(...)
"Waz hât
mich gerüeret?" dâhte der küene man.
dô sach er allenthalben; er vant dâ
niemen stân.
er sprach: "ich binz Sîfrit, der liebe friunt dîn.
vor der küneginne soltu gar âne angest sîn.
Den
schilt gip mir von hende unt lâz mich den tragen,
unde merke rehte waz du
mich hrest sagen!
nu hab dú die gebære, diu werc wil ich begân."
do er in reht` erkande, ez was im líebé getân.
"Nu
hil du mîne liste, dine sóltu niemen sagen,
sô mac diu küneginne lützel iht
bejagen
an dir deheines ruomes, des si doch willen hât.
nu sihtu wie
diu frouwe vor dir unsórclîchen stât."
Dô schôz vil krefteclîche
diu hêrliche meit
ûf einen schilt niuwen, michel unde breit,
den truoc
an sîner hende daz Sigelinde kint.
daz fiuwer
spranc von stahele alsam ez wæté der wint.
Des
starken gêres snîde al durch den schilt brach,
daz man daz fiuwer lougen ûz
den ringen sach.
des schuzzes beide strûchten die kréftégen man.
wan diu
tarnkappe, si wæren tôt dâ bestán.
Sîfrîde
dem vil küenen von munde brast daz bluot.
vil balde spranc er widere. dô
nam der helt guot
den gêr, den si geschozzen
im hete durch den rant;
den frumte ir dô hin widere des starken Sîfrides
hant.
Er
dâhte: "ich wil niht schiezen daz schne magedîn."
er kêrte
des gêres snîde hinder den rucke sîn.
mit der gêrstangen er schôz ûf ir gewant
daz ez erklanc
vil lûte von sîner ellenthaften hant.
Daz
fiuwer stoup ûz ringen alsam ez tribe der wint.
den schuz schôz mit ellen
daz Sigemundes kint.
sine móhte mit ir kreften des schuzzes niht gestân.
ez enhéte der künec Gunther entriuwen nimmér getân.
Prünhilt
diu schne wie balde si ûf gespránc!
"Gunther, ritter edele, des
schuzzes habe danc!"
si wânde daz erz hête mit sîner kraft getân:
ir was dar nâch geslichen ein verre kréftéger man.
Dô
gie si hin vil balde; zornec was ir muot.
Den stein huop vil hôhe diu edel
maget guot.
si swanc in krefteclîche vil verre von der hant.
dô spranc
si nâch dem wurfe; ja erklanc ir allez ir gewant.
Der
stein der was gevallen wol zwelf klâfter dan.
den wurf den brach mit sprunge
diu maget wol getân.
dar gie der herre Sîfrit dâ der stein gelac;
Gunther
in dô wegete, der helt in wérfénne pflac.
Sîfrit
was küene, vil kreftec unde lanc.
den stein
den warf er verrer, dar zuo er wîter spranc.
von sînen schnen listen
er hete kraft genuoc
daz er mit dem sprunge den künec Gunther doch truoc.
Der
sprunc der was ergangen, der stein der was gelegen.
dô sach man ander niemen
wan Gunther den degen.
Prünhilt diu schne wart in zorne rôt.
Sîfrit
hete geverret des künec Guntheres tôt.
Zuo zir ingesinde
ein teil si lûte sprach,
dô si ze ent des ringes den helt gesunden sach:
"vil balde kumt her nâher, ir mâge unt mîne man!
ir sult dem künec Gunther alle wesen undertân.
(...)
(aus dem Nibelungenlied)