Hermann Stange, Dorothea Tust: "Entdecker"
Von Leif Eriksson und Marco Polo bis Charles Darwin und Juri Gagarin
Die
Macht der Neugier
Manche Menschen interessiert die Frage nicht sonderlich, was sich wohl
hinter dem Horizont befindet, andere hingegen sind voller Neugier und
können solche Unwissenheit kaum ertragen. Mit diesem Gedanken
leitet Hermann Stange sein Entdecker-Buch ein.
Er erzählt von
Entdeckern, deren Abenteuer sich auf den Weltmeeren oder
seinerzeit fremden Kontinenten abspielten: in chronologisch korrekter
Reihenfolge zunächst vom Wikinger Leif Eriksson, dem
vermutlich ersten Europäer auf amerikanischem Boden, von Marco
Polo, dem berühmten Handelsreisenden, der siebzehn Jahre am
Hof des Mongolenkhans in Peking verbrachte und seine Memoiren in einem
Genueser Gefängnis einem Mithäftling diktierte, und
Vasco da Gama, der auf einer strapaziösen Reise als erster
Europäer Indien erreichte und so die Umgehung des arabischen
Handelsmonopols auf dem Festland möglich machte.
Diesen Kurzbiografien folgen jene von Christoph
Kolumbus, der bekanntlich auf der Suche nach einer Westroute
nach Indien den amerikanischen Kontinent wieder entdeckte und dies bis
zu seinem Tode nicht einsehen wollte, von James
Cook, der die Legenden um einen geheimnisvollen
Südkontinent entkräftete, bei seinen Seeleuten
Skorbut mittels vitaminreicher Nahrung vermied - eine wirklich
erwähnenswerte Neuerung! - und schließlich von
Hawaiianern erschlagen wurde, sowie von Alexander von Humboldt, der die
südamerikanische Flora genau untersuchte und auch viele
weiße Flecken von der Landkarte des mächtigen
Subkontinents tilgte.
Der nächste Porträtierte, Charles Darwin, profitierte
von Humboldts zahlreichen Schriften und machte auf seinen eigenen
Entdeckungsreisen Beobachtungen, die ihm seine Evolutionslehre
ermöglichten. Weniger bekannt ist Ida Pfeiffer, die als
hochgebildete Laiin viele Länder bereiste und zahlreiche
anthropologische Studien durchführte. Nach ihr werden Roald
Amundsen und Robert Scott porträtiert, die beiden
Exkursionsführer, die als Erste den Südpol erreichten.
Jacques-Yves Cousteau, der das Filmen unter Wasser einführte
und somit Meere und Tiefsee über die Fernseher jedermann
zugänglich machte, ist ein weiteres Kapitel gewidmet. Den
Schluss bildet der Abschnitt über das Abenteuer Weltraum und
Juri Gagarin, den ersten Menschen im All.
Die Texte sind leicht verständlich und spannend verfasst und
sprechen daher eine recht weite Altersspanne an. Zahlreiche liebevoll
angefertigte, oftmals amüsante, aber auch informative
Zeichnungen ergänzen und illustrieren die Biografien. So
werden Handelsgüter dargestellt, Schiffe der Entdecker
skizziert, ihre Haupttätigkeiten meist humorvoll eingefangen
und natürlich auch die Protagonisten selbst
porträtiert.
Manchmal könnten die Texte mehr oder detailliertere
Informationen über die eigentlichen Entdeckungen und Arbeiten
der dargestellten Persönlichkeiten enthalten - begleitende
Erwachsene werden die eine oder andere Frage beantworten
müssen. Andererseits haben die doppelseitigen Texte eine
für die Zielgruppe ideale Länge und vermitteln auch
Kenntnisse über geschichtliche Zusammenhänge und
technische Details. Die originellen, in schönen Farben
gehaltenen Illustrationen fesseln die Aufmerksamkeit der jungen Leser
und machen neugierig auf die Inhalte der Texte.
Ein schönes Kinderbuch, das Mut macht, wissenschaftliche
Neugier auszuleben!
(Regina Károlyi; 04/2007)
Hermann
Stange, Dorothea Tust: "Entdecker"
Annette Betz, 2007. 31 Seiten. (Ab 5 J.)
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