"Lampedusa" (Respiro)

R: Emanuele Crialese
D: Valeria Golino, Vincenzo Amato, Francesco Casisa u. a.
Italien/Frankreich 2002


Eine Legende über eine Ausgestoßene auf einer Insel, die eines Tages verschwindet, um irgendwann zur geläuterten Herde zurückzukehren, hat den italienischen Regisseur Emanuele Crialese zu diesem Film inspiriert, der auf der gleichnamigen Insel spielt. Lampedusa ist der südlichste Punkt Italiens. Die Dorfgemeinschaft lebt traditionell von den Früchten des Meeres. Alle wissen, was sie zu tun und zu unterlassen haben. Nur Grazia (Valeria Golino) tanzt aus der Reihe.

Die dreifache Mutter fällt immer wieder aus der ihr zugedachten Rolle, agiert einmal unberechenbar spontan, dann wieder unbekümmert erotisch und verwirrt damit nicht nur den pubertierenden Sohn Pasquale (Francesco Casisa) und seine Schwester Marinella (Veronica D´Agostino). Grazias Mann Pietro (Vincenzo Amato) wird von Verwandt- und Kollegenschaft bedrängt, seine als verrückt geltende Frau in medizinische Behandlung nach Mailand zu schicken. Grazia wehrt sich. Sie verlässt ihre Familie. Nur Pasquale weiß, wo sie sich aufhält. Pietro ist verzweifelt und befürchtet das Schlimmste. An der Dorfgemeinschaft nagt schlechtes Gewissen.

Crialese war es nach langen Jahren in New York ein Anliegen, einen italienischen Film zu drehen, in dem er dem Neorealismus seine Referenz erweist. In der von ihm bewusst gewählten kargen Landschaft sollte eine die Phantasie der/des ZuschauerIn inspirierende Fabel erzählt werden. Neben den ausdrucksstarken HauptdarstellerInnen erarbeiten LaiInnen eine Geschichte ohne Klischees über Liebe, Zugehörigkeit und die Schwierigkeit, Toleranz zu leben.

(ama;04/03)