Am Vorabend der Jagd

 

du warfst einen kiesel durch die luft
am vorabend der jagd als die anderen
die haut des bären schon verteilten

als sie sprachen und sangen: über die neigen
des frühlings, stolpernde worte am abend
und den atem des grases auf dem sie lagen

umblättert, umsternt
sie sangen ohne gesichter und dachten gemeinsam
das leere ins dunkel

die schwaden ihres feuers löschten die nachtaugen aus
räumten die höhlen und nester sie hatten längst
die lichtung im wald erobert

sie speichelten gedanken an fremde frauen
mit schneeweißen schenkeln, sie bestiegen deren hügel
die unter ihren leibern schaukelten

um sie herum den schutt eines abends
sie tunkten ihre hirne in heilwasser für kerle
in dessen scherben spiegelte sich ein mond

du warfst einen kiesel und einen zweiten und einen dritten versuchtest ein loch in den himmel zu werfen oder einen
stern zu treffen, damit er herabfalle und den bären
                                                                       verscheuche

 

 

und sie lachten sich darüber hinüber in die tiefen ihrer
gerüchtewinkel, nie würde aus dir ein richtiger kerl gröhlten sie: davon gäbe es mehr als bären warfst du weiter und weiter

bis auf den letzten kiesel der die luft durchschnitt
aber den himmel nicht einmal ritzte und kein stern fiel herab

nur ein lindenblatt trudelte ins taufeuchte gras
wie zu siegfrieds zeiten
geköpft von einem stein der vom himmel fiel

(Gerd Berghofer)

 

DER TEXT IST DEM NEUEN GEDICHTBAND "DIE GESCHMEIDIGKEIT DER STUNDEN" ENTNOMMEN: ISBN 3-932497-71-6. ERSCHIENEN IM WIESENBURG VERLAG SCHWEINFURT; PREIS 12 EURO. ALLE RECHTE VORBEHALTEN.

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