Claus Kleber (Hrsg.): "Nachrichten, die Geschichte machten"

Von der Antike bis heute


Weltgeschichtliche Ereignisse aus der Perspektive des Journalisten

Vom Sieg der Perser über die Babylonier 538 v. Chr., der die Heimkehr des Volkes Israel ermöglichte, bis zur Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas 2005: Viel ist geschehen in dieser Zeitspanne, die Welt und die Menschheit haben sich grundlegend verändert. Geblieben ist das menschliche Bedürfnis, Neuigkeiten möglichst umgehend, wahrheitsgetreu und bei Bedarf sachkundig kommentiert zu erfahren. Massenmedien gibt es noch nicht lange. Das Autorenteam um Claus Kleber hat die bedeutendsten Ereignisse der vergangenen zweieinhalbtausend Jahre so dargestellt, wie man sie zur jeweiligen Zeit in der Zeitung hätte lesen können, wenn es bereits Zeitungen gegeben hätte, bzw. wie sie in neuerer Zeit in jeder beliebigen Zeitung hätten stehen können: zuerst in Form einer knappen Nachrichtenmeldung als Momentaufnahme, anschließend in der Art eines "Features" ausführlich kommentiert und um viele Hintergrundinformationen sowie Voraus- und Rückblenden erweitert. Ein Kästchen am Seitenrand enthält Geburts- und Todesjahr aller im Beitrag erwähnten Persönlichkeiten sowie Eckdaten von relevanten Vorgängen.
Bei den dargestellten Ereignissen handelt es sich zwar mehrheitlich um Meilensteine aus Politik und kriegerischer Auseinandersetzung, aber auch "Sternstunden" der Wissenschaften, der Technik, der Kultur und der Künste haben einen angemessenen Anteil.
Das Buch ist in die Abschnitte "Antike", "Mittelalter", "Renaissance", "17. Jahrhundert", "18. Jahrhundert", "19. Jahrhundert" und
"20. Jahrhundert" (einschließlich dem Beginn des 21. Jahrhunderts) gegliedert. Jeder dieser Abschnitte beginnt mit einem historischen Überblick, der über die wichtigsten Entwicklungen in der jeweiligen Epoche informiert und den Zusammenhang mit dem vorhergehenden und dem folgenden Abschnitt aufzeigt. Es folgen die zwei- bis vierseitigen Nachrichten. Am Ende des Buchs findet man ein gut ausgearbeitetes Glossar und natürlich ein ausführliches Register.

Das Konzept des Buchs ist bemerkenswert: Die packend und aus der Perspektive der jeweiligen Zeit verfasste Kurznachricht weckt fast zwangsläufig das Interesse des Lesers; das sich anschließende "Feature" versorgt ihn mit den zum gründlichen Verständnis notwendigen, kurzweilig dargebotenen Informationen. Das Bestreben, den größten Teil der dokumentierten Weltgeschichte auf weniger als 400 Seiten zu komprimieren, scheint auf den ersten Blick vermessen, doch muss man nach der Lektüre zugeben, dass dies möglich ist - nicht nur das, der Leser begreift, wie "Geschichte" funktioniert, und darüber hinaus erhält er, vielleicht unterbewusst, einen Eindruck davon, welche Voraussetzungen für gute journalistische Arbeit notwendig sind. Die klug zusammengestellte Themenvielfalt trägt dazu bei, dass man sich fesseln lässt; die Mischung macht's nun einmal: Cromwell lässt den englischen König Charles I. köpfen, Ludwig XIV. baut das prunkvolle Schloss von Versailles, dann erfährt man von der Heirat von Charles II. mit Katharina von Braganza, durch die Bombay an England fällt (und zum Sprungbrett für die Eroberung Indiens durch die Engländer wird), auf der nächsten Doppelseite geht es um den "Abenteuerlichen Simplicissimus", anschließend um die Erfindung des Mikroskops und die Entdeckung, dass Blut aus Körperchen besteht, und danach um Halleys Beobachtungen und Berechnungen zu dem später nach ihm benannten Kometen. Manch bedeutsamer historischer Zusammenhang dürfte auch erwachsenen Lesern nicht bekannt oder entfallen sein. Jugendliche erhalten eine komprimierte und vielseitige, aber nicht überfrachtete Zusammenfassung der Weltgeschichte, die nach bewährter Journalistenmanier zwar sachlich fundiert und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, aber wertungsfrei kommentiert wird.
Das Buch ist praktisch fehlerfrei und überzeugt auch durch die ansprechende, leserfreundliche Gestaltung. So wird Geschichte zum unmittelbaren Erlebnis!

(Regina Károlyi; 04/2006)


Claus Kleber: "Nachrichten, die Geschichte machten"
Mit Fotos / Illustrationen von Annabelle von Sperber.
cbj, 2006. 368 Seiten. (Ab 10 J.)
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Claus Kleber, Leiter und Moderator des ZDF-"heute journals", hat jahrelang als Korrespondent und als Chef des ARD-Studios in Washington aus den USA berichtet. Seine journalistische Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet.