Wilhelm Hauff (1802-1827) |
Wilhelm Hauff wurde am 29.
November 1802 in Stuttgart geboren. Sein Vater, ein Jurist im
Regierungsdienst, starb am 2. Februar 1809 - zu diesem Zeitpunkt war
Wilhelm erst sieben Jahre alt. Der Tod seines Vaters bedeutete für ihn
einen schweren Verlust. Nach dem Tod ihres Mannes zog Wilhelms Mutter
(Wilhelmine Hauff) mit ihren vier Kindern (Wilhelm, geb. 1802; Marie,
geb. 1805; Sophie, geb. 1807; Hermann, geb. 1808) zu ihrem Vater nach
Tübingen. Von seiner Mutter dürfte Wilhelm sein literarisches Talent
geerbt haben - sie galt als fantastische Geschichtenerzählerin.
Zunächst besuchte Wilhelm die Lateinschule in Tübingen, 1817 trat er
dann in das Internat der Klosterschule in Blaubeuren (nahe Ulm) ein. Im
Jahre 1820 erhielt Wilhelm ein Stipendium und begann am (evangelischen)
Tübinger Stift Theologie, Philosophie und Philologie zu studieren. Er
beendete 1824 seine Studien und promovierte 1825 zum Dr. phil.
Bereits während seiner Studienzeit wurde Wilhelm klar, dass er den Beruf
des Pfarrers nicht ausüben würde - in dieser Zeit schrieb er schon erste
Gedichte und gab auch eine Sammlung von Volksliedern heraus.
1824 nahm Wilhelm Hauff eine Stelle als Hauslehrer und Hofmeister beim
württembergischen Kriegsratspräsidenten Ernst Eugen Freiherr von Hügel
in Stuttgart an. Diese Stellung ließ ihm genügend Zeit, um seine
literarischen Projekte weiter zu verfolgen.
Im Jahre 1825 erschien sein Werk "Mitteilungen aus
den Memoiren des Satans", welches sofort für Aufregung sorgte und
das zeitgenössische Universitäts- und Gesellschaftsleben zum Inhalt
hatte. Bei diesem Werk zeigt sich deutlich der Einfluss von E.
T. A. Hoffmann. Noch im selben Jahr brachte er den Roman "Der Mann
im Mond oder der Zug
des Herzens ist des Schicksals Stimme" heraus, durch den er
aufgrund eines Skandals auf einen Schlag bekannt wurde:
Hauff hatte diesen Roman unter dem Pseudonym H. Clauren geschrieben, ein
Pseudonym, das bereits von Carl Heun, einem Autor von Trivialliteratur,
verwendet wurde. Angeblich wollte er dadurch den schlechten Stil Heuns
persiflieren. Durch den darauf folgenden Gerichtsprozess gegen seinen
Verlag geriet Hauff in die Schlagzeilen und wurde als wahrer Autor des
Romans bekannt.
Nicht zuletzt aufgrund des Prozesses fand der Roman reißenden Absatz.
Im November 1825 erschien auch der erste seiner drei Märchen-Almanache,
"Die
Karawane", eine ersten Sammlung von Märchen, die in eine
Rahmenhandlung eingebettet sind. In dieser Märchensammlung finden sich
so bekannte Märchen wie "Die
Geschichte von Kalif Storch" oder "Die Geschichte von dem kleinen
Muck".
Im April 1826 gab Wilhelm Hauff seine Hauslehrer- und Hofmeisterstelle
bei von Hügel auf und begab sich auf eine Bildungsreise, die ihn nach
Frankreich, Flandern sowie Nord- und Mitteldeutschland führte. Auf
dieser Reise traf er unter Anderen auch mit Wilhelm
Grimm zusammen.
1826 erschien sein historischer Roman "Lichtenstein", welcher in der
Ritterzeit spielt. Im selben Jahr brachte er noch die Erzählungen
"Othello" und "Die Sängerin" sowie eine Fortsetzung der "Memoiren des
Satans" heraus. Ebenfalls 1826 stellte er die Novelle "Die Bettlerin vom
Pont des Arts" sowie die beiden restlichen Märchen-Almanache "Der Scheik
von Alessandria und seine Sklaven" und "Das Wirtshaus im Spessart"
fertig. In diesen beiden Märchen-Almanachen finden sich ebenfalls wieder
bekannte Märchen, wie z. B. "Der
Zwerg Nase". Auch diese beiden Märchen-Almanache umfassen die
Märchen mit einer Rahmenhandlung.
Am 1. Jänner 1827 übernahm der mittlerweile bekannte und geschätzte
Wilhelm Hauff das "Morgenblatt für gebildete Stände" als Redakteur.
Diese Stellung sicherte ihn finanziell ab und erlaubte ihm nun die
Heirat mit seiner Cousine Luise Hauff, die er erst 1823 kennen gelernt
hatte und mit der seit 1824 verlobt war. Die Hochzeit fand am 13.
Februar 1927 statt.
1827 entstanden noch die Novellen "Die letzten Ritter von Marienburg",
"Jud Süß" und "Das Bild des Kaisers" sowie das Werk "Phantasien im
Bremer Rathskeller".
Als nächstes Werk hatte Wilhelm Hauff einen Roman über den Tiroler
Freiheitskämpfer Andreas
Hofer geplant. Um für diesen Roman zu recherchieren, fuhr er im
August 1827 nach Tirol. Schwer erkrankt kam er von dieser Reise zurück
und starb dann am 18. November 1827 am Nervenfieber. Er liegt auf dem
Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart begraben.
Acht Tage vor seinem Tod, am 10. November 1827, brachte Wilhelm Hauffs
Frau sein einziges Kind, seine Tochter Wilhelmine, zur Welt.
Wilhelm Hauffs Intention war es nicht eigentlich, zeitlose Werke zu
schaffen, sondern er wollte die Neigungen der Leser befriedigen. Obwohl
ihm das schon zu Lebzeiten oft Kritik einbrachte, haben vor allem seine
Märchen bis heute nichts an ihrer Attraktivität eingebüßt.
(Wolfgang Varga)