Nikos Kazantzakis: "Alexis Sorbas"
Griechenland hat zwei Literaturnobelpreisträger:
Odisseas Elitis und Georgios Seferis.
Trotzdem sind Hellas' Nobelpreisträger weniger bekannt und populär als
Dichter wie z.B. Jannis
Ritsos,
Konstantinos
Kavafis und vor allem Nikos Kazantzakis. Insbesondere Letzterer
ist auch dem Ausland ein
Begriff.
Die Literaturverfilmung von "Alexis Sorbas" mit Anthony Quinn und Alan
Bates wurde zum Filmklassiker, den die (öffentlich-rechtlichen!) Sender
auch hierzulande immer wieder ausstrahlen. Der Film von Michalis
Kakojannis ist für sich schon ein Meisterwerk und doch in der Aussage
ziemlich anders als das Buch.
Natürlich ist der Film "handlungsbedürftig", das Buch jedoch ruht in
sich und hat dabei doch einen unglaublichen Rhythmus.
Es geht um einen griechischen Intellektuellen, der endlich einmal die
Welt jenseits seiner Denkerwerkstätte kennenlernen beziehungsweise
wiederentdecken will. Zu seinem Glück lernt er den Arbeiter Alexis
Sorbas kennen, der ein genialer Taugenichts ist.
Einerseits schildert das Werk die Schelmen- und zugleich Geniestreiche
des Alexis Sorbas, mit denen er das Leben meistert, andererseits ist es
sogar weit mehr als filosofisch, ist es Lebensanschauungsunterricht in
seiner lebendigsten Darstellungsform, verkörpert in der Gestalt des
Alexis
Sorbas.
Was Sorbas sagt, hat für den Schriftsteller aber auch für den Leser fast
religiösen Gehalt. Die gerade Linie seiner
Gedanken und gleichzeitig die üppigen Ausschweifungen seiner Fantasie
sind es, die den Leser veranlassen, verschiedene Passagen des Buches
wieder und wieder zu lesen.
Obgleich Kazantzakis' Werk Spuren von christlicher, buddhistischer, aber
auch marxistischer Filosofie aufweist, lässt es sich von keiner dieser
drei in irgendeiner Art und Weise vereinnahmen.
Ein ungeheuer wertvolles Buch, das sich immer wieder und wieder lesen
lässt, das erst mit der Zeit seine gesamte stille Kraft entfaltet.
Eines der wichtigsten Bücher dieser Welt.
(tosch)