Gert Müller: "Diesseits der Wüste.
Geschichten aus den tunesischen Tagebüchern"

... zwischen Küste und Wüste ...


Gert Müller, Jahrgang 1931, bereiste erstmals im Jahre 1956 mit seinem Malerfreund Luis Stefan Stecher Tunesien unter zeitweise recht abenteuerlichen Umständen. Genau zu jener Zeit also, in welcher das Land die Unabhängigkeit von Frankreich erlangte. Er sammelte authentische Impressionen von den Lebensumständen und dem Alltag der Tunesier, machte mit deren natürlicher kaufmännischer Begabung intensive Bekanntschaft, traf mit interessanten, gastfreundlichen und offenen Menschen zusammen.

Seitdem ist einige Zeit vergangen, und Gert Müllers Reisen haben ihn wiederholt nach Tunesien geführt. In "Diesseits der Wüste" finden sich ausgewählte erwähnenswerte Episoden aus seinen Reiseaufzeichnungen der Jahre 1956 bis 2001 in chronologischer Reihenfolge, anregend garniert mit etlichen Schwarzweiß-Fotografien und Skizzen.

So ist ein abwechslungsreiches Büchlein voll mit netten Geschichten entstanden, das sowohl ein Zeitfenster in die nicht tourismusgeschädigte Vergangenheit Tunesiens öffnet, als auch das Land als im großen und ganzen friedlichen Schmelztiegel verschiedenartiger religiöser und kultureller Einflüsse darstellt, wo das Zusammenleben von Offenheit, Hilfsbereitschaft und Toleranz geprägt ist.

Gert Müller, der seine im Verlauf zahlreicher Reisen gewonnenen Eindrücke und Kenntnisse auch in "Wie Sand im Licht des Mondes. Dichtung der Tuareg" sowie in "Das Geschenk des Targi und andere Sahara-Geschichten" zu Papier gebracht hat, porträtiert Tunesien in zum Teil amüsanten, immer jedoch bezeichnenden Anekdoten, die von Abenteuern in der Wüste, von skurrilen Persönlichkeiten, der Geschichte und der Gegenwart des Landes zwischen Küste und Wüste handeln. Dem voran stellt er eine höchstpersönliche Einleitung, in der er einerseits die historische Entwicklung der heutigen Republik Tunesien erläutert, andererseits die rasante Verwestlichung von Land und Leuten sowie die Vergewaltigung der alten Kulturstätten im Zuge massentouristischer Feldzüge seit der Errichtung strandnaher Hotelburgen aufzeigt.

Begeben Sie sich mit Gert Müller auf die Reise:
Lesen Sie seine Geschichten von den Souks, jenen alle Sinne ansprechenden Marktgassen, von den wahrhaft opulenten Mahlzeiten, der Preisgerechtigkeit der Händler, von Aquarellen für den König, von den Rechtfertigungsproblemen eines muslimischen Kunstmalers, vom Reisen in überfüllten Zügen und Bussen, von Quartieren unterschiedlichster Ausstattung, vom Wert eines labenden Trunkes, von gewitzten Lebenskünstlern, ausgelassenen Festen, politischen Unruhen.
Lassen Sie sich vom österreichischen Agraringenieur erzählen, der in Tunesien als Entwicklungshelfer eine Braunviehzucht aufgebaut hat, davon, wie Gert Müller seinen heutigen Verleger kennengelernt hat und staunen Sie, wie schnell die Wüste zur Falle werden kann!
Einige Menschen, über die Gert Müller schreibt, hat er nach etlichen Jahren wiedergetroffen, viele Bauwerke abermals besucht und auch über die festgestellten Veränderungen gibt er in seinem Buch Auskunft.

Den Abschluss bilden die Aufzeichnungen eines Gesprächs mit einem in Österreich lebenden Tunesier, in welchem der Befragte auf die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seit 1949 eingeht.

Ein nettes Lesebuch allemal.

(Felix; 05/2002)


Gert Müller: "Diesseits der Wüste.
Geschichten aus den tunesischen Tagebüchern"

Haymon-Verlag, 2002. 128 Seiten mit 50 SW-Fotos.
ISBN 3-85218-389-8.
ca. EUR 14,40.
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