Titus Müller: "Die Brillenmacherin"

Fiat lux - Es werde Licht


Rund um die reale Figur des John Wycliff schreibt der junge deutsche Autor Titus Müller einen wahrlich meisterhaften Roman.
John Wycliff war jener Mann, der die lateinische Bibel im 14. Jahrhundert ins Englische übertragen hat und dafür von der Kirche gebannt, exkommuniziert, zum Ketzer erklärt und letztlich posthum verbrannt wurde. Müller spinnt die Idee weiter und fragt sich: Kann denn ein Mensch das alleine gemacht haben - brauchte er nicht Unterstützung?
Und so entwickelt er eine kleine Gruppe von "Verschwörern", die das gleiche Ziel verfolgen: den Menschen Gottes Wort näher zu bringen. Dass dies der Kirche nicht in den Kram passt, darf nicht verwundern.

Besonders gelungen erscheint in diesem Zusammenhang die eigentliche Haupthandlung rund um Catherine Rowe, die Ehefrau des in dieses Intrigenspiel verstrickten, inzwischen ermordeten Brillenmachermeisters. Das gesamte Geschehen wird hier anhand einer einfachen aber mutigen Frau aufgebaut und zieht so den Leser wesentlich stärker in den Bann, als wenn die Geschichte bloß an den hochherrschaftlichen Intriganten aufgezogen worden wäre. Langsam aber gekonnt führt Müller seine Figuren ein und lässt die verschiedenen Handlungsstränge zu einem Ganzen verschmelzen.

Sprachlich aber auch stilistisch liegt ein Buch vor, von dem sich viele Andere ein Scheibchen abschneiden könnten. Ein Werk, in das man alleine seiner Sprache wegen versinken könnte, aber glücklicherweise ist es auch inhaltlich von hoher Qualität - eine perfekte Ergänzung. Die Charakterisierung der Figuren ist ebenfalls sehr gut gelungen, insbesondere die Protagonistin ist ausgesprochen gut dargestellt, aber auch viele der Nebenfiguren sind sehr ansprechend dargestellt. Keine der Personen ist schwarz-weiß gezeichnet, jede trägt ihre inneren Konflikte aus.

Zusammenfassend kann man "Die Brillenmacherin" nur uneingeschränkt empfehlen. Eine gelungene Geschichte, sprachlich und stilistisch gut umgesetzt - mehr kann man sich nicht wünschen. Daher: zugreifen - aufschlagen - genießen.

(Reinhold Stansich; 05/2005)


Titus Müller: "Die Brillenmacherin"
Rütten & Loening, 2005. 437 Seiten.
ISBN 3-352-00717-9.
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Titus Müller, 1977 in Leipzig geboren, studierte Neuere Deutsche Literatur, Mittelalterliche Geschichte und Publizistik in Berlin. Mitbegründer von "Quo Vadis. Arbeitskreis Historischer Roman". Sein erster Roman, "Der Kalligraph des Bischofs", erschien 2002, 2003 folgte "Die Priestertochter". 2004 erschien der Gemeinschaftsroman "Die sieben Häupter".
Lien zu Titus Müllers Netzseite: https://www.titusmueller.de/.

Weitere Bücher des Autors:

"Der Kalligraph des Bischofs"

Vom Zauber des Schreibens, den Zweifeln des Glaubens und den Verlockungen der Liebe handelt Titus Müllers außergewöhnlicher Erstlingsroman. Spannend und farbenreich erzählt der Autor, wie ein Dieb zum Künstler und ein Bischof zum Ketzer wird. Er führt uns ins stolze Turin des 9. Jahrhunderts, das von den Sarazenen bedroht wird. Dort sucht der verstoßene Germunt vor seinen Bluträchern Zuflucht, und dahin wird auch der ebenso kämpferische wie gelehrte Westgote Claudius als neuer Bischof entsandt. Claudius, ein historischer Kirchenfürst, der die ketzerische Lehre vom Bilderverbot vertritt, nimmt Germunt an seinem Hof auf und lässt ihn in den sieben freien Künsten unterrichten. Germunt gerät in den Bann des Schreibens wie der Liebe, dringt tiefer in die Geheimnisse der Kalligraphie ein und muss eines Tages seine Kunst anwenden, um Leben zu retten.
Ein großer historischer Roman über den Zauber des Schreibens, die Zweifel des Glaubens und die Verlockungen der Liebe.
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"Die Priestertochter"
Titus Müller lässt die magische Welt des 9. Jahrhunderts wiederaufleben, die Welt der Waldgeister, Märtyrer, Kriegsfürsten, Götzen und Liebenden. Das Pferdeorakel von Rethra - das als das "slawische Delphi" in die Geschichte eingegangen ist - fordert ein Menschenopfer. Krieger verlassen die Tempelburg, um in das Land der Franken einzufallen und einen Mann zu fangen, der den Ansprüchen des Hochpriesters Nevopor genügt. Es ist das größte Opfer, das die Redarier ihrem dreiköpfigen Gott Svarozic bringen können, und es ist auch bitter nötig, denn Liutbert, der Erzkapellan Ludwigs des Deutschen, zieht mit einem Heer gen Rethra. Unter denen, die das Menschenopfer fangen sollen, ist Alena, die bildschöne, eigensinnige und kluge Tochter des mächtigen Nevopor. Doch wenige Tagesreisen von Rethra entfernt sehen sich die Gefährten einer übermächtigen Feindesschar gegenüber. Alena ist die einzige, die das Gemetzel überlebt, und gegen ihren Willen verliebt sie sich in den imposanten Anführer, den Mörder ihrer Freunde. Während sich Franken und Slawen zur Schlacht rüsten, ringt die Priestertochter mit ihrem Gewissen und kämpft um ihre verbotene Liebe. Aber Größeres geschieht: Ein alter Gott wird wiedergeboren, nachdem er zwanzig Jahre verborgen war, und der Priester des Orakels hat einen todbringenden Gegner, der ihn zum Kampf auf Gedeih und Verderb herausfordert.
Der Autor hat seinem zweiten Roman genaue und umfängliche Recherchen über Rethra, das "slawische Delphi", zugrunde gelegt. Mitreißend beschreibt er eine exotische Welt, in der sich eine schöne und eigenwillige Heidin gegen christliche Eiferer behaupten muss.
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Titus Müller, Ruben Wickenhäuser (Hrsg.): "Die sieben Häupter"
Guido Dieckmann, Rebecca Gablé, Titus Müller, Helga Glaesener, Horst Bosetzky, Tessa Korber, Mani Beckmann, Malachy Hyde, Ruben Wickenhäuser, Richard Dübell, Belinda Rodik und Tanja Kinkel schrieben gemeinsam einen Roman:
Farbenprächtig und ungemein packend. Darin dreht sich alles um eine winzige, aber tödliche Fracht aus dem fernen Cathay - und um zwei junge Menschen, die ihr Leben dafür riskieren. Der Minnesänger Ludger kann seinen Kopf nur retten, wenn er das Säckchen mit dem "Drachensamen" an seinen grausamen Erpresser übergibt. Doch noch weiß er nicht, dass eine bildschöne Witwe sein Wohl und sein Herz attackiert.
Macht und Gier, Minne und Leid, Gesetz und Tyrannei, Gott und Teufel treiben die Menschen im Jahre 1223 um, und würde das Geheimnis aus Cathay diese alte Welt nicht bis ins Fundament erschüttern, hätte die Liebe von Ludger und Roswitha eine Zukunft.
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