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Der Yogin soll beständig sich abmühen in der
Einsamkeit,
Allein, bezähmend Sinn und Selbst, nichts hoffend, des
Besitzes bar.
An reinem Ort sich hinstellend einen sicher stehenden Sitz,
Nicht allzu hoch, zu niedrig nicht, darauf ein Kleid, Fell, Kusha-Gras;
Den Geist auf einen Punkt richtend, zügelnd Denken, Sinne und
Tun,
Sich setzend auf den Sitz üb' er Andacht, zur Rein'gung seiner
selbst.
Gleichmäßig Körper, Nacken, Haupt unbewegt
haltend, bleib' er fest,
Schauend auf seine Nasenspitz' - nicht blick' er hier- und dorthin aus.
Ruhigen Selbstes, frei von Furcht, der Keuschheitsregel untertan,
Den Sinn zügelnd, an mich denkend, andächtig sitz'
er, mir geweiht.
Sein Selbst beständig rüstend so, andächtig,
mit bezähmtem Geist,
Geht er zu meinem Frieden ein, des höchstes Ziel Nirväna
ist.
Wer zuviel ißt,
kennt Andacht nicht, noch der, der ganz und gar nicht ißt;
Nicht wer zu sehr verschlafen ist, noch wer stets wacht, o Arjuna.
Wer mäßig ißt und sich erholt,
mäßig wirket in Handlungen,
Mäßig im Schlaf und Wachen ist, hat Andacht, die den
Schmerz zerstört.
Bei wem das Denken ganz bezähmt stille verharret in dem Selbst,
Wenn von Begierden er ganz frei, dann wird er andächtig
genannt.
Wie die Lampe, vom Wind geschützt, nimmer flackert, - dies
Gleichnis gilt
Vom Yogin, der sein Denken zähmt und Andacht übet an
dem Selbst.
Wo das Denken zur Ruhe kommt, durch Andachtsübung
eingedämmt,
Und wo man, mit dem Selbst das Selbst schauend, sich an dem Selbst
erfreut;
Wo man das grenzenlose Glück, dem Geist faßbar, den
Sinnen nicht,
Kennend und fest darin stehend sich von der Wahrheit nicht bewegt;
Und hat man den Gewinn erlangt, ihn über jeden andern
schätzt,
In dem verharrend man vom Schmerz, auch schwerem, nicht mehr wird
bewegt;
Solche Lösung vom Schmerzverein, wisse, die wird Andacht
genannt;
Die Andacht üb' entschlossen man, und werde ihrer nimmer satt.
Begierden, die der Wunsch erzeugt, aufgebend all ohn' Unterschied,
Die Schar der Sinne mit Vernunft im Zaume haltend allerwärts;
Werd' langsam, langsam ruhig man, und mit standhaft gewordnem Geist
Versenke man sich in das Selbst und denke an nichts andres mehr.
Wo immer nur ausbrechen will der schwankende, unstäte Sinn,
Da soll man bänd'gen ihn in sich und zum Gehorsam bringen ihn.
Denn den Andächt'gen, dessen Sinn beruhigt ist, wird
höchstes Glück
Erfüllen, - leidenschaftgestillt, Brahman-geworden, ist er
rein.
Sein Selbst beständig übend so, wird der
Andächt'ge, sündenfrei,
Erlangen unbegrenztes Glück, wo er mit Brahman sich
berührt.
Sich selbst in allen Wesen sieht und alle Wesen auch in sich,
Wer so sein Selbst in Andacht übt und alles schaut
gleichmütig an.
Wer mich allüberall erblickt und alles auch in mir erblickt,
Dem kann niemals entschwinden ich, und er entschwindet niemals mir.
Wer mich in allen Wesen ehrt, der Einheitslehre huldigend,
Der, wie er immer sich bewegt, bewegt sich andachtsvoll in mir.
(....)
(aus der Bhagavad Gita)