"Im toten Winkel. Hitlers Sekretärin"
Österreich 2002
Regie: André Heller, Othmar Schmiderer
Sie sei zu Hitler gekommen, wie "die Jungfrau zum Kind", erzählt Hitlers Sekretärin Traudl Junge in diesem packenden Dokumentarfilm von André Heller und Othmar Schmiderer. In langen Gesprächen, aus denen dieses "Extrakt" gefiltert wurde, berichtet Frau Junge von ihrem Sein und Wirken von 1942 bis 1945 an der Seite des Diktators und Massenmörders. Nach dem Krieg sollte sie als "jugendlicher Mitläufer" in eine nun demokratische Gesellschaft entlassen werden. Das schlechte Gewissen quälte trotzdem.
Als 22Jährige wurde sie in den Kreis von Hitlers Privatsekretärinnen
aufgenommen. Aus einer unpolitischen Familie stammend ging sie das neue Arbeitsverhältnis
sorglos naiv ein und fühlte sich dort auch wohl. Hitler
schien in ihrem Leben eine väterliche Figur darzustellen, die sie zuerst verehrte,
später hasste. Während ihrer Tätigkeit wurde sie wenig von Hitlers Politik tangiert
- lediglich seine private Korrespondenz und öffentlichen Reden tippte sie. Des
weiteren war sie neben ihren Kolleginnen auch seine Gesellschaftsdame.
Nach Hitlers Selbstmord und dem Kriegsende begann
für Frau Junge die harte Zeit des Erkennens und der Reflexion.
Aus Traudl Junge fließen die Erinnerungen, und dieses Interview scheint ihr zu helfen, sich von großen Belastungen zu befreien. André Heller bleibt beinahe völlig im Hintergrund und lässt diese Frau sprechen, die Kamera zeigt streckenweise ausschließlich ihr ausdrucksstarkes Gesicht. In einigen Szenen sieht man Frau Junge in kritischer Betrachtung des bereits aufgenommenen Filmmaterials. Um nur ja nichts Wichtiges zu vergessen, ergänzt sie um jede Kleinigkeit, um dann mit ihren erzählten "Anekdoten" noch immer nicht zufrieden zu sein. Übrig bleibt der Welt ein notwendiges historisches Dokument. Frau Junge - am Premierentag des Films gestorben - wurde es noch möglich, sich selbst zu verzeihen.
(ama)
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