Bernd Flessner: "Geniale Denker und clevere Tüftler"
20 bahnbrechende Erfindungen der Menschheit
Das Pferd frisst keinen
Gurkensalat
Von der nutzbringenden Zähmung des Feuers durch den Menschen vor über 800.000
Jahren bis zur Inbesitznahme des Weltalls in der Gegenwart berichtet dieses
Buch, welches in Zusammenarbeit mit dem "Jugend-Brockhaus" entstand.
Vorgestellt werden 20 bahnbrechende Erfindungen der Menschheit und der manchmal
auch sehr schwierige Weg ihrer genialen Denker und cleveren Tüftler, die
nicht immer am Erfolg partizipieren konnten.
Entstanden ist ein interessantes und sehr kurzweiliges Buch für Kinder ab 10
Jahren, das auch Erwachsene begeistern wird.
"Wer über die Welt informiert sein will, muss lesen können",
so steht es auf einer Seite dieses wunderbaren Kindersachbuches. Kluge Worte des
Autors Bernd Flessner. Seine Helden waren ebenso blitzgescheite, manchmal auch
nur gewiefte Leute, die mit ihren Ideen dazu beitrugen, dass man zum Beispiel
solch intelligente, bisweilen genauso weniger intelligente Worte einer größeren
Mehrheit zugänglich machen konnte. Denn ohne die Innovation eines begabten
Goldschmieds aus Mainz, mit Namen Johannes Gutenberg, wären solch schöne und
lehrreiche Bücher wie das vorliegende niemals möglich gewesen. So ganz
nebenbei trug seine Erfindung - die des Buchdrucks - zur Verbreitung von Lesen
und Schreiben bei. Denn nun konnten sich auch Kaufleute und Handwerker Bücher
leisten. Zuvor schrieben eigens ausgebildete Mönche in ihren Skriptorien
wertvolle Schriften noch von Hand ab - unbezahlbar für den Großteil der Bevölkerung.
Bleiben wir beim Lesen.
Was machen eigentlich Leute, deren Sehkraft nicht mehr so stark ist? Na, das weiß
doch jedes Kind! Dafür gibt es die Brille. Auch dass nicht immer die Sonne
scheinen muss, um ein Buch lesen zu können, ist wohl allen klar. Wird es zu
dunkel im Zimmer, knipst man einfach die Lampe an.
Die Lösung einer schwierigen Hausaufgabe? Auch das ist heutzutage kein Problem
mehr. Das Internet hält so manche Antwort parat: im Nu kopiert und ausgedruckt.
Hat der Drucker eigentlich noch genug Papier? Wenn nicht, setzt du dich auf dein
Fahrrad oder zu deinen Eltern ins Auto, und ihr fahrt in den Schreibwarenladen.
Chronologisch angelegte Zeitreise
All diese Selbstverständlichkeiten des alltäglichen Lebens mussten jedoch erst
einmal erfunden werden, sei es nun die Brille, welche einem relativ häufig
vorkommenden Edelstein - dem Beryll - ihren Namen verdankt und der geschliffen
als Lesestein fungierte. Oder aber die elektrische Beleuchtung, deren Vorreiter
Nikola Tesla, der den Wechselstrom revolutionierte, und der Erfinder der ersten
Glühbirne, Thomas Edison, waren.
Internet und Computer gehören zu den jüngsten Erfindungen. Papier hingegen
gibt es schon viel länger. Bereits vor Christi Geburt wurde es in China
hergestellt, doch erst 1.200 Jahre später in Europa.
Das FahrRAD - wie es der Name schon sagt - verdankt wiederum einer 6.000 Jahre
alten Erfindung - dem Rad - seinen Namen. Autos haben zwar auch Räder, die
rollen, aber nicht mehr durch eigene Körperkraft. Den gleichnamigen Motor des
Herrn Otto hat Johannes Benz als Erster erfolgreich in sein Vehikel integriert.
Seine Frau Bertha trug entscheidend zum anschließenden Siegeszug bei, denn sie
steckte nicht nur ihr ganzes Geld in die Entwicklung, sondern fuhr am 5. August
1885 als erste Frau allein - im Auto nur noch ihre beiden kleinen Söhne - die
106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim.
Nur einige Beispiele, wie Erfindungen "genialer Denker und cleverer Tüftler"
unser Leben angenehmer machen, bereichern und beinahe selbstverständlich
geworden sind. Schön, dass man sich mit diesem Buch noch einmal vergegenwärtigen
kann, welch zum Teil mühsamer Weg dahinter steckte.
Mit der Nutzbarmachung des Feuers in der Steinzeit beginnt die chronologisch
angelegt Zeitreise durch die Welt der menschlichen Zivilisation und ihres
permanenten technischen Fortschritts. Außer den erwähnten Themen werden noch
viele andere bahnbrechende oder auch nützliche Entdeckungen vorgestellt, sei es
nun Kompass, Dampfmaschine, Roboter, Fernsehen und Rakete, der Röntgenapparat
oder aber auch Stahl, Gummi, Glas, Kühlschrank und die Erfindung der Blechdose
werden erwähnt.
Hoher Unterhaltungswert, inhaltliches Niveau
Aufgebaut sind die zwanzig Kapitel nach einem einheitlichen Schema. Bernd
Flessner, Universitätsdozent, Zukunftsforscher und Autor von Spielen, Büchern
und Sendungen für Kinder, startet jeweils mit einem Einführungs-"Spot",
der den Leser direkt an Ort und Zeit der Erfindung "beamt".
Dort kann man dem Entdecker bei seiner bahnbrechenden Erfindung oder der Vorführung
selbiger vor einem staunenden Publikum über die Schulter schauen. Danach folgt
ein in kurzen Sätzen gehaltener, lockerer und lebendiger Beitrag, der
gleichfalls aufzeigt, auf welchem Wissen die Tüftler aufgebaut haben. Trotz
ihres hohen Unterhaltungswertes bieten alle Beiträge ein erstaunliches
inhaltliches Niveau.
Farblich unterlegte Themen und Stichpunkte unter der Überschrift "Wissen
spezial" - vertiefen von Zeit zu Zeit das Gelesene und lockern den Text
angenehm auf. Diese Infokästen, viele bunte Zeichnungen, Fotografien, die
reiche Bebilderung, eine Zeitleiste der Erfindungen und ein Register im Anhang
gestalten dieses Buch äußerst lesefreundlich.
Erfinder hatten es jedoch nicht immer leicht, auch wenn manche Innovationen mit
solch lustig-luftig-leichten Sätzen verbunden sind, wie der aus der Rezensionsüberschrift.
"Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" war der erste Satz, der
1861 per Telefon übertragen wurde. Warum der deutsche Erfinder dieses
"Ferntonapparates" - Philipp Reis - diese ungewöhnliche Wortfolge
ausgewählt hat, kann man ebenfalls im Buch lesen. Reis erlebte den Siegeszug
des Telefons leider nicht mehr; er starb 1874 an Lungentuberkulose.
Auch wird er nicht als offizieller Telefonerfinder geführt, denn der Schotte
Alexander Graham Bell ließ sich 1876 als Erster seinen Fernsprechapparat
patentieren.
Fazit:
Von den "großen Klassikern" wie Rad, Buchdruck, Kompass oder Telefon,
über nützliche Haushaltshelfer wie Kühlschrank und Blechdose bis hin zu
Schelllackplatten oder Gummi stellt Bernd Flessner 20 bahnbrechende Erfindungen
der Menschheit in äußerst unterhaltsamer und wissenswerter Weise vor.
Empfohlen für Kinder ab 10 Jahren.
(Heike Geilen; 04/2008)
Bernd Flessner: "Geniale Denker und clevere
Tüftler. 20 bahnbrechende Erfindungen der Menschheit"
Beltz & Gelberg, 2007. 176 Seiten, mit vielen Fotos. (Ab 10 J.)
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