Michael Crichton: "Beute"
Michael Crichton ist den Meisten besonders bekannt durch "Jurassic Park",
in dem sehr große Tiere einigen Menschen große Probleme
bereiten. Dies hat drei zunehmend schlechtere Filme nach sich gezogen, die bald
noch durch ein viertes Machwerk ergänzt werden sollen. Doch dieses spezielle
Werk ist nicht unbedingt Crichtons beste Leistung. Schließlich ist er auch der
Konzeptautor von "ER" und hat schon früher mit "Andromeda -
Tödlicher
Staub aus dem All", "Der große Eisenbahnraub" und einigen anderen interessanten
Büchern, die gleichfalls verfilmt wurden, Wissenschaft und Erzählung zusammen
gebracht. Er ist ein Mensch, der sehr gut recherchiert, wobei seine wissenschaftlichen
Interessen gelegentlich seine Figuren etwas in den Hintergrund treten lassen.
Dies ist im vorliegenden Werk aber glücklicherweise nicht der Fall.
Der Ich-Erzähler dieser Geschichte - Vater von drei Kindern - ist seit
einigen Monaten Hausmann, nachdem er in seiner Firma etwas entdeckt hat, was
sein Chef eigentlich gerne unter den Teppich gekehrt hätte. Da er nicht auf
einen befreundeten Anwalt gehört hat, ist er nun im Silicon Valley eine persona
non grata und hat sich in seine häuslichen Pflichten gut eingefunden, während
Julia, seine Frau, in einer gehobenen Position in einem anderen Unternehmen
arbeitet. Dieses Unternehmen hat in letzter Zeit dafür gesorgt, dass der Ich-Erzähler
seine Frau nicht besonders oft gesehen hat, da ein wichtiges Projekt kurz vor
seinem Abschluss steht. Doch Julia beginnt sich zu verändern. Nicht nur ist
sie immer seltener zu Hause, nein, sie sieht auch attraktiver aus, kleidet sich
anders und wird im Umgang mit ihrem Mann und ihren Kindern zunehmend aggressiver,
was besonders auffällig wird, als der Säugling der Familie auf rätselhafte Art
und Weise seine Hautfarbe verändert, was schließlich
im
Krankenhaus bei einer MRI-Untersuchung auf genauso rätselhafte Art und Weise
zurück geht. Außerdem erfindet Julia ständig Anrufe, mit denen sie angeblich
ihr Nichtkommen an bestimmten Tagen angekündigt haben will, und der Ich-Erzähler
bekommt nach und nach das Gefühl, dass sie wohl einen anderen Mann in ihrem
Leben hat.
Schließlich ruft jemand von der vormaligen Firma des Ich-Erzählers an,
weil eine andere Firma Probleme mit einem Steuerprogramm für Kleinstroboter hat,
das ursprünglich mal von dem Ich-Erzähler entwickelt wurde. Es handelt sich dabei
um ein Zielsuch-Programm, das auf Verhaltensmustern von verschiedenen Raubtieren
beruht, und dies scheint bei einem Lizenznehmer für Probleme zu sorgen. Als der
Ich-Erzähler hört, dass die fragliche Firma, die dieses Programm gekauft hat,
die Firma ist, in der seine Frau arbeitet, greift er sofort zu, besonders, weil
diese in einem rätselhaften Unfall schwer verletzt wurde und sich nun im Krankenhaus
befindet. Er begibt sich in eine geheime Fabrikationsstätte in der Wüste von Nevada,
wo er auf überaus umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen trifft, die daher rühren,
dass dieses Projekt ursprünglich für das Verteidigungsministerium gedacht war
um eine neue Art von Aufklärungsdrohne zu schaffen. Aufklärungsdrohnen hatten
im Golfkrieg den Amerikanern gute Dienste geleistet, doch sie sind teuer und können
leicht abgeschossen werden. Es wurde nach einer Drohne auf nanotechnologischer
Basis gesucht, die in kleine Einzelelemente zerfallen kann und so kein Ziel mehr
bietet. Nun sind einige dieser Drohnen in die Wüste entkommen und haben dort ein
tödliches Eigenleben entwickelt. Der Ich-Erzähler soll nun dabei helfen, die entkommenen
Nano-Drohnen wieder einzufangen und umzuprogrammieren. Doch dies erweist sich
als einfacher gesagt als getan, denn die Drohnen haben eine Möglichkeit gefunden,
sich zu vervielfältigen, und mit zunehmender Masse werden die Nano-Wolken
in der
Wüste immer schlauer und gefährlicher. So gefährlich, dass sie schließlich das
Fortbestehen der gesamten Menschheit gefährden.
Nano-Technologie ist den Meisten - außer wirklichen Hardcore-SF-Fans -
noch weitestgehend unbekannt. Aber auch bei den SF-Freunden sind die Gefahren
dieser neuen Technologie noch nie so eindringlich angekommen, wie sie Crichton
hier vorstellt. Ein Buch, das einen sicherlich nachdenklich machen sollte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy
Michael
Crichton: "Beute"
Blessing, 2002. 448 Seiten.
ISBN 3-8966-7209-6.
ca. EUR 24,-.
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