Marcus Pfister: "Timo und Matto wollen nicht das Gleiche"
Gemeinsam geht vieles ein bisschen leichter!
Im zarten ersten Kindergartenalter
bilden sich unter Kindern die ersten wirklichen Freundschaften. Erzieherinnen
können viele Geschichten erzählen von Kinderpaaren, gleich- oder
gemischtgeschlechtlich, die sich bald nach der Ankunft im Kindergarten finden
und dort oft über lange Zeit halten. In diesen Freundschaften geht es nicht
immer sanft und friedlich zu. Vielleicht, weil die Kinder noch nicht glauben,
ihr Verhalten am unbedingten Erhalt der Beziehung ausrichten zu müssen, streiten
sie oft unerbittlich, manchmal handgreiflich, um sich doch kurze Zeit später
wieder zu versöhnen und eine unverbrüchlich scheinende Gemeinschaft zu bilden.
Nicht selten sind es diese frühen Freunde oder Freundinnen, an die wir uns als
Erwachsene noch erinnern, während vieles Andere dieser Zeit eher dunkel
bleibt.
Marcus Pfister, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen
Kinderbuchautoren der letzten Zeit, hatte wohl eine solche unverbrüchliche
Freundschaft im Sinn, als er sein neuestes Kinderbuch malte und schrieb.
In
"Timo und Matto wollen nicht das Gleiche" begegnen wir zwei sympathischen
kleinen Maulwürfen, die befreundet sind und gern auf ihrer Lieblingswiese
zusammen spielen. Doch die genaue Ausgestaltung ihrer Spiele ist strittig.
Spielen - fein. Bauen - auch gut. Aber über die Bauart herrscht sofort heftiger
Streit, der bis in persönliche Vorwürfe geht. Matto will einen großen Hügel
bauen, während Timo ein Loch graben möchte, wohl auch deshalb, weil seine Mama
gesagt hat, sie müssten noch viele Löcher graben lernen, wollten sie richtige
Maulwürfe werden.
Sie beschimpfen einander als Mamakind und Langweiler,
beginnen sich nach rechter Jungenart herum zu schubsen, und schnell ist die
schönste Rauferei im Gange. Nie mehr wollten sie miteinander spielen, rufen sie
sich zu, wohl nicht zum ersten Mal, und gehen jeder in eine andere
Richtung.
Dort fangen beide jeweils sofort mit ihrem Bauprojekt an. Timo
gräbt allein, ohne großen Spaß, aber mit der Hoffnung, dass seine Mutter stolz
auf ihn sein wird.
Und auch Matto schuftet vor sich hin, nicht zuletzt um
seinem Freund zu beweisen, dass er so einen Riesenhügel locker auch alleine
schaffen kann.
Doch weil es eben alleine auf die Dauer keinen rechten
Spaß macht und zudem viel zu anstrengend ist, peilen sie nach einiger Zeit zum
Bau des jeweils Anderen.
Und sie machen eine erstaunliche Entdeckung und
formulieren eine tiefe Einsicht ...
Dass sie diese als Freunde sofort in die
Tat umsetzen und beide damit glücklich sind, braucht kaum erwähnt zu
werden.
Ein schönes Buch über zwei Dickköpfe, die ohne einander nicht
sein können und wollen, ein lustiges Buch über das Streiten und ein weises Buch
über Kooperation und Kompromisse.
(Winfried Stanzick; 04/2006)
Marcus Pfister: "Timo und Matto wollen nicht das
Gleiche"
NordSüd Verlag, 2006. 32 Seiten. (Ab 4 J.)
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Marcus Pfister, Autor und Illustrator, wurde 1960 in Bern geboren. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule Bern machte er eine Grafiklehre und arbeitete danach freiberuflich als Grafiker und Konzepter. Heute schreibt und illustriert er Bilderbücher. Daneben widmet er sich Bildern, Skulpturen und der Fotografie. Marcus Pfister wurde bekannt durch Bücher vom Regenbogenfisch, von Mats und von Hoppel. Zahlreiche seiner Bücher wurden ausgezeichnet.