"Ein Sommernachtstraum"
nach William Shakespeare
Neu erzählt von Barbara Kindermann mit Bildern von Almud Kunert
"Ein Sommernachtstraum" entstand
um 1595/96 und wurde vermutlich für eine Fürstenhochzeit geschrieben. Es gilt
in literarisch bewanderten Kreisen als Höhepunkt des frühen Komödienschaffens
von Shakespeare. Der Dramatiker verwob unterschiedlichste Quellen miteinander.
U.a. Motive aus Chaucers "Canterbury Tales", Plutarchs "Parallelbiografien",
Ovids "Metamorphosen" und Spensers "Die Feenkönigin".
Mit seinem Titel verweist das Stück auf die Johannisnacht (23. auf 24. Juni),
in der nach altem Volksglauben der sogenannte "Mittsommerwahnsinn" drohen mag.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Protagonisten Demetrius, Lysander,
Hermia und Helena. Hermia möchte den reichen Demetrius nicht ehelichen, da sie
Lysander liebt, der ihr als verträumter Dichter romantische Verse schreibt und
Rosen, Haarlocken und Ringe schenkt.
Herzog Theseus besteht aber darauf, dass Hermia sich für Demetrius entscheidet,
da sie ansonsten gegen den Wunsch ihres Vaters rebelliere, und dieses Verhalten
mit dem Kloster oder dem Tod bestraft werde.
Aus dieser Konstellation heraus ergeben sich allerlei heitere Verwicklungen.
Hermia beschließt, mit Lysander das Weite zu suchen, um der Ehe mit Demetrius
zu entgehen. Helena erzählt Demetrius von Hermias Absichten, welche ihr ihre
Freundin anvertraute, und somit machen sich die beiden auf die Suche, wobei
Demetrius von der verliebten Helena (noch) nichts wissen will. Die vier Turteltäubchen
landen allesamt in einem "Zauberwald", wo sich das Elfenreich befindet. Der
König der Elfen, Oberon, hat nur Unsinn im Kopf und will Titania, seine Frau,
mit einer List dazu bringen, ihm einen indischen Knaben für sein Gefolge abzutreten.
Sein Lieblingskobold Puck soll sie verzaubern. Allerdings gibt sich Oberon damit
nicht zufrieden und verteilt allerlei Befehle an Puck. So bekommt Zettel, ein
Handwerker, der für ein Stück probt, das anlässlich der Hochzeit von Theseus
und Hippolyta aufgeführt werden soll, einen Eselskopf, und weil Puck Titania
einen "Zaubersaft" über die Augen streut, auf dass sie sich in das erstbeste
Wesen verliebe, welches ihr über den Weg liefe, wird dazu Zettel auserkoren,
der nicht weiß, wie ihm geschieht. In der Folge werden alle Protagonisten mehr
oder weniger verzaubert und verlieben sich in die "falschen" Menschen. Der Elfenkönig
und die Elfenkönigin haben allerlei zu tun, um die Ordnung wieder zurecht zu
rücken, und am Ende haben sich tatsächlich jene zwei Paare gefunden, die füreinander
geschaffen scheinen. Das Stück anlässlich der Hochzeit wird ein enormer Erfolg,
gerade weil so gut wie alles schiefgeht, und am Ende ist natürlich die Frage
zu stellen: War die ganze Geschichte doch nur ein Traum in einer verzauberten
Mittsommernacht?
In all dem Wirrwarr und den verschiedenen Quellen, derer sich Shakespeare bediente,
ist neben dem immensen komischen Aspekt doch auch eine tragische Seite erkennbar,
die auf die Frage nach der "richtigen" Liebe abzielt. Sind es am Ende wirklich
die "richtigen" Menschen, die einander gefunden haben? Und kann das ein "Außenstehender"
wie etwa der Elfenkönig überhaupt beurteilen? Die Liebe ist im "Sommernachtstraum"
wahrlich ein seltsames Spiel, und wer weiß, ob Puck mit seinen "Zauberkünsten"
ein friedliches Ende geschaffen hat? Ob die Liebenden dauerhaft glücklich werden,
erschließt sich nicht.
Barbara Kindermann hat die fantastische Komödie von Shakespeare wunderbar nacherzählt.
Sie ist dabei der Übersetzung
von August Wilhelm Schlegel gefolgt und hat insbesondere darauf geachtet,
dass sich Sprache und Stil der klassischen Vorlage noch unverkennbar im Text
wiederfinden.
Ausgezeichnet mit dem Text korrespondieren die Illustrationen
von Almud Kunert. Sie zeigt mit ihren Bildern ein Marionettentheater, was
den Schluss nahelegt, dass sie von der Traumhaftigkeit der Geschichte überzeugt
ist. Denn kann solches wirklich geschehen, oder finden die Fäden von sich gegenseitig
Liebenden wahrhaftig so "traumhaft" zueinander?
Wie schon mit dem "Handschuh"
ist nunmehr auch mit diesem Buch eine herrliche "Weltliteratur für Kinder" entstanden.
Empfehlenswert für Leser ab 7 Jahren. Altersgrenze nach oben gibt es selbstverständlich
keine.
(Klabauter; 08/2005)
"Ein Sommernachtstraum"
Kindermann, 2005. 36 Seiten. (Ab 7 J.)
ISBN 3-934029-14-0.
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