Friedrich Weissensteiner: "Die Frauen der Genies"
Man könnte dieses Buch mit dem wohlbekannten, klischeehaften Ausspruch "Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau" kurz charakterisieren. Der Autor berichtet von sechs Frauen, die ihr Leben ihren berühmten und erfolgreichen Männern gewidmet haben, und diese nach Kräften unterstützten. Ihre Leistungen wurden weitgehend übersehen, nicht geschätzt oder schlichtweg bewusst ignoriert.
Sechs, eigentlich sieben, berühmte Männer hat der Autor exemplarisch herausgegriffen, um die jeweilige Lebensgefährtin dahinter der LeserInnenschaft näher zu bringen. Constanze Mozarts künstlerische und hausfrauliche Talente seien zu wenig publik gemacht, Mileva Einsteins naturwissenschaftliche Begabung der Öffentlichkeit vorenthalten worden, betont Weissensteiner. Goethes aus einfachen Verhältnissen stammende und deswegen lange diskriminierte Frau Christiane schützte den von vielen verehrten Meister vor lästigen Alltagsaufgaben, so dass er sich ganz seinem Werk widmen konnte.
Nicht minder rastlos agierte Katia Mann. Sie gebar eine große Kinderschar, hielt das Familienleben aufrecht und war ganz nebenbei seine Managerin. Cosima Wagner kämpfte mit ihrem Angetrauten für die Institutionalisierung der Bayreuther Festspiele und übernahm als Witwe deren Leitung. Alma Mahler-Werfel hatte gleich mehrere Genies an ihrer Seite. Zuerst mit dem dominanten Komponisten Gustav Mahler verheiratet, war sie nach einem ehelichen Zwischenspiel mit dem Architekten Gropius die Gattin des Dichters Franz Werfel. Letzteren motivierte sie in hohem Maße zu seinem künstlerischem Schaffen.
Die bekannten Gatten dieser loyalen Frauen erscheinen nicht unbedingt als angenehme Zeitgenossen. Launisch und egozentriert widmeten sie sich ihren Werken, die sie auch schließlich der Nachwelt hinterlassen konnten. Die Stützen ihres Lebens, die ihnen Liebe, Wärme und Nachwuchs schenkten und sich um ihr Wohlbefinden sorgten, schufen erst die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen dafür. Der Autor hat das Anliegen, diesen Frauen eine gewisse Würdigung ihres Bemühens zukommen zu lassen.
(ama; 10/01)
Friedrich
Weissensteiner: "Die Frauen der Genies"
Deuticke, 2001. 271 Seiten. ISBN 3-2163-0610-0.
ca.
EUR 19,90.
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