Johann-Peter Regelmann: "Wie guter, alter Wein"

Geschichte und Geschmack eines ganz besonderen Safts


Informatives und Ästhetisches rund um eines der ältesten Genuss- und Lebensmittel der Menschheit

Wein gibt es schon fast so lange wie sesshafte Menschen, und dies aus gutem Grund: Zu den Zeiten, als sauberes Trinkwasser rar war, bot er sich als nicht krank machendes Getränk an, und die finanziell gut Situierten genossen die besseren Tropfen im Bewusstsein der damit verbundenen gehobenen Kultur.
Vielfältig wie die Landschaften Eurasiens sind auch die von ihnen hervorgebrachten Weine. Und selbst wer dank klassischer Weinführer und -bücher oder eines reichen Erfahrungsschatzes ein Weinkenner ist, weiß oft wenig über die Feinheiten des An- und Ausbaus und der Herstellung.

Anschaulich und spannend, gewürzt mittels Anekdoten und "Kästen" mit zusätzlichen Informationen, erläutert der Autor, wie die Menschheit sich der Urform der Weinrebe bemächtigte und sie für ihre Zwecke veränderte, welche Sorten es gibt (und welche Vorzüge diese aufweisen), wie die Weinstöcke und Weinberge gepflegt und schließlich abgeerntet werden, auf welche Weisen verschiedene Weine hergestellt werden, wie und womit man die unterschiedlichen Weine genießen sollte und in welcher Weise Wein - in mäßigen Mengen - gesundheitsfördernd und -erhaltend wirkt. Auch gesprittete Weine (Sherry, Port) finden Erwähnung, ebenso wie Champagner und andere Schaum- sowie moussierende Weine. Regelmann betont zudem die wachsende Bedeutung des Öko-Weinanbaus und geht gelegentlich auf die "besseren" Supermarktweine ein; er gibt nützliche Tipps zu deren Lagerung und Servierung.

Zur Qualität des Buchs tragen aber nicht nur die aufschlussreichen Texte bei, sondern ganz wesentlich auch die zahlreichen Abbildungen aus wundervollen historischen Weinbüchern wie Johann Simon von Kerners "Le Raisin: ses espèces et variétés dessinées et colorées d'après nature" und anderen Werken sowie die stimmungsvollen Fotografien mit Motiven rund um Weinanbau und -herstellung. Nicht alle Abbildungen und Fotos dienen lediglich der Illustration; etliche darunter vermitteln auch die typischen Unterschiede verschiedener Rebsorten.

Dass Wein, wie durch den Untertitel hervorgehoben, ein ganz besonderer Saft ist, wusste der Leser vermutlich schon vor der Lektüre des Buchs. Im Anschluss daran kann er seinen Eindruck auch begründen und die Vorzüge seines Lieblingstropfens sehr bewusst genießen. Den einen oder anderen nützlichen Tipp wird man zudem gern umsetzen - und immer wieder einmal in diesem auch in ästhetischer Hinsicht sehr gelungenen Buch blättern.
Druckqualität, Layout und Material überzeugen bei diesem Buch ebenfalls, das sich somit gut als Geschenk für Weinfreunde eignet. Wenn Sie es nach dem Kauf noch hergeben möchten.

(Regina Károlyi; 01/2006)


Johann-Peter Regelmann: "Wie guter, alter Wein"
Jan Thorbecke Verlag, 2005. 112 Seiten.
ISBN 3-7995-3516-0.

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Dr. Johann-Peter Regelmann hat Philosophie und Biologie studiert. Er arbeitet als freier Kulturjournalist und Hochschuldozent.