Andreas Eschbach: "Die seltene Gabe"
Armand ist ein Telekinet. Der wohl beste, den es je gab. Doch diese seltene Gabe hat auch ihre Schattenseiten.
Maries Eltern haben eine Kreuzfahrt
gewonnen und sind für zwei Wochen während der Schulzeit unterwegs. In dieser
Zeit ist die relativ vernünftige Marie alleine in dem großen Haus und genießt
diese Situation ausgiebig, ohne sie dabei auszunutzen. Eines Tages, als sie von
der Schule nach Hause fährt, fällt ihr eine ungewöhnlich große Polizeipräsenz in
ihrer Gegend auf - wobei die Beamten mit Schäferhunden und Maschinenpistolen
unterwegs sind. Eilig begibt sie sich nach Hause, um durch die Medien zu
erfahren, was genau los ist. Aber Fernsehen und Radio bringen keine auf ihren
Wohnort bezogenen Nachrichten, was ihr überaus seltsam erscheint. Aber zunächst
versucht sie, nicht zu viel darüber nachzudenken und etwas zu essen. Und dabei
stellt sie fest, dass einige Vorräte aus dem Haus verschwunden sind.
Bei
einer Durchsuchung des Hauses findet sie schließlich einen Jungen, der sich ihr
mit dem Namen Armand Duprée vorstellt und der derjenige ist, dem das große
Polizeiaufgebot gilt - was Marie zunächst nicht glauben will. Doch dann zeigt
ihr Armand, was er kann. Er ist ein sehr talentierter Telekinet und aus einem
französischen Militärlabor entkommen, wo er die letzten sieben Jahre verbracht
hatte. Seitdem befindet er sich auf der Flucht und ist nun endlich in
Deutschland gelandet. Und in Maries Haus.
Nun zwingt er Marie unter
Androhung telekinetischer Gewalt, ihm auf seiner weiteren Flucht behilflich zu
sein, ein Unterfangen, gegen das Marie sich sehr gerne verwahren möchte, wozu
ihr Armand allerdings keinerlei wirkliche Gelegenheit gibt. Dies umso mehr, als
sie bald auf einen Telepathen treffen, der im Dienste seiner Jäger steht und der
es schafft, Armand alleine auf Grund seines Gedankenmusters zu orten. Armand
muss mit seiner unwilligen Begleiterin so schnell wie möglich die Stadt
verlassen.
So geht es nach Stuttgart, wo sich die beiden allerdings nicht sehr lange aufhalten
können, denn dort ist die Polizei ebenfalls sehr präsent. Und überall sieht
man auch französische Nummernschilder an den Fahrzeugen. Hier scheint die europäische
Kooperation vorbildlich zu funktionieren. Nur mit sehr viel Mühe gelingt es
den beiden schließlich, einen Zug Richtung Dresden
zu besteigen, doch damit sind ihre Probleme noch lange nicht beendet. Denn ihre
Verfolger haben nahezu unbegrenzte Mittel zur Verfügung.
Dieser Jugendroman
zeigt die Problematik des Verfolgten in interessanter und spannender Weise, aber
irgendwie bleibt diese Problematik eher vordergründig. Durch die Augen der Marie
erzählt, die selbst noch nicht ganz erwachsen ist, bleiben die zu Grunde
liegenden Probleme, wie Umgang mit Anderen und Eingriffe des Staates in das
Leben seiner Bürger nur sehr unmittelbar reflektiert, wie es eben gerade zur
Situation der Verfolgten passt, weshalb "Die seltene Gabe" als gutes
Jugendbeziehungsbuch bezeichnet werden kann, das jedoch in Bezug auf die anderen
Thematiken ein wenig oberflächlich bleibt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2006)
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