Erich Ritter: "Mit Haien sprechen"

Das faszinierende Verhalten eines bedrohten Jägers


Dieses Buch kam bereits 2004 heraus und hat vom ersten Tag an die Diskussion angeheizt. Dr. Erich Ritter hat sich in jahrelanger Arbeit mit dem Kommunikationsverhalten von Haien auseinandergesetzt und untersucht, wie es zu Unfällen zwischen Menschen und Haien kommen kann. Über seine Arbeitsergebnisse klärt seitdem das "Sharkproject" auf. Diese Organisation hat sich der Rettung der zum Teil beinahe ausgestorbenen Haie verschrieben und macht immer wieder durch interessante Aktionen auf sich aufmerksam.

Für das vorliegende Buch hat Dr. Ritter in erster Linie verschiedene Riffhaiarten, Bullenhaie und Weiße Haie unter die Lupe genommen, da diese Arten wohl am häufigsten in Unfälle mit Menschen verwickelt sind. Er hat sich angesehen, wie es zu Unfällen zwischen Menschen und Haien gekommen ist, hat diese Unfälle näher analysiert und etliche Stunden mit Haien zusammen im Wasser verbracht, um zu sehen, wie diese sich bewegen und welche körpersprachlichen Signale eventuell Aufschluss über ihre Absichten geben könnten. Hierbei sind auch viele Umgebungsmomente mit in die Überlegungen eingeflossen, so dass sich die bisher umfassendste Betrachtung von Haiverhalten und dessen Motivation ergeben.

Als Ergebnis dieser Beobachtungen hat er das ADORE-SANE-Konzept entworfen, das es ermöglichen soll, bei einer Begegnung mit Haien die Situation, die Stimmung und Absichten der Tiere richtig einzuschätzen und sich angemessen zu verhalten. Hierbei sind sowohl die Umgebungsbedingungen, das Verhalten des Hais, die Position des Menschen zum Hai und auch dessen Erfahrung von Bedeutung.

Interessant und leicht nachvollziehbar, voller überraschender Informationen - so dass Haie eben nicht automatisch jeder Blutspur im Wasser folgen - ist dieses Buch zwar nicht an allen Stellen ein Muster der Prosa, aber das fällt neben den Informationen und den hervorragenden Bildern eigentlich nicht weiter ins Gewicht. Wobei nicht alle diese Bilder unbedingt ansprechend sind, denn der Autor verfolgt klar das Ziel, seine Mitmenschen zum Schutz von Haien zu bewegen, und da könnten ein paar Aufnahmen von verletzten oder massakrierten Haien sicherlich ganz nützlich sein.

Hin und wieder hätte man bei einigen der Aussagen, die in diesem Buch gemacht werden, als wissenschaftlich gebildeter Mensch eigentlich eher einen Konjunktiv als einen Indikativ erwartet, was manchmal bei ansonsten deutlicher wissenschaftlicher Distanz zu den eigenen Ergebnissen ein wenig irritiert. Vermutlich ist Dr. Ritter entweder von seinen Vorstellungen an diesen Stellen absolut überzeugt, oder er hat nicht durchgehend auf den Ausdruck geachtet. Aber das ist auch der einzige wirkliche kleine Wermutstropfen an einem ansonsten sehr ansprechenden Buch.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2008)


Erich Ritter: "Mit Haien sprechen. Das faszinierende Verhalten eines bedrohten Jägers"
Kosmos, 2004. 270 Seiten.
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Lien: http://www.sharkproject.com