Robert A. Heinlein (1907-1988)

Der Mann, der die Tribbles erfand

Manchmal, wenn man die Bücher seiner Jugend wieder liest, dann stößt man auf Dinge, die man lange vergessen oder auch vorher nie gewusst hat. So kann es passieren, dass man nach 15 oder 20 Jahren einige Bücher mal wieder zur Hand nimmt und darin Erstaunliches findet ...


Heinlein und StarTrek

Wer das Buch von Justman und Solow über die Entstehung der ersten StarTrek-Serie gelesen hat wird sich vielleicht erinnern, dass es kurz vor der Ausstrahlung der Tribble-Episode einige Probleme gab, weil jemand gemerkt hatte, dass die Tribble sehr viel Ähnlichkeiten mit sogenannten Weltraumkatzen hatten, die R. A. Heinlein in einer seiner vielen Geschichten verarbeitet hatte. Als man ihn anrief und fragte, wie viel er für die Idee haben wollte, winkte er ab und meinte, dass seine Ideen nach seiner Ansicht zur public domain gehörten. Tatsächlich geben Solow und Justman in ihrem Buch zu, dass auch ein Teil der Struktur der UFP, wie sie sich in TOS demonstriert auf Heinleins "Weltraumkadetten" ("Space Cadets", 1948) zurückgeht. Aber auch das 3D-Schachspiel findet sich bei Heinlein bereits lange bevor Roddenberry versucht hat seine Idee für "Waggontrek to the stars" an Desilu zu verkaufen und zwar in "Time for the Stars" (1956), das unter dem Titel "Von Stern zu Stern" bei Heyne erschienen ist. Hier spielt auch ein Schiff namens LEWIS AND CLARK eine große Rolle, das uns auch in dem SF-Schocker "Event Horizon" begegnet. 

Heinlein und Kino

Der wohl bekannteste Film der letzten Jahre, der nach einer Vorlage von Heinlein gedreht wurde ist "Starship Troopers", ein Roman, der dem Autor kurz nach seiner Veröffentlichung in einigen Kreisen den Ruf eines Kryptofaschisten eingebracht hat. Weniger bekannt, aber klassischer in seiner Darstellung, ist der Film "Puppetmasters", der stark an "Invasion of the Body-Snatchers" erinnert, in dessen einer Verfilmung Leonard Nimoy eine tragende Rolle spielte. Aber schon vor 1950 war Heinlein der erste Autor, der sich nach Hollywood begab um dort einen Film über den ersten Flug zum Mond zu drehen; ein Projekt, das leider niemals die Leinwand gesehen hat.

Heinlein und die Science Fiction-Literatur

Heinleins Wirken als Autor erstreckte sich von seiner ersten Kurzgeschichte "Lifeline" (1939), die er mit 32 zur Veröffentlichung brachte bis zu seinem Tode 1988 und sogar darüber hinaus mit seinen "Grumbles from the Grave"; 1989 veröffentlicht. In dieser Zeit hat er unzählige Romane und Kurzgeschichten geschrieben, die größtenteils von sehr guter Qualität sind und von denen ein nicht geringer Teil zusammengenommen ein erzählerisches Universum bilden, das mindestens so groß und facettenreich ist wie das von StarTrek. Obwohl er von vielen als sehr wertkonservativ angesehen wurde, avancierte sein "Stranger in a Strange Land" zu einem der Kultbücher der amerikanischen Jugendbewegung der 1970er Jahre, und der Held dieser Geschichte könnte ohne weiteres ein Vorbild für Wesley in TNG gewesen sein. 

Doch auch indirekt hatte Heinlein großen Einfluss auf die SF. Zusammen mit Asimov war er in beratender Funktion am Apollo-Projekt beteiligt - wofür er die NASA Medal for Distinguished Public Service bekam - und in dem Buch "Requiem and Tributes to the Grandmaster" erweisen ihm Tom Clancy, L. Sprague de Camp, Jerry Pournelle, Charles Sheffield, Jon McBride, Poul Anderson, Greg Bear, Arthur C. Clarke, Joe Haldeman, Spider Robinson, Robert Silverberg, Harry Turtledove und viele andere namhafte SF-Autoren ihren Tribut. 

Heinlein der Mensch

R. A. Heinlein wurde 1907 in Carmel, Kalifornien geboren und wollte eigentlich immer Astronom werden. Da sich mit diesem Beruf allerdings nicht so ohne Weiteres ein Lebensunterhalt verdienen ließ, wurde er Mitglied der Navy, die sich damals mit Experimenten zur Raketentechnik und Lichtgeschwindigkeit beschäftigte. Als er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig die Navy verlassen musste, versuchte er sich in verschiedenen Berufen, während er begann Mathematik und Physik zu studieren um doch noch Astronom zu werden. Als er auch dies aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, arbeitete er eine Zeit im Silberbergbau, als Politiker und als Immobilienmakler, bevor er 1939 schließlich seine erste Geschichte veröffentlichte. Danach hat er mit dem Schreiben, dem Lernen und dem Lesen eigentlich nie mehr aufgehört. 

Ein Autor, der oben nicht erwähnt wurde, weil er vor Heinlein gestorben ist, hätte sicherlich einiges über den Menschen Heinlein sagen können. P. K. Dick ("Bladerunner" und "Total Recall") war politisch und auch stilistisch in vielen Dingen das Gegenteil von Heinlein. Die beiden Autoren haben sich niemals getroffen, aber als Heinlein eines Tages hörte, dass Dick in seiner Wohnung saß und aus pekuniären Gründen kurz davor war, seine Schreibmaschine zu verkaufen, schickte ihm Heinlein einen nicht unbeträchtlichen Betrag Geld mit der Bemerkung, er solle um Himmels Willen weiterschreiben, denn die Welt brauche gegensätzliche Stimmen in der SF-Literatur. Das Geld brauche er nicht zurück zu zahlen. Eine solche Handlung war für Heinlein so selbstverständlich, dass dies in den Würdigungen seines Werkes und Lebens nie Erwähnung fand, wohl aber in Bischofs "Philip K. Dick - Dieser Mann ist leider tot". Diese selbstlose Unterstützung eines persönlich nicht bekannten ideologischen Widerparts ist in meinen Augen ein wunderbares Beispiel für das vulkanische Prinzip des IDIC. 

Sonst ist noch zu sagen, dass Heinlein Frauen, Katzen und Kinder liebte und in seiner Zeit im Bereich des SF wirklich dorthin ging, wo vor ihm noch niemand gewesen war.

Das Werk

Heinleins Werk soll hier nicht vollständig vorgestellt werden, da dies mehrere Seiten in Anspruch nehmen würde. Wer diesen Großmeister der SF kennen lernen möchte, der seine Fußstapfen auch in StarTrek hinterlassen hat und durch sein Werk überhaupt erst mit dazu beigetragen hat, dass die SF so anerkannt wurde, dass sie schließlich den Sprung auf den Fernsehschirm schaffte, dem seien die folgenden Titel ans Herz gelegt: 

Umfassende Einführung (und Darstellung seiner Welten):
"Future History"; eine Sammlung seiner Geschichten aus "Astounding".

Seine schönsten Romane:
"Ein Mann in einer fremden Welt"; die Geschichte eines Menschen, der unter Außerirdischen aufwuchs und die Welt sehr komisch findet.
"Das geschenkte Leben"; ein Vorbild für Geschichten wie "Switch", aber wesentlich intelligenter gemacht.
"Die Leben des Lazarus Long"
"Die Zahl des Tiers"; der Roman über Paralleluniversen überhaupt.
"Weltraumkadetten"
"Das neue Buch Hiob"; eine gar bösartige Abrechnung mit der Religion.
"Utopia 2300"

Diese Bücher sind für den Einstieg sicherlich die geeignetesten Werke und zeigen sowohl Heinleins sehr autorativen Stil, als auch seinen philosophischen Humor bzw. seine humorige Philosophie. Kaum ein Autor ist bei solcher Leistung, Wirkung und einem solchen Umfang des Werks außerhalb des SF-Bereichs so wenig bekannt wie er, was sicherlich unverdient ist. 

(Klaus Beck-Ewerhardy; 11/2002)


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