James Patterson mit Maxine Paetro: "Die 5. Plage"

Der fünfte Roman um Lindsey Boxer und ihre Freundinnen vom "Club der Ermittlerinnen" bietet eigentlich zwei Kriminalfälle


In einer bewachten Garage wird in einem Luxuswagen die Leiche einer sehr luxuriös gekleideten jungen Frau gefunden. Die teure Kleidung und die Frisur hat die Ermordete allem Anschein nach erst post mortem erhalten. Da die Leiche auch  noch überaus gründlich gereinigt wurde, sind zunächst keine brauchbaren Hinweise auf den oder die Täter zu finden. Doch leider soll dies nicht die letzte Leiche dieser Art sein.

Währenddessen kommt es in einem San Franciscoer Spital immer wieder zu unerwarteten Todesfällen: Menschen, die eigentlich schon längst auf dem Weg der Besserung waren, sterben. In jedem Fall scheint menschliches Versagen verschiedener Personen eine Rolle gespielt zu haben - oder waren es unglückliche Umstände? Doch dies sind Erklärungsansätze, denen nicht jeder, der einen Angehörigen verloren hat, Glauben schenken möchte. Als die Mutter einer Freundin aus dem Club in ebendiesem Krankenhaus aus unerklärlichen Gründen stirbt, beginnt sich Lindsey auch für die Sterbestatistik der Anstalt zu interessieren - besonders, nachdem sie hört, dass man immer wieder Äskulap-Knöpfe auf den Augen der Verstorbenen gefunden hat, was durchaus verdächtig wirkt.

... Der Engel der Nacht stellte das Bild zurück, schloss die Augen der Patientin und legte zwei kleine Plättchen, die wie Messingmünzen aussahen - nicht ganz so groß wie ein Zehncentstück -, auf Jessie Falks Lider.
Auf jedes der kleinen Plättchen war ein Äskulapstab geprägt - eine Schlange, die sich um einen Stab windet. Das Symbol der Heilberufe.
Ein geflüsterter Abschiedsgruß mischte sich mit dem Zischen der Autoreifen auf dem nassen Asphalt der Pine Street fünf Stockwerke tiefer.
"Gute Nacht, Prinzessin."
(Aus "Die 5. Plage")

Während sie gleichzeitig versucht, ihre Beförderung und die damit verbundenen Veränderungen in ihrem Arbeitsumfeld zu organisieren, muss sich Lindsey also mit zwei diffizilen Fällen auseinander setzen, die wesentlich weiter reichen, als es zunächst den Anschein hat und im Endeffekt mehr als eine Lösung aufweisen.

Streng genommen sind dies wirklich zwei Krimis, weil die beiden Fälle keinerlei Überschneidung zeigen. Aber der der damit verbundene Balanceakt gelingt ganz gut, und so kann der Leser voller Vertrauen auf zwei vollwertige Kriminalromane blicken. Allerdings bleiben die Konturen der Charaktere - sogar bei bereits etablierten Hauptfiguren - deutlich hinter dem Gewohnten zurück, weswegen hier sicherlich krimitechnisch insgesamt weniger mehr gewesen wäre und handwerklich weniger wirklich auch weniger ist.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2007)


James Patterson mit Maxine Paetro: "Die 5. Plage"
(Originaltitel "5th Horseman")
Übersetzt von Andreas Jäger.
Limes, 2007. 384 Seiten.
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