.....
Der junge Herr
entschlossen
Kommen Sie her, Marie.

Das Stubenmädchen tritt etwas näher
Bitt' schön.

Der junge Herr
Näher... so... ah... ich hab' nur geglaubt...

Das Stubenmädchen
Was haben der junge Herr?

Der junge Herr
Geglaubt... geglaubt hab' ich – Nur wegen Ihrer Blusen... Was ist das für eine... Na, kommen S' nur näher. Ich beiß' Sie ja nicht.

Das Stubenmädchen kommt zu ihm
Was ist mit meiner Blusen? G'fallt sie dem jungen Herrn nicht?

Der junge Herr faßt die Bluse an, wobei er das Stubenmädchen zu sich herabzieht
Blau? Das ist ganz ein schönes Blau. Einfach Sie sind sehr nett angezogen, Marie.

Das Stubenmädchen
Aber junger Herr...

Der junge Herr
Na, was ist denn?...
Er hat ihre Bluse geöffnet. Sachlich

Sie haben eine schöne weiße Haut, Marie.

Das Stubenmädchen
Der junge Herr tut mir schmeicheln.

Der junge Herr küßt sie auf die Brust
Das kann doch nicht weh tun.

Das Stubenmädchen
O nein.

Der junge Herr
Weil Sie so seufzen! Warum seufzen Sie denn?

Das Stubenmädchen
Oh, Herr Alfred...

Der junge Herr
Und was Sie für nette Pantoffeln haben...

Das Stubenmädchen
... Aber... junger Herr... wenn's draußen läut' –

Der junge Herr
Wer wird denn jetzt läuten?

Das Stubenmädchen
Aber junger Herr... schaun S'... es ist so licht...

Der junge Herr
Vor mir brauchen Sie sich nicht zu genieren. Sie brauchen sich überhaupt vor niemandem wenn man so hübsch ist. Ja, meiner Seel'; Marie, Sie sind... Wissen Sie, Ihre Haare riechen sogar angenehm.

Das Stubenmädchen
Herr Alfred...

Der junge Herr
Machen Sie keine solchen Geschichten, Marie... ich hab' Sie schon anders auch geseh'n. Wie ich neulich in der Nacht nach Haus gekommen bin und mir Wasser geholt hab'; da ist die Tür zu Ihrem Zimmer offen gewesen... na...

Das Stubenmädchen verbirgt ihr Gesicht
O Gott, aber das hab' ich gar nicht gewußt, daß der Herr Alfred so schlimm sein kann.

Der junge Herr
Da hab' ich sehr viel gesehen... das und das... und das... und –

Das Stubenmädchen
Aber, Herr Alfred!

Der junge Herr
Komm, komm... daher... so, ja so...

Das Stubenmädchen
Aber wenn jetzt wer läutet –

Der junge Herr
Jetzt hören Sie schon einmal auf... macht man höchstens nicht auf...

Es klingelt.


Der junge Herr
Donnerwetter Und was der Kerl für einen Lärm macht. – Am End' hat der schon früher geläutet, und wir haben's nicht gemerkt.

Das Stubenmädchen
Oh, ich hab' alleweil aufgepaßt.

Der junge Herr
Na, so schaun S' endlich nach – durchs Guckerl. –

Das Stubenmädchen
Herr Alfred... Sie sind aber... nein... so schlimm.

Der junge Herr
Bitt' Sie, schaun S' jetzt nach...

Das Stubenmädchen geht ab. Der junge Herr öffnet rasch die Rouleaux.

Das Stubenmädchen erscheint wieder
Der ist jedenfalls schon wieder weggangen. Jetzt ist niemand mehr da. Vielleicht ist es der Doktor Schüller gewesen.

Der junge Herr ist unangenehm berührt
Es ist gut.

Das Stubenmädchen nähert sich ihm.

Der junge Herr entzieht sich ihr
Sie, Marie, – ich geh' jetzt ins Kaffeehaus.

Das Stubenmädchen zärtlich
Schon... Herr Alfred.

Der junge Herr streng
Ich geh' jetzt ins Kaffeehaus. Wenn der Doktor Schüller kommen sollte...

Das Stubenmädchen
Der kommt heut nimmer.

Der junge Herr noch strenger
Wenn der Doktor Schüller kommen sollte, ich, ich... ich bin – im Kaffeehaus.
Geht ins andere Zimmer. Das Stubenmädchen nimmt eine Zigarre vom Rauchtisch, steckt sie ein und geht ab.


(aus dem "Reigen" von Arthur Schnitzler)
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