"Tiger & Dragon"
("Tiger und
Drache")
Regie: Ang Lee
Mit: Michelle Yeoh, Zhang Ziyi,
Chang Chen, Chow Yun-Fat u.a.
Die ohnedies lange Kette schöner Filme aus dem Fernen
Osten ist um eine weitere Perle reicher.
Erzählt wird einmal mehr die Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse, letzteres
repräsentiert von einer uralten Sagengestalt Chinas, einem Fuchs; dabei handelt
es sich mitnichten um ein gänsefressendes Tier, sondern vielmehr um einen Geist,
der vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) die Gestalt von Frauen annimmt,
wohl weil er glaubt, in einer solchen mehr Unheil anrichten zu können. Auf Seiten
des Guten findet man einen in den Kampfkünsten bestens bewanderten Zen-Meister
nebst einer in derselben Tradition ausgebildeten Kriegerin. Dann haben wir noch
einen schmucken Räuberhauptmann aus dem barbarischen Westen Chinas und eine
weitere Frau, die eigentliche Hauptdarstellerin, um deren Seele es bei dem Kampf
zwischen den zwei Reichen vorwiegend geht: sie ist Tochter aus reichem Haus,
soll demnächst einen mindestens ebenso reichen älteren Würdenträger der Stadt
(Peking) heiraten; andererseits besitzt sie einen sehr aufsässigen rücksichtslosen
Charakter, ist heimlich von ihrer Gouvernante (niemand anderer als der untergetauchte
Jade-Fuchs) in manch nützlichen magischen Künsten unterrichtet worden, und nun
bereit, den Kampf um ihre Liebesfreiheit, aber auch um äußerliche Macht (das
Meditationstraining dürfte der Fuchs nicht sonderlich forciert haben), bis in
extremis aufzunehmen.
Wird daraus nun eine spannende unterhaltsame Geschichte, so sind es doch hauptsächlich
die Einzelelemente, die den Film so sehenswert machen.
Da sind zum einen einmal die wunderschön choreografierten
Kampfszenen, lautlos zumeist, was den Eindruck, es prallten eigentlich geistige
Welten zusammen, verstärkt, die mit dem Gesamtcharakter des Films entsprechenden
zauberhaften Gewürzen versehen sind: für die Hauptfiguren ist es ein leichtes
viele Meter hohe Wände emporzurennen, selbst kurze Flugeinlagen sind keine Seltenheit.
Dann
die Tatsache, dass drei Fünftel der Hauptdarsteller Frauen sind, und zwar solche,
die - jede auf ihre Art - in ihren Leidenschaften bis zum äußersten gehend die
Handlung bestimmen und vorwärtstreiben; da diese Rollen mit den idealen Typen
besetzt und hervorragend gespielt sind, ein wahrer Augenschmaus.
Weiters lockern
kleine, maßvoll eingestreute Slapstickeinlagen den Film auf, spirituelle Elemente,
ebenso behutsam und zielsicher eingesetzt, verleihen ihm die nötige Würde, Ort
und Zeit des Geschehens wiederum versetzt uns in die exotische Welt des alten
China, mit seinen prachtvollen Häusern
und Gewändern, den komplexen Zeremonien und Sitten seiner Menschen.
Schließlich
durchziehen auch zwei schöne romantische Liebesgeschichten das Werk; edel und
verhalten die eine, innerer Vulkan bei unbewegter Oberfläche; die leidenschaftliche
Liebe zweier Raubtiere, wo Agression und Eros laufend ineinander übergehen, die
andere. Beiden Geschichten ist gemeinsam, dass sie letztlich ins Metafysische
hinüberspielen (eine kleine Fingerübung für einen asiatischen Künstler), wodurch
ein offenes Ende erzeugt und die Fantasie des Rezipienten angestachelt wird -
ein bisserl Seelenwanderung, und einer Fortsetzung der Geschichte steht nichts
mehr im Weg.
Insgesamt entsteht aus den genannten Zutaten jedenfalls ein
großes Filmvergnügen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich der Regisseur
Lee Ang
bei seinem nächsten Ausflug in die chinesische Zauberwelt gänzlich allzu einfacher
schwarz-weiß Zeichnung enthaltend einen echten Kunstfilm schafft. Das Zeug dazu
hat er allemal.
(stro)
"Tiger & Dragon"
VHS-Video:
Laufzeit 112 Minuten. ca. EUR. 17,89.
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DVD:
ca.
25,56. DVD bestellen
Soundtrack:
Sony,
2001. 1 CD. ca. EUR 9,99. CD bestellen
Buch
zum Film (von Linda Sunshine):
Burgschmiet, 2001. 144 Seiten. ca. EUR 15,90.
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