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Aber nicht Odysseus den Herrlichen fand er zu Hause;
Weinend saß er am Ufer des Meers. Dort saß er gewöhnlich,
Und zerquälte sein Herz mit Weinen und Seufzen und Jammern,
Und durchschaute mit Tränen die große Wüste des Meeres.
Aber dem Kommenden setzte die hehre Göttin Kalypso
Einen prächtigen Thron von strahlender Arbeit, und fragte:
Warum kamst du zu mir, du Gott mit goldenem Stabe,
Hermes, Geehrter, Geliebter? Denn sonst besuchst du mich niemals.
Sage, was du verlangst; ich will es gerne gewähren,
Steht es in meiner Macht, und sind es mögliche Dinge.
Aber komm doch näher, daß ich dich gastlich bewirte.
Also sprach Kalypso, und setzte dem Gott die Tafel
Voll Ambrosia vor, und mischte rötlichen
Nektar.
Und nun aß er und trank, der rüstige Argosbesieger.
Und nachdem er gegessen, und seine Seele gelabet;
Da begann er und sprach zur hehren Göttin Kalypso:
Fragst du, warum ich komme, du Göttin den Gott? Ich will dir
Dieses alles genau verkündigen, wie du befiehlest.
Zeus gebot mir hieher, ohn' meinen Willen, zu wandern!
Denn wer ginge wohl gern durch dieses salzigen Meeres
Unermeßliche Flut? Ringsum ist keine der Städte,
Wo man die Götter mit Opfern und Hekatomben begrüßet!
Aber kein Himmlischer mag dem wetterleuchtenden Gotte
Zeus entgegen sich stellen, noch seinen Willen vereiteln.
Dieser sagt, es weile der Unglückseligste aller
Männer bei dir, die
Priamos' Stadt neun Jahre bekämpften,
Und am zehnten darauf mit Ilions Beute zur Heimat
Kehreten, aber Athene durch Missetaten erzürnten,
Daß sie die Göttin mit Sturm und hohen Fluten verfolgte.
Alle tapfern Gefährten versanken ihm dort in den Abgrund;
Aber er selbst kam hier, von Sturm und Woge geschleudert.
Jetzo gebeut dir der Gott, daß du ihn eilig entlassest.
Denn ihm ward nicht bestimmt, hier fern von den Seinen zu sterben;
Sondern sein Schicksal ist, die Freunde wiederzuschauen,
Und sein prächtiges Haus, und seiner Väter Gefilde.
Als er es sprach, da erschrak die hehre Göttin Kalypso.
Und sie redet' ihn an, und sprach die geflügelten Worte:
Grausam seid ihr
vor allen und neidisches Herzens, o Götter!
Jeglicher Göttin verargt ihr die öffentliche Vermählung
Mit
dem sterblichen Manne, den sie zum Gatten erkoren.
Als den schönen Orion die rosenarmige Eos
Raubte, da zürnetet ihr so lang', ihr seligen Götter,
Bis in Ortygia ihn die goldenthronende Jungfrau
Artemis plötzlich erregte mit ihrem sanften Geschosse.
Als in Jasions Arm die schöngelockte Demeter,
Ihrem Herzen gehorchend, auf dreimalgeackertem Saatfeld
Seliger Liebe genoß; wie bald erfuhr die Umarmung
Zeus,
und erschlug ihn im Zorne mit seinem flammenden Donner!
Also verargt ihr auch mir des sterblichen Mannes Gemeinschaft,
Den ich vom Tode gewann, als er auf zertrümmertem Kiele
Einsam trieb; denn ihm hatte der Gott hochrollender Donner
Mitten im Meere sein Schiff mit dem dampfenden Strahle zerschmettert.
(...)
(aus der Odyssee)