Lukas Hartmann und Julia Friese: "Heul nicht, kleiner Seehund"
Das
kleine Mädchen Nora findet beim Blumen Pflücken auf
einer Wiese mitten in der Schweiz einen jungen Seehund. Dieser scheint
aus einem illegalen Transport ausgebrochen zu sein. Er hat eine
verletzte Flosse, die er sich beim Laufen über Land geholt hat.
Nora ist ein besonderes Mädchen, sie versteht, was Tiere
sagen. Als der Seehund sie besonders anheult und nach seiner Mutter und
um Hilfe fleht, beschließt sie, ihn mit nach Hause zu nehmen.
Sie badet ihn, verbindet seine Wunde an der Flosse und macht ihm Futter
aus Milch und aufgetautem Fisch; der Kleine nimmt alles dankbar an.
Nun weiß sie nicht, was sie mit dem Tier, das sie wegen
seiner Kulleraugen "Kuller" nennt, machen soll. Sie versucht im Zoo
anzurufen, wo man ihr keinen Glauben schenkt und sie nicht ernst nimmt.
Immer wieder hat Nora versucht zu zaubern, heute jedoch klappt es auf
einmal, und sie ist in der Lage, den kleinen Kuller in einen Igel zu
verwandeln. Somit ist er so klein, dass sie ihn in eine Schachtel
stecken kann. Ihre Mutter findet zwar, als sie nach Hause kommt, die
Schachtel unter ihrem Bett, weil der Igel sich durch Heulen
verrät, sie erlaubt Nora jedoch, den Igel
so lange zu
behalten, bis seine Pfote wieder verheilt ist.
Nora aber weiß, dass auch in Igel verwandelte Seehunde ans
Meer gehören. Am nächsten Tag macht sie sich nach der
Schule auf und fährt mit dem Zug nach Hamburg ans Meer. Im Zug
lernt sie Waldemar kennen, der Nora mit zu seinem in Hamburg lebenden
Sohn nimmt und ihre Mutter verständigt.
Am nächsten Tag bringen Nora und ihre Gastgeberfamilie den
kleinen Seehund Kuller, der sich während der Bahnfahrt wieder
in einen echten Seehund zurückverwandelt hat, in eine
Seehundaufzuchtsstation. Anschließend wird Nora von ihren
Eltern, die nach Hamburg gereist sind, abgeholt. Natürlich
nicht, ohne vorher Hering bei Noras Gastfamilie zu essen.
Die Geschichte von der kleinen Nora und dem Seehund Kuller ist richtig
nett erzählt. Die Zaubertricks des Mädchens sind sehr
fantasievoll und entsprechen Kinderfantasien, die oft dann auftreten,
wenn Kinder sich in ihrer Umgebung nicht ernst genommen
fühlen. So ergeht es letztendlich auch der kleinen Nora, deren
Eltern getrennt leben. Sie als kleines Mädchen hat ihre eigene
Welt für sich geschaffen, aus der sie Erwachsene, ihre Eltern
und ihre Lehrerin, durch die Zauberei ausschließt.
Es ist vorstellbar, dass Kinder, die die Geschichte lesen, dadurch
Anregungen für das Leben ihrer eigenen Welt und ihre Fantasien
erhalten.
In der Geschichte trifft Nora auf Waldemar, einen älteren
Herrn und Sympathieträger, der sie und ihre
Bedürfnisse wahrnimmt und versteht, ja sogar ihre Zaubereien
mitmacht, jedoch auch warnend zu bedenken gibt, dass ihre Fantasien
gefährlich werden können, wenn sie öfter
davon Gebrauch macht.
Die im Buch abgedruckten Bilder vermitteln auf besondere Weise den
Charakter und die Gefühle der Abgebildeten, sind teilweise
koloriert und ansonsten sachlich.
(Ingrid; 09/2006)
Lukas
Hartmann und Julia Friese: "Heul nicht, kleiner Seehund"
BajazzoVerlag, 2006. 104 Seiten. (Ab 5 J.)
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Lukas
Hartmann, 1944 in Bern geboren, hat zuerst als Primar- und
Sekundarlehrer gearbeitet. Weiterstudium in Germanistik und
Psychologie, Tätigkeit als Jugendberater, Redakteur bei Radio
DRS, Lehrer für Journalismus, Leiter von
Schreibwerkstätten, Medienberater. Lukas Hartmann lebt heute
als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schriebt
hauptsächlich Romane und Geschichten für Erwachsene
und Kinder.
Julia Friese, geboren 1979 in Leipzig, studiert Grafik und Buchkunst in
Leipzig. Zuvor hat sie in Dublin am National College of Art und Design
während zwei Jahren das Fach Visuelle Kommunikation belegt.
Dazwischen einjähriger Aufenthalt in Spanien. Bereits zweimal
wurden ihre Werke im Rahmen der Kinderbuchmesse in Bologna ausgestellt.