzept, um Kindern im Grundschulalter Klassische Musik
näherzubringen. Nun
startet er eine neue Reihe, mit der an diesen großen Erfolg
angeknüpft werden
soll. Für den ersten Band, "Klimt für Kinder", konnte
der namhafte
und erfolgreiche Autor Rudolf Herfurtner gewonnen werden.
Ausstellungen, Galerien oder Museen sind in jeder
größeren Stadt zu finden.
Doch Kinder sieht man dort in der Regel nur selten. Warum eigentlich?
Haben doch
gerade sie eine ganz unbefangene und natürliche Art, Kunst zu
begegnen, die für
sie keineswegs ein Produkt darstellt, sondern ein Prozess der kreativen
Auseinandersetzung ist.
Mittlerweile gibt es zwar vielfältige spezielle Angebote oder
gar eigene
Kindermuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die
der kindlichen
Neugier und Entdeckungslust Kunst näher bringen wollen, aber
auch in den
eigenen vier Wänden kann man schon den Jüngsten einen
ungezwungenen Zugang zu
Leben und Werk berühmter Künstler vermitteln und sie
somit spielerisch zur
Auseinandersetzung mit selbigen anregen.
Kunst und Spiel
Das vorliegende zielgruppengerechte Kunst-Bilderbuch für
Kinder ab sechs Jahren
setzt nicht nur auf das geschriebene Wort und ansprechende
Darstellungen,
sondern es lädt die Kinder gleichzeitig zum interaktiven
Erleben ein. Hier können
sie wählen: auf der einen Seite zwischen lustigen und
informativen Geschichten,
die die bedeutendsten Werke des österreichischen Malers Gustav
Klimt vorstellen
und nebenbei die eine oder andere Begebenheit aus seinem Leben
vermitteln, auf
der anderen mittels einer beigelegten CD-ROM, die das (vor)gelesene
Wissen in
einem Quiz testet bzw. mit Puzzles, Memorys
und Suchbildern die
"zerstörten" Werke wieder zusammensetzen lässt.
Durch die Buchseiten führt Gustav Klimts kleine gewitzte
Katze, welcher der
mehrfach ausgezeichnete in Deutschland lebende Illustrator Laurence
Sartin Leben
eingehaucht hat. Sie, die ständig im Haus des zu Lebzeiten
umstrittensten, aber
auch beliebtesten Künstlers der Jahrhundertwende (1862-1918)
und des
Jugendstils in Österreich, umherschleicht, entdeckt dabei
allerhand
interessante Dinge.
1897 gründete Klimt die "Wiener Secession", eine Vereinigung
bildender Künstler in der Zeit des Fin de siècle,
deren erster Präsident er
wurde und deren Mitglieder sich von der altmodischen Auftragsmalerei
abgrenzen
wollten. Das Gründungsgebäude, ein
wunderschöner weißer Kunsttempel, ist
auch heute noch zu besichtigen. Zur Eröffnung kam einst sogar
der Kaiser höchstpersönlich.
Maltechniken oder Schlagobers
Seite für Seite stellt die pfiffig-geistreiche Katze einige
der bekanntesten
Werke des Malers vor, erläutert Entstehungsgrund, das Motiv
und geht auf
Maltechnik, Farb- und Materialwahl ein.
Sie beginnt mit zwei Porträts ("Friederike Maria Beer", 1916,
"Bildnis Emilie Flöge", 1902), beschreibt den monumentalen
34,14
Meter langen und bis zu 2,15 Meter breiten "Beethoven-Fries", 1902,
präsentiert
verschiedene Landschaftsgemälde (u. a. "Kirche in Unterach am
Attersee",
1907 sowie "Der Sumpf", 1900), bis zu den Bildern seiner
"goldenen Periode", zu denen zum Beispiel "Adele Bloch-Bauer
I" (1907) und vor allem "Der Kuss" (1907/08) gehören.
Großartig ist auch die "Werkanalyse" der
kleinen Katze (mit der besonderen Vorliebe für Schlagobers)
des wunderschönen
Speisesaals in der Villa Stoclet in Brüssel, den Klimt einem
reichen belgischen
Ingenieur und Finanzmann ausgestaltete.
Da der zeitlebens unverheiratete Gustav, wie er liebevoll von seiner
Katze
genannt wird, die Frauen liebte und auch mehrere Kinder hatte - manche
sprechen
von vierzehn - endet das wunderschöne Buch mit seinem
eindrucksvollen Gemälde
"Hoffnung II" (1907/08), auf dem Trauer und Tod gemeinsam mit der
Hoffnung und dem Neubeginn (in Gestalt einer schwangeren Frau)
abgebildet sind.
Ein kurzer Lebensabriss des Malers ergänzt dieses
wunderschöne Buch.
Außerdem sind die abgebildeten Gemälde
zusätzlich mit am Ende erläuterten
entsprechenden Symbolen gekennzeichnet, um das Auffinden auf der
beiliegenden
CD-ROM und die Zuordnung zu dem jeweiligen Bereich (Bildergalerie,
Zeitleiste,
Spiele - Puzzle und Verschiebepuzzle, Memory,
Suchbild und
Fehlersuche - oder Quiz) problemlos zu ermöglichen.
Fazit:
Auf spielerische Art werden Kinder in die reiche und farbige Welt der
Kunst
eingeführt. Und natürlich darf und soll der kindliche
Kunstinteressierte auch
selbst mithilfe der beiliegenden CD-ROM spielerisch kreativ werden.
Ein äußerst gelungener Auftakt einer
vielversprechenden Kinderbuchreihe, die
Kindern glanzvolle Kunstwerke zugänglich machen soll. "Klimt
für
Kinder" vereint wertvolle Wissensvermittlung und interaktive
spielerische
Auseinandersetzung mit dem Gelernten. Hier wird Kunst nicht nur
konsumiert!
Mein Prädikat: Besonders wertvoll!
(Heike Geilen; 08/2008)
Rudolf
Herfurtner: "Klimt für Kinder"
Mit Vignetten von Laurence Sartin.
Annette Betz Verlag, 2008. 30 Seiten, mit 1 CD-ROM. (Ab 6 J.)
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