Ostern
Ostern [althochdt. Östarun, Name eines
heidnischen Frühlingsfestes, in altenglischen Texten als Eostrae überliefert],
ältestes christliches Fest und Hauptfest des Kirchenjahres. Hervorgegangen aus
der christlichen Umdeutung des jüdischen Passah, wird Ostern seit Mitte des 2.
Jh. jährlich zum Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi
gefeiert.
Geschichte: In der Urkirche war Ostern zunächst kein eigenes Jahresfest. Höhepunkt
des christlichen Kultes war die wöchentliche Eucharistiefeier am Sonntag. Ostern
als christliche Jahresfeier setzte sich erst allmählich durch. Ein Hinweis auf
die wachsende Bedeutung, die Ostern in der Kirche der ersten Jahrhunderte zukam,
ist die Auseinandersetzung um das Datum des Osterfestes (Osterfeststreit). Vor
allem die Christen Kleinasiens und Syriens feierten Ostern am 14. Nissan, dem
jüdischen Passahtermin, die römische Christengemeinde und die meisten anderen
Gemeinden dagegen am Sonntag nach dem 14. Nissan. Das 1.
Konzil von Nicäa (325) sollte den Streit schlichten und legte den Ostertermin
einheitlich auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn
fest. Umstritten war jedoch weiterhin, wie der Termin faktisch anzusetzen sei.
Da verschiedene Osterzyklen vorausgesetzt wurden, kam es zu Unterschieden, die
erst durch Dionysius Exiguus, der 525 auf Veranlassung von Papst Johannes I.
die in Alexandria übliche Berechnungsweise auch in Rom durchsetzte, aufgehoben
wurden. Die chronologische Bestimmung wurde der Kirche von Alexandria übertragen,
deren Bischöfe schon seit dem 3. Jh. diesen Termin in Osterfestbriefen bekannt
gaben.
Zwischen den westlichen Konfessionen und
den Ostkirchen bestehen Unterschiede in der Berechnung des Ostertermins, da die
Ostkirchen den Frühlingsanfang nach dem julianischen und nicht nach dem
gregorianischen Kalender bestimmen.
Liturgie: Nach lateinischer Liturgie
umfasst die Osternachtfeier folgende Teile: 1) die Lichtfeier (Segnung des
Osterfeuers, Entzündung der Osterkerze usw.); 2) Wortgottesdienst mit bis zu
sieben Lesungen mit Zwischengesängen; 3) Tauffeier mit Erneuerung des
Taufversprechens; 4) festliche Eucharistiefeier.
In den ev. Kirchen bildet
der festliche Gottesdienst am Ostersonntag den liturgischen Höhepunkt, wobei
sich die Feier der Osternacht auch in immer mehr Gemeinden der lutherischen und
reformierten Kirchen durchsetzt. Die anglikanischen Kirchen feiern ebenfalls die
Osternacht und am Ostersonntag festlich die Eucharistie und Evening-Prayer
(Vesper). Zur Osterfeier der orthodoxen Kirche gehören die Vesper des
Karsamstags mit 15 Lesungen aus dem A.T. sowie der Orthros (Morgengottesdienst)
des Sonntags, der durch eine Lichtprozession um die Kirche eingeleitet wird.
Seinen Kern bilden der Osterkanon des Johannes von Damaskus (mit dem Kehrvers
"Christ ist erstanden") und die Verlesung der Osterpredigt des Johannes
Chrysostomos.
Brauchtum: Zu Ostern leben in den zahlreichen
volkstümlichen Bräuchen häufig vorchristliche und magische Motive weiter, die
später mit christlicher Sinngebung belegt wurden. Germanisches Frühlings- und
christliches Osterfest feiern den Sieg des Lebens über den Tod. Aus diesem
Kontext stammen Fruchtbarkeitssymbole wie Osterwasser, Osterhase oder
Ostereier.
Großer Wert wurde auf das Festessen mit Fleisch und Eiern nach
der ersten Messe gelegt, weil damit die Fastenzeit der katholischen Kirche
beendet war. Auf kirchlichen Brauch gehen die besonders in Norddeutschland
üblichen Osterfeuer zurück. Gebäcke und Bebildbrote mit Fruchtbarkeitssymbolen
oder in Form des Osterlamms bzw. des
Osterhasen sind z. T. heute noch üblich. Seit dem 17. Jh. verbreitete sich das
Suchen gefärbter Ostereier, die im protestantischen Kinderbrauch der Osterhase
brachte, inzwischen auch das Schmücken von Eierbäumchen. Aus geistlichen
Schauspielen gingen Osterspiele hervor, die das Ostergeschehen
nachvollziehen.
Ostara, angebliche, wohl jedoch erfundene
angelsächsische Frühlingsgöttin, die von Beda Venerabilis in "De temporum
ratione" zur Erklärung der Bezeichnung "Ostermonat" für April herangezogen wird.
(Aus "Der Brockhaus Religionen")