Der berüchtigtste Massenmörder der Geschichte ist Dracula, der als Vlad Tepes, Vlad der Pfähler oder Vlad Dracula (ca. 1431 - 1477) bekannt ist. Er war der Fürst der Wallachei, einer Region im Süden Transsylvaniens. Dafür berühmt, dass er Tausende von Feinden pfählen ließ, beging er auch noch andere Gräueltaten, wie seinen Opfern die Gliedmaßen abzuschneiden und Organe herauszuschneiden. Er ließ sie enthaupten, verbrennen, rösten, rädern und brach ihnen dabei die Knochen. Er zwang seine Opfer zum Kannibalismus, ließ Menschen bei lebendigem Leibe häuten, begraben oder kochen. Auch wenn er nicht als Vampir herumgeflogen ist und Leute in den Nacken gebissen hat, soll er doch, wie ihm nachgesagt wurde, seinen Kopf in Blut getaucht haben. Dracula wurde wegen seines mörderischen Wütens nie zur Verantwortung gezogen, sondern in einem Wald bei Bukarest von Türken aus dem Hinterhalt überfallen und umgebracht.

Die ungarische "Blutgräfin", Elisabeth Báthory (1560 -1614), die schätzungsweise für sechshundertfünfzig Tote verantwortlich war, war möglicherweise eine Nachfahrin Draculas. 1600 begann sie, junge jungfräuliche Frauen umbringen zu lassen, denen sie die Kehle durchschneiden und deren Blut sie dann in Bottiche fließen ließ, um darin zu baden. Sie glaubte, diese buchstäblichen Blutbäder würden sie verjüngen und jünger aussehen lassen. Sie wurde 1611 festgenommen, vor Gericht gestellt und verurteilt. Während ihre Dienerschaft, die ihre Opfer herbeigeschafft hatte, gehängt wurde, wurde Gräfin Báthory selbst am Leben gelassen und in ihrem Zimmer in ihrem Schloss eingemauert, zu dem nur noch eine kleine Öffnung belassen wurde, durch die ihr das Essen hereingereicht wurde. Dort starb sie 1614. (Siehe auch Buchtipp weiter unten!)


(Aus "Die letzte Reise. Eine Kulturgeschichte des Todes" von Constance Jones)

 

Buchtipp:

"Die Blutgräfin" von Andrei Codrescu

Der Traum von ewiger Jugend und Schönheit wurde für die ungarische Gräfin Báthory zur blutigen Besessenheit. Ihre Exzesse machten Elisabeth Báthory (1560-1614), genannt die Blutgräfin, zu einer der schillerndsten und berüchtigtsten Persönlichkeiten des europäischen Mittelalters. Ihr wird nachgesagt, dass sie Hunderte von jungen Mädchen gefoltert und getötet haben soll, um in ihrem Blut zu baden, das - wie sie hoffte - ihre Schönheit erhalten würde. Als immer mehr junge Mädchen im Schloss der Gräfin spurlos verschwanden, wurde sie vor Gericht gestellt, und in einem Prozess kam das erschreckende Ausmaß ihrer Gräueltaten zum Vorschein.

Beinahe vierhundert Jahre später stellt sich der ungarische Journalist Drake Báthory-Keresztur, ein Nachkomme der Blutgräfin, einem amerikanischen Gericht. Er behauptet, in einen mysteriösen Mordfall verwickelt zu sein. Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems in Ungarn war Báthory in sein Heimatland gereist, um dort für eine amerikanische Zeitung zu recherchieren. Stattdessen wird er zum Spielball verschiedenster Interessengruppen, die die Macht in Ungarn übernehmen wollen und gerät immer tiefer in ein Netz der Intrigen. Mit Schrecken muss er feststellen, dass der Geist der Gräfin Báthory zu neuem Leben erwacht ist.

Andrei Codrescu lässt in einer Mischung aus historischem Roman und spannendem Horror-Thriller die schrecklichsten Seiten des Mittelalters wieder aufleben. Detailreich beschreibt er auf der Grundlage von historischen Dokumenten das Leben der Gräfin Báthory und verbindet dieses in einem zweiten Handlungsstrang geschickt mit der ungarischen Gegenwart. Dabei versucht er, den Gründen für die sexuelle Perversität und Grausamkeit der Gräfin auf die Spur zu kommen. Immer wieder stellt sich die Frage nach der Magie von Macht und Gewalt, der die Hauptfigur des Romans, Drake Báthory, zugleich angewidert und fasziniert gegenübersteht.