Zehnter
Auftritt
Der König und Marquis von Posa.
(Dieser geht dem König, sobald er ihn gewahr wird, entgegen und läßt sich vor ihm auf ein Knie nieder, steht auf und bleibt ohne Zeichen der Verwirrung vor ihm stehen.)
König (betrachtet ihn mit einem Blick der Verwunderung). Mich schon gesprochen also?
Marquis
Nein.
König
Ihr machtet
Um meine Krone Euch verdient. Warum
Entziehet Ihr Euch meinem
Dank? In meinem
Gedächtniß drängen sich der Menschen viel.
Allwissend
ist nur Einer. Euch kam's zu,
Das Auge Eures Königes zu suchen.
Weßwegen
thatet Ihr das nicht?
Marquis
Es sind
Zwei Tage, Sire, daß ich ins Königreich
Zurück gekommen.
König
Ich bin nicht gesonnen,
In meiner Diener Schuld zu stehn - Erbittet
Euch
eine Gnade.
Marquis
Ich genieße die Gesetze.
König
Dies Recht hat auch der Mörder.
Marquis
Wie
viel mehr
Der gute Bürger! - Sire, ich bin zufrieden.
König
(für sich) Viel Selbstgefühl und kühner Muth, bei Gott!
Doch das war
zu erwarten - Stolz will ich
Den Spanier. Ich mag es gerne leiden,
Wenn
auch der Becher überschäumt - Ihr tratet
Aus meinen Diensten, hör' ich?
Marquis
Einem
Bessern
Den Platz zu räumen, zog ich mich zurücke.
König
Das
thut mir leid. Wenn solche Köpfe feiern,
Wie viel Verlust für einen Staat
- Vielleicht
Befürchtet Ihr, die Sphäre zu verfehlen,
Die Eures Geistes
würdig ist.
Marquis
O
nein!
Ich bin gewiß, daß der erfahrne Kenner,
In Menschenseelen, seinem
Stoff, geübt,
Beim ersten Blicke wird gelesen haben,
Was ich ihm taugen
kann. Was nicht. Ich fühle
Mit demuthsvoller Dankbarkeit die Gnade,
Die
Eure königliche Majestät
Durch diese stolze Meinung auf mich häufen;
Doch
- (Er hält inne.)
König
Ihr bedenket Euch?
Marquis
Ich bin - ich muß
Gestehen, Sire, sogleich nicht vorbereitet,
Was ich
als Bürger dieser Welt gedacht,
In Worte Ihres Unterthans zu kleiden. -
Denn damals, Sire, als ich auf immer mit
Der Krone aufgehoben, glaubt' ich
mich
Auch der Nothwendigkeit entbunden, ihr
Von diesem Schritte Gründe
anzugeben.
König
So schwach sind diese Gründe? Fürchtet Ihr
Dabei zu wagen?
Marquis
Wenn
ich Zeit gewinne,
Sie zu erschöpfen, Sire - mein Leben höchstens.
Die
Wahrheit aber setz' ich aus, wenn Sie
Mir diese Gunst verweigern. Zwischen
Ihrer
Ungnade und Geringschätzung ist mir
Die Wahl gelassen - Muß ich
mich entscheiden,
So will ich ein Verbrecher lieber als
Ein Thor vor Ihren
Augen gehen.
König (mit erwartender Miene). Nun?
Marquis
- Ich kann nicht Fürstendiener sein.
(Der
König sieht ihn mit Erstaunen an.)
Ich
will
Den Käufer nicht betrügen, Sire. - Wenn Sie
Mich anzustellen würdigen,
so wollen
Sie nur die vorgewogne That. Sie wollen
Nur meinen Arm und meinen
Muth im Felde,
Nur meinen Kopf im Rath. Nicht meine Thaten,
Der Beifall,
den sie finden an dem Thron,
Soll meiner Thaten Endzweck sein. Mir aber,
Mir
hat die Tugend eignen Werth. Das Glück,
Das der Monarch mit meinen Händen
pflanzte,
Erschüf' ich selbst, und Freude wäre mir
Und eigne Wahl, was
mir nur Pflicht sein sollte.
Und ist das Ihre Meinung? Können Sie
In
Ihrer Schöpfung fremde Schöpfer dulden?
Ich aber soll zum Meißel
mich erniedern,
Wo ich der Künstler könnte sein? - Ich liebe
Die Menschheit, und in Monarchieen
darf
Ich Niemand lieben als mich selbst.
König
Dies Feuer
Ist
lobenswerth. Ihr möchtet Gutes stiften.
Wie Ihr es stiftet, kann dem Patrioten,
Dem Weisen gleich viel heißen. Suchet Euch
Den Posten aus in meinen Königreichen,
Der Euch berechtigt, diesem edeln Triebe
Genug zu thun.
Marquis
Ich finde keinen.
König
Wie?
Marquis
Was
Eure Majestät durch meine Hand
Verbreiten - ist das Menschenglück? Ist das
Dasselbe Glück, das meine reine Liebe
Den
Menschen gönnt? - Vor diesem Glücke würde
Die Majestät erzittern - Nein! Ein
neues
Erschuf der Krone Politik - ein Glück,
Das sie noch reich genug
ist auszutheilen,
Und in dem Menschenherzen neue Triebe,
Die sich von
diesem Glücke stillen lassen.
In ihren Münzen läßt sie Wahrheit schlagen,
Die Wahrheit, die sie dulden kann. Verworfen
Sind alle Stempel, die nicht
diesem gleichen.
Doch, was der Krone frommen kann - ist das
Auch mir genug?
Darf meine Bruderliebe
Sich zur Verkürzung meines Bruders borgen?
Weiß
ich ihn glücklich - eh' er denken darf?
Mich wählen Sie nicht, Sire, Glückseligkeit,
Die Sie uns prägen, auszustreun. Ich muß
Mich weigern, diese Stempel auszugeben.
-
Ich kann nicht Fürstendiener sein.
König
(etwas rasch)
Ihr seid
Ein Protestant.
Marquis
(nach einigem Bedenken). Ihr Glaube Sire, ist auch
Der meinige. (Nach
einer Pause.)Ich werde mißverstanden.
Das war es, was ich fürchtete. Sie
sehen
Von den Geheimnissen der Majestät
Durch meine Hand den Schleier
weggezogen.
Wer sichert Sie, daß mir noch heilig heiße,
Was mich zu schrecken
aufgehört? Ich bin
Gefährlich, weil ich über mich gedacht. -
Ich bin es
nicht, mein König. Meine Wünsche
Verwesen hier.
(Die Hand auf die Brust
gelegt.)
Die lächerliche Wuth
Der Neuerung, die nur der Ketten Last,
Die sie nicht ganz zerbrechen kann, vergrößert,
Wird mein Blut
nie erhitzen. Das Jahrhundert
Ist meinem Ideal nicht reif. Ich lebe
Ein
Bürger derer, welche kommen werden.
Kann ein Gemälde Ihre Ruhe trüben? -
Ihr Athem löscht es aus.
König
Bin ich der Erste,
Der Euch von dieser Seite kennt?
Marquis
Von dieser -
Ja!
König
(steht auf, macht einige Schritte und bleibt dem Marquis gegenüber stehen.
Für sich)
Neu zum wenigsten ist dieser Ton!
Die Schmeichelei erschöpft
sich. Nachzuahmen
Erniedrigt einen Mann von Kopf. - Auch einmal
Die Probe
von dem Gegentheil. - Warum nicht?
Das Ueberraschende macht Glück. - Wenn
Ihr
Es so versteht, gut, so will ich mich
Auf eine neue Kronbedienung
richten -
Den starken Geist -
Marquis
Ich höre, Sire, wie klein,
Wie niedrig Sie von Menschenwürde denken,
Selbst
in des freien Mannes Sprache nur
Den Kunstgriff eines Schmeichlers sehen,
und
Mir däucht, ich weiß, wer Sie dazu berechtigt.
Die Menschen zwangen
Sie dazu; die haben
Freiwillig ihres Adels sich begeben,
Freiwillig sich
auf diese niedre Stufe
Herab gestellt.. Erschrocken fliehen sie
Vor dem
Gespenste ihrer innern Größe,
Gefallen sich in ihrer Armuth, schmücken
Mit
feiger Weisheit ihre Ketten aus,
Und Tugend nennt man, sie mit Anstand tragen.
So überkamen Sie die Welt. So ward
Sie Ihrem großen Vater überliefert.
Wie könnten Sie in dieser traurigen
Verstümmlung - Menschen ehren?
König
Etwas Wahres
Find' ich in diesen Worten.
Marquis
Aber Schade!
Da Sie den Menschen aus des Schöpfers Hand
In Ihrer Hände
Werk verwandelten
Und dieser neugegoßnen Kreatur
Zum Gott sich gaben -
da versahen Sie's
In etwas nur: Sie blieben selbst noch Mensch -
Mensch
aus des Schöpfers Hand. Sie fuhren fort
Als Sterblicher zu leiden, zu begehren;
Sie brauchen Mitgefühl - und einem Gott
Kann man nur opfern - zittern
- zu ihm beten!
Bereuenswerther Tausch! Unselige
Verdrehung der Natur!
- Da Sie den Menschen
Zu Ihrem Saitenspiel herunterstürzten,
Wer theilt
mit Ihnen Harmonie?
König
(Bei Gott,
Er greift in meine Seele!)
Marquis
Aber Ihnen
Bedeutet dieses Opfer nichts. Dafür
Sind
Sie auch einzig - Ihre eigne Gattung -
Um diesen Preis sind Sie ein Gott.
- Und schrecklich,
Wenn das nicht wäre - wenn für diesen Preis,
Für das
zertretne Glück von Millionen,
Sie nichts gewonnen hätten! wenn die Freiheit,
Die Sie vernichteten, das Einz'ge wäre,
Das Ihre Wünsche reifen kann?
Ich bitte,
Mich zu entlassen, Sire. Mein Gegenstand
Reißt mich dahin.
Mein Herz ist voll - der Reiz
Zu mächtig, vor dem Einzigen zu stehen,
Dem
ich es öffnen möchte.
(Der Graf von Lerma tritt herein und spricht einige Worte leise mit dem König. Dieser gibt ihm einen Wink, sich zu entfernen, und bleibt in seiner vorigen Stellung sitzen.)
König
(zum Marquis, nachdem Lerma weggegangen)
Redet aus!
Marquis
(nach einigem Stillschweigen)
Ich fühle, Sire, - den ganzen Werth -
König
Vollendet!
Ihr hattet mir noch mehr zu sagen.
Marquis
Sire!
Jüngst kam ich an von Flandern und Brabant. -
So
viele reiche, blühende Provinzen!
Ein kräftiges, ein großes Volk - und auch
Ein
gutes Volk - und Vater dieses Volkes,
Das, dacht' ich, das muß göttlich sein!
- Da stieß
Ich auf verbrannte menschliche Gebeine -
(Hier schweigt
er still; seine Augen ruhen auf dem König, der es versucht, diesen Blick zu erwiedern,
aber betroffen und verwirrt zur Erde sieht.)
Sie haben Recht. Sie müssen.
Daß Sie können,
Was Sie zu müssen eingesehen, hat mich
Mit schaudernder
Bewunderung durchdrungen.
O Schade, daß, in seinem Blut gewälzt,
Das Opfer
wenig dazu taugt, dem Geist
Des Opferers ein Loblied anzustimmen!
Daß
Menschen nur - nicht Wesen höhrer Art -
Die Weltgeschichte schreiben! - Sanftere
Jahrhunderte verdrängen Philipps Zeiten;
Die bringen mildre Weisheit;
Bürgerglück
Wird dann versöhnt mit Fürstengröße wandeln,
Der karge Staat
mit seinen Kindern geizen,
Und die Nothwendigkeit wird menschlich sein.
König
Wann,
denkt Ihr, würden diese menschlichen
Jahrhunderte erscheinen, hätt' ich vor
Dem Fluch des jetzigen gezittert? Sehet
In meinem Spanien Euch um. Hier blüht
Des Bürgers Glück in nie bewölktem Frieden;
Und diese Ruhe gönn' ich den Flamändern.
Marquis (schnell)
Die
Ruhe eines Kirchhofs! Und Sie hoffen,
Zu endigen, was Sie begannen? hoffen,
Der Christenheit gezeitigte Verwandlung,
Den allgemeinen Frühling aufzuhalten,
Der die Gestalt der Welt verjüngt? Sie wollen -
Allein in ganz Europa
- sich dem Rade
Des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam
In vollem Laufe
rollt, entgegenwerfen?
Mit Menscharm in seine Speichen fallen?
Sie werden
nicht! Schon flohen Tausende
Aus Ihren Ländern froh und arm. Der Bürger,
Den
Sie verloren für den Glauben, war
Ihr edelster. Mit offnen Mutterarmen
Empfängt
die Fliehenden Elisabeth,
Und fruchtbar blüht durch Künste unsers Landes
Britannien.
Verlassen von dem Fleiß
Der neuen Christen, liegt Granada öde,
Und jauchzend
sieht Europa seinen Feind
An selbstgeschlagnen Wunden sich verbluten.
(Der
König ist bewegt; der Marquis bemerkt es und tritt einige Schritte zurück.)
Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit,
Und säen Tod? Ein so erzwungnes
Werk
Wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern.
Dem Undank haben Sie
gebaut - umsonst
Den harten Kampf mit der Natur gerungen,
Umsonst ein
großes königliches Leben
Zerstörenden Entwürfen hingeopfert.
Der Mensch
ist mehr, als Sie von ihm gehalten.
Des langen Schlummers Bande wird er brechen
Und wiederfordern sein geheiligt Recht.
Zu einem Nero
und Busiris wirft
Er
Ihren Namen, und - das schmerzt mich; denn
Sie waren gut.
König
Wer hat Euch dessen so
Gewiß gemacht?
Marquis
(mit Feuer)
Ja, beim Allmächtigen!
Ja - ja - ich wiederhol' es.
Geben Sie,
Was Sie uns nahmen, wieder! Lassen Sie
Großmüthig, wie der
Starke, Menschenglück
Aus Ihrem Füllhorn strömen - Geister reifen
In Ihrem
Weltgebäude! Geben Sie,
Was Sie uns nahmen, wieder. Werden Sie
Von Millionen
Königen ein König.
(Er
nähert sich ihm kühn, und indem er feste und feurige Blicke auf ihn richtet.)
O,
könnte die Beredsamkeit von allen
Den Tausenden, die dieser großen Stunde
Theilhaftig sind, auf meinen Lippen schweben,
Den Strahl, den ich in diesen
Augen merke,
Zur Flamme zu erheben! Geben Sie
Die unnatürliche Vergöttrung
auf,
Die uns vernichtet! Werden Sie uns Muster
Des Ewigen und Wahren!
Niemals - niemals
Besaß ein Sterblicher so viel, so göttlich
Es zu gebrauchen.
Alle Könige
Europens huldigen dem spanischen Namen.
Gehn Sie Europens
Königen voran.
Ein Federzug von dieser Hand, und neu
Erschaffen wird die
Erde. Geben Sie
Gedankenfreiheit. - (Sich ihm zu Füßen werfend.)
König
(überrascht, das Gesicht weggewandt und dann wieder auf den
Marquis geheftet)
Sonderbarer Schwärmer!
Doch - steht auf - ich -
Marquis
Sehen Sie sich um
In seiner herrlichen Natur! Auf Freiheit
Ist sie gegründet
- und wie reich ist sie
Durch Freiheit! Er, der große Schöpfer, wirft
In einen Tropfen Thau den Wurm und läßt
Noch in den todten Räumen der Verwesung
Die Willkür sich ergötzen - Ihre Schöpfung,
Wie eng und arm! Das
Rauschen eines Blattes
Erschreckt den Herrn der Christenheit - Sie müssen
Vor jeder Tugend zittern. Er - der Freiheit
Entzückende Erscheinung nicht
zu stören -
Er läßt des Uebels grauenvolles Heer
In seinem Weltall lieber
toben - ihn,
Den Künstler, wird man nicht gewahr, bescheiden
Verhüllt
er sich in ewige Gesetze;
Die sieht der Freigeist, doch nicht ihn.
Wozu
Ein Gott? sagt er: die Welt ist sich genug.
Und keines Christen Andacht
hat ihn mehr,
Als dieses Freigeists Lästerung, gepriesen.
König
Und
wollet Ihr es unternehmen, dies
Erhabne Muster in der Sterblichkeit
In
meinen Staaten nachzubilden?
Marquis
Sie,
Sie können es. Wer anders? Weihen Sie
Dem Glück
der Völker die Regentenkraft,
Die - ach, so lang - des Thrones Größe nur
Gewuchert hatte - stellen Sie der Menschheit
Verlornen Adel wieder her. Der
Bürger
Sei wiederum, was er zuvor gewesen,
Der Krone Zweck - ihn binde
keine Pflicht,
Als seiner Brüder gleich ehrwürd'ge Rechte.
Wenn nun der
Mensch, sich selbst zurückgegeben,
Zu seines Werths Gefühl erwacht - der Freiheit
Erhabne, stolze Tugenden gedeihen -
Dann, Sire, wenn Sie zum glücklichsten
der Welt
Ihr eignes Königreich gemacht - dann ist
Es Ihre Pflicht, die
Welt zu unterwerfen.
König
(nach einem großen Stillschweigen)
Ich ließ Euch bis zum Ende reden
- Anders,
Begreif' ich wohl, als sonst in Menschenköpfen,
Malt sich in
diesem Kopf die Welt - auch will
Ich fremdem Maßstab Euch nicht unterwerfen.
Ich bin der Erste, dem Ihr Euer Innerstes
Enthüllt. Ich glaub' es, weil ich's
weiß. Um dieser
Enthaltung willen, solche Meinungen,
Mit solchem Feuer
doch umfaßt, verschwiegen
Zu haben bis auf diesen Tag - um dieser
Bescheidnen
Klugheit willen, junger Mann,
Will ich vergessen, daß ich sie erfahren
Und
wie ich sie erfahren. Stehet auf.
Ich will den Jüngling, der sich übereilte,
Als Greis und nicht als König widerlegen.
Ich will es, weil ich's will
- Gift also selbst,
Find' ich, kann in gutartigen Naturen
Zu etwas Besserm
sich veredeln - Aber
Flieht meine Inquisition.
- Es sollte
Mir leid thun -
Marquis
Wirklich? Sollt' es das?
König
(in seinem Anblick verloren)
Ich habe
Solch einen Menschen nie gesehen. - Nein, Nein,
Marquis! Ihr thut mir zu viel. Ich will
Nicht Nero sein. Ich will es nicht sein - will
Es gegen Euch nicht sein. Nicht alle
Glückseligkeit soll unter mir verdorren.
Ihr selbst, Ihr sollet unter meinen Augen
Fortfahren dürfen, Mensch zu sein.
Marquis
(rasch)
Und meine
Mitbürger, Sire? - O! nicht um mich war mir's
Zu thun, nicht meine Sache wollt' ich führen.
Und Ihre Unterthanen,
Sire? -
König
Und
wenn
Ihr so gut wisset, wie die Folgezeit
Mich richten wird, so lerne
sie an Euch,
Wie ich mit Menschen es gehalten, als
Ich einen fand.
Marquis
O! der gerechteste
Der Könige sei nicht mit einem Male
Der ungerechteste
in Ihrem Flandern
Sind tausend Bessere als ich. Nur Sie -
Darf ich es
frei gestehen, großer König? -
Sie sehn jetzt unter diesem sanftern Bilde
Vielleicht zum ersten Mal die Freiheit.
König (mit gemildertem
Ernst)
Nichts mehr
Von diesem Inhalt, junger Mann. - Ich weiß,
Ihr werdet anders denken, kennet Ihr
Den Menschen erst, wie ich (...)
(aus "Don Carlos" von Friedrich Schiller)