Britta Benke: "Wer ist eigentlich dieser Matisse?"

Aus der Reihe "Kinder entdecken Kunst"


Die überbordende Bilderwelt des Henri Matisse
Kinder entdecken spielerisch die Werke eines anderen "großen Kindes"


Seit nunmehr dreizehn Jahren gibt es ganz im Westen von Berlin, in Charlottenburg, den kleinen, unabhängigen Kindermann-Verlag. Groß ist er jedoch in seinen Ideen und deren Umsetzung. Verlagsleiterin Dr. Barbara Kindermann leistete bereits vor über zehn Jahren, lange vor "PISA", Pionierarbeit auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, um Kinder zum Beispiel an die großen Klassiker heranzuführen: Sie erzählt in bisher neun sorgfältig illustrierten Bänden Schillers "Wilhelm Tell", Goethes "Faust" oder Kellers "Kleider machen Leute" kindgerecht nach. Begegnen die Kinder später im Schulunterricht den vertrauten Figuren wieder, ist ihre Lesebegeisterung bereits geweckt.

Was mit Literatur funktioniert, das sollte doch mit Kunst ebenso klappen: Im Herbst 2006 wurde der Startschuss für ein neues ehrgeiziges Projekt gegeben. Und wiederum hatte die Verlagsleiterin Erfolg. Mit Britta Benke konnte sie eine Autorin gewinnen, deren neuartiges Konzept Kinder spielerisch an die moderne Kunst heranführt. Wichtig dabei ist, dass keine künstlichen Situationen geschaffen werden, sondern Kinder durch eigene Begeisterung motiviert werden. Greifen Kinder dann die Themen auf, so können sie vertieft und ihren Interessen gemäß weiter mit ihnen erarbeitet werden.

"Kinder entdecken Kunst" - so der Titel dieser wunderbaren Reihe -, legte bereits mit dem ersten Band "Wer ist eigentlich dieser Miró?" einen fulminanten Start hin und wurde von der "Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V." zum Kinderbuch des Monats Dezember 2006 gewählt. Im April 2007 folgte "Wer ist eigentlich dieser Picasso?" Nun liegt der dritte Band vor.

Dieses Mal können die kleinen und auch großen Leser Leben und Werk des berühmten französischen Künstlers Henri Matisse entdecken, dessen intensive Farbigkeit in Verbindung mit der Einfachheit der Formen seinen Bildern eine außergewöhnliche Anziehungskraft verleiht. Henri Matisse war einer der wichtigsten Impulsgeber der Moderne, und ein Grossteil der bedeutenden Maler des 20. Jahrhunderts ließ sich direkt oder indirekt von seinem Werk beeinflussen.

Seiner Philosophie: "Ein Künstler sollte nie: Gefangener seiner selbst sein, Gefangener eines Stils, Gefangener des Ruhmes, Gefangener eines Erfolgs usw. Haben die Goncourts nicht geschrieben, die japanischen Künstler wechselten ihre Namen mehrmals im Leben? Das gefällt mir.", blieb er immer treu. Seinen Namen wechselte er zwar nicht, aber zum Gefangenen seines Ruhmes hat er sich nie gemacht. Als er aus gesundheitlichen Gründen an den Rollstuhl gefesselt war und den Pinsel aus der Hand legen musste, begann er fortan "mit der Schere zu zeichnen". Der Papierschnitt wurde sein neues künstlerisches Hauptausdrucksmittel.

"Matisse war begeistert davon, welch einfache Farben Kinder beim Malen und Zeichnen verwenden, und wollte diese Einfachheit auch in seiner Kunst erreichen.", berichtet die Autorin. Selbst sagte der Künstler einmal: "Man muss die Welt zeitlebens mit den Augen eines Kindes betrachten." Und sehen seine Bilder nicht beinahe auch so aus, als wären sie von Kinderhänden gemalt? Daher scheint Matisse geradezu prädestiniert dafür, Kinder an seine Kunst heranzuführen. Seine überbordende Bilderwelt, mit all den leuchtenden, bunten Farben, schönen Gegenständen und verspielten Mustern, regt Kinder mit Sicherheit an, sich mit seinen Werken auseinanderzusetzen und vielleicht gar selbst kreativ zu werden.

Spielerisch leicht führt Britta Benke an die künstlerische Ausdrucksweise und das Leben dieses Kunst-Revolutionärs, der ein Freund Picassos war, heran. Der junge Leser spaziert in sein Wohnzimmer, "analysiert" einige bekannte Werke. Viele Fotos, Abbildungen und Erläuterungen sowie ein kurzer, prägnanter Lebenslauf ergänzen das fundierte, aber trotzdem leicht verständliche Buch.

Immer wieder tauchen Fragen in roter Farbe im Text auf. Diese sind direkt an die Kinder gerichtet und geben selbst Erwachsenen wunderbare Impulse zur Auseinandersetzung mit seinen Werken.
"Sind das Äpfel? Oder Quallen?", "Kannst du den Papagei und die Meerjungfrau finden? Aber was sucht der Papagei im Meer?", fragt die Autorin und gibt dabei der (kindlichen) Fantasie beim Betrachten des berühmten Scherenschnitts "Der Papagei und die Meerjungfrau" größtmöglichen Raum. Und "wie hat Matisse solch einen riesigen Papierschnitt (...) denn überhaupt gemacht?" Kompetent unterstützt Britta Benke diese Gedankenprozesse und gibt mögliche Antworten oder Gedankenanregungen zum "Weiterphilosophieren".

Am Schluss des schmalen, aber hochwertig verarbeiteten Buchs ist gar noch ein kleiner "Kreativ-Workshop" zu finden, der anregt, selbst nach Lust und Laune den Pinsel zu schwingen oder die Schere in die Hand zu nehmen und vielleicht eine eigene, bunte Fantasiewelt zu kreieren. Eine Liste von Museen, in denen Werke des Künstlers ausgestellt sind, komplettiert das Buch.

Ab welcher Altersklasse der vorliegende Band geeignet scheint, ist wohl eher Ansichtssache und muss ausprobiert werden. Ein Einstiegsalter von 6 Jahren wird empfohlen.
Auf jeden Fall ist "Wer ist eigentlich Matisse" ein wunderbares Buch, das Erwachsenen hilft, ihren Kindern die Kunst des Henri Matisse näherzubringen und mit ihnen gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen.

(Heike Geilen; 12/2007)


Britta Benke: "Wer ist eigentlich dieser Matisse?"
Kindermann Verlag, 2007. ca. 44 Seiten. (Ab 6 J.)
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Britta Benke, geboren 1960, studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Romanistik in Göttingen, Münster und Bonn. Sie war u.a. mehrere Jahre im Verlagswesen tätig und verfasste 1994 ihr erstes Kunstbuch.

Weitere Bücher dieser Reihe des Kindermann Verlags:

"Wer ist eigentlich dieser Miró?"

Jeder Maler malt anders. Aber woran erkennt man zum Beispiel einen "Miró"? Welche Farben verwendete der berühmte spanische Maler besonders gerne? Was sind das für Figuren und Zeichen, die uns in seinen Bildern immer wieder begegnen? Mit welchen anderen Materialien hat er noch gearbeitet? Und was heißt eigentlich "surrealistisch"? Die Kunstpädagogin Britta Benke nimmt Kinder ab 6 Jahren mit auf eine spannende Reise durch Joan Mirós farbenfrohe Bilderwelt. So erfahren Kinder, was das Besondere an Mirós Kunst ist und was ihn von anderen bekannten Malern unterscheidet. Ein Kreativteil gibt Anregungen, selbst zu malen und Miró nachzueifern.
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"Wer ist eigentlich dieser Picasso?"
Woran erkennt man eigentlich einen Picasso? Was sind das für Dreiecke, Vierecke und andere geometrische Formen in seinen Bildern? Welche Farben verwendete der Maler besonders gerne für Harlekine und Zirkusakrobaten? Womit hat er noch gearbeitet außer mit Ölfarben und Pinsel? Und was heißt eigentlich "kubistisch"?
Auch im zweiten Band der Reihe "Kinder entdecken Kunst" begibt sich die Kunstpädagogin Britta Benke auf eine vielschichtige Entdeckungsreise durch das Leben und Werk eines außergewöhnlichen Künstlers. In der Begegnung mit Picassos Bildern und Skulpturen erleben Kinder ab 6 Jahren das künstlerische Zusammenspiel verschiedenster Materialien, geometrischer Formen und Farben. Angeleitet durch weiterführende Fragen werden Kinder zur aktiven Teilnahme und kreativen Auseinandersetzung mit Picassos Bilderwelt inspiriert.
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