James Patterson: "Das Ikarus-Gen"

Sechs außergewöhnliche Kinder versuchen, ein ganz normales Leben zu führen. Sie leben an verschiedenen Orten, doch sie haben eines gemeinsam. Etwas, das sie von allen anderen Menschen unterscheidet. Diese Kinder haben Flügel. Sie sind Chimären, Mischwesen mit den Genen von Vögeln. Sie können sich den uralten Menschheitstraum erfüllen, frei mit dem Wind zu fliegen. Aber diese Besonderheit bringt sie zugleich in tödliche Gefahr.


Max, Fang, Iggy, Nudge, der Gasman und Angel befinden sich in einem abgelegenen Haus und leben ruhig vor sich hin. Nur hin und wieder wird Max von fürchterlichen Träumen geweckt, in denen die werwolfgleichen Eraser hinter ihr her sind. Bis einer dieser Träume unerwartet eines Morgens Wirklichkeit wird - und nachdem der Kampf mit den Erasern beendet ist, ist Angel verschwunden. Sofort nehmen die anderen geflügelten Kinder die Verfolgung auf. Doch da die Eraser in Hubschraubern unterwegs sind, müssen sie diese zunächst aufgeben. Und Max merkt, dass sie als Vierzehnjährige ohne Jeffs Hilfe nicht immer alle Probleme für die Anderen lösen kann.

Das mögliche Ziel, das nun angeflogen werden soll, ist das Labor, in dem die Kinder geschaffen wurden. Aber nicht alle können mitkommen. Auf dem Weg kann es sich Max nicht verkneifen, sich in eine Auseinandersetzung zwischen einem Mädchen und drei Jungen einzumischen, was aber ziemlich schief geht und Max eine schwere Verletzung beschert. Zum Glück kann sie bei der Familie des Mädchens, das sie gerettet hat, unterkommen. Zudem ist die Mutter des Mädchens Tierärztin und damit ausnehmend gut qualifiziert sie zu versorgen.

Während ihres Aufenthaltes lernt Max das Leben eines ziemlich normalen Kindes kennen - und beneiden. Bei einem Besuch in einer Praxis findet sich in Max' Körper eine Art Mikrochip, der fest mit ihren Muskeln und Nerven verwachsen ist, so dass er nicht entfernt werden kann. Bereits am nächsten Tag macht sich Max wieder auf den Weg. Sobald die Kinder erneut zusammen sind, beginnen sie die wirkliche Welt - mit Bankautomaten und Autos - kennen zu lernen - und auch die Kleinkriminalität. Rasch merken sie, dass ihre Essensbedürfnisse in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit erregen. So werden sie schließlich auch gefangen. Dabei erfährt Max in einem ungewollten privaten Gespräch mit Jeb - ihrem adoptierten Vater -, dass sie geschaffen wurde, um die Welt zu retten. (Gewisse Ähnlichkeiten mit "Dark Angel", wo die Heldin auch Max heißt, sind sicherlich rein zufällig.) Kurz danach gelingt ihr mit einigen der Anderen - aber ohne Angel - zu Jebs Entsetzen die Flucht.

Wieder auf der Flucht, vergleichen die verbliebenen Flugkinder ihre Informationen und erfahren, dass die rekombinierten Lebewesen eher eingeschränkte Lebenserwartungen haben und dass es in New York ein Institut gibt, wo Akten gelagert werden, in denen alle Informationen über die Kinder gespeichert sind, z.B., wer ihre Geburtsmütter waren, was ihr Selbstempfinden auf eine ganz neue Stufe stellt. Sehr unsicher begeben sie sich nach New York. Und plötzlich beginnt Max in ihrem Kopf eine Stimme zu hören, die ihr ein wichtiges Schicksal vorhersagt und auch, dass sie das "Institut für höheres Leben" aufsuchen muss. Plötzlich erscheinen Botschaften an Max auf Bildschirmen, an denen sie vorbei kommt. Und sogar ein Ouija-Brett erklärt ihr, dass sie die Welt retten muss. Da sie die Einzige ist, die die Stimme hört, fühlt sie sich auch von den Anderen in ihrem kleinen Schwarm isoliert. Kurz darauf wird Max selbst von einem Eraser gefangen, der aber plötzlich - unerwartet und scheinbar grundlos - stirbt. Und die Suche geht weiter. Nicht nur nach dem Institut, sondern auch nach der eigenen Identität.

Diese Geschichte versteht sich als Jugendbuch-Weiterführung der beiden Vorgängerromane, darum enthält "Das Ikarus-Gen" allerlei Details, um neue Leser über die Hintergründe zu informieren, was für "alte Hasen" gelegentlich ein wenig ermüdend wirken kann. Aber die "Eingeweihten" sind eben nicht die primäre Zielgruppe dieser Geschichte. Insgesamt ergibt sich eine unterhaltende, gut erträgliche Lektüre, die einen ruhigen Lesenachmittag sicherlich bereichert ohne zu sehr anzustrengen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2006)


James Patterson: "Das Ikarus-Gen"
(Originaltitel "Maximum Ride: The Angel Experiment")
Übersetzt von Axel Merz.
Ehrenwirth, 2006. 384 Seiten.
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Hörbuch:
Lübbe Audio, 2006. Gekürzte Lesung. 
Sprecherin: Marie Bierstedt.
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