"Tessloffs Enzyklopädie Archäologie"

Wie archäologische Forschung funktioniert - und ihre Ergebnisse

Alte Kulturen und untergegangene Zivilisationen üben auch auf Kinder eine große Faszination aus, denken wir nur an die Kunst der Mayas und Azteken und ihre erstaunlichen astronomischen Kenntnisse! Nicht selten dämpft jedoch der oftmals trockene schulische Geschichtsunterricht diese Begeisterung. Glücklicherweise gibt es Bücher, die das Interesse von Kindern an der Geschichte erhalten und fördern, und Tessloff hat es nun gewagt, eine Enzyklopädie zum Thema Archäologie herauszugeben.

Das Werk - selten fühlt man sich genötigt, ein Kinderbuch so zu bezeichnen - umfasst nicht nur detaillierte Beschreibungen berühmter und bedeutsamer archäologischer Fundstätten und Relikte von Kontinent zu Kontinent. Im ersten Teil geht es um die äußeren Einflüsse, unter denen spätere Fundstücke erhalten bleiben, und um die Methoden, mit deren Hilfe sie zutage gefördert werden. Der letzte Teil umfasst hauptsächlich historische und moderne Methoden zur Einordnung und Interpretation der Funde.
Am Anfang findet man eine Einführung, die nebst einer kurzen Definition der Archäologie Hinweise zum Aufbau des Buchs gibt und Orte sowie Museen benennt, die spezielle Angebote zu archäologischen Themen machen. Die Kapitel des ersten Teils beschreiben unter anderem Vorgänge, die organisches Material durch Trocknung (Mumifizierung, vulkanische Asche), durch Feuchte und Luftabschluss (Moore, Seesediment) oder Tiefkühlung konservieren. Als besonders spannend und auch für Erwachsene fesselnd erweisen sich die verschiedenen Methoden der archäologischen Feldarbeit, beginnend bei der Ortung potenzieller Fundstätten.
Der Hauptteil enthält, wie erwähnt, nach Kontinenten gegliedert die wichtigsten Ausgrabungsorte, wobei auch die Paläoanthropologie und das Thema Fossilien Erwähnung finden. Erstaunlich umfassend und gründlich werden auf engem Raum Einzelfunde, Ortschaften und Kulturen bzw. Zivilisationen sowie weitere Details wie die Historie der Entdeckung und Interpretationen vorgestellt.
Im dritten Teil kann man sich über die Entzifferung alter Schriften informieren, über historische und moderne Arten der Datierung (wobei auch anspruchsvolle Methoden wie die "radioaktiven Uhren" bestens erklärt werden), über die Erhaltung von Funden und Bauwerken, über Einsatzmöglichkeiten modernster Technik in der Archäologie, aber ebenso über die Bedrohung der Relikte durch Räuber, Schwarzmarkt und kriegerische Handlungen.
Am Ende befinden sich chronologisch angeordnet die "Marksteine der Archäologie" sowie ein kindgerechtes Glossar und ein sehr gutes Register.

Das Buch besticht nicht nur durch die Fülle ansprechend und bestens verständlich präsentierter Informationen, sondern auch durch die reiche, manchmal fast zu üppige Bebilderung - Übersichtlichkeit hat jedoch Vorrang. Funde und Fundstätten werden mittels Welt- oder Kontinentkarte geografisch zugeordnet, Skizzen erläutern Abläufe, hochwertige Fotos zeigen besprochene Gegenstände oder Bauten. Die einzelnen Abschnitte umfassen je eine Doppelseite, überschreiten also nicht die Aufnahmefähigkeit und ermöglichen "häppchenweises" Lesen.
Der Leser wird direkt angesprochen, vor allem in den "Mach dich schlau!"-Kästen, die auf Museen und Ausstellungen, Websites, Bücher und andere weiterführende Informationsquellen zum jeweiligen Thema verweisen. Wie bei "Tessloff Wissen" üblich, berücksichtigen die Texte den aktuellen Stand der Wissenschaft, und sie sind sprachlich einwandfrei. Das Buch ist zudem robust genug, um den Anforderungen des Kinderzimmers lange standzuhalten.
Anschaulicher, aufregender und umfassender kann man Archäologie Kindern vermutlich nicht präsentieren!

(Regina Károlyi; 03/2006)

"Tessloffs Enzyklopädie Archäologie"
Tessloff, 2006. 128 Seiten. (Ab 8 J.)
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