Sherry
Eintausend Jahre vor Christus wurde in Andalusien die Stadt Xera gegründet und Wein angebaut. Heute heißt diese Stadt Jerez und die regionale Weinspezialität ist der Sherry.
Jerez liegt inmitten sanfter
Hügel, in eine
weite, großzügige Gegend eingebettet, südlich des Flusses Guadalquivir.
Die
weißen Albariza-Böden der Hügel speichern das kostbare Regenwasser,
unter der
prallen Sonne verkrustet die Erdoberfläche und die Feuchtigkeit kann
nicht
verdunsten. Dies sind die Anbauflächen der Trauben für Fino- und
Manzanilla-Sherrys.
Die dunklen, feuchten Tonerdeböden in den Tälern zwischen den Hügeln
heißen
Barros. Auf ihnen wachsen die Trauben für Oloroso-Sherrys.
Sherry ist ein überaus
vielseitiger Wein: Vom
blassgelben, herb-trockenen Fino über die bernsteinfarbenen Amontillados
und
Olorosos bis zu den Weinen aus der Pedro-Ximénez- oder Moscatel-Traube,
die
ebenso dunkel und tiefgründig süß sind wie Melasse.
Für die Güte und geschmackliche Beschaffenheit von Sherry sind drei
Faktoren
ausschlaggebend: Die Rebsorte und deren Trauben, das Klima und der Boden
("Terroir")
und selbstverständlich das Können von Winzern und Weinmachern, speziell
was
die charakteristische Fassreife betrifft.
Der Sherry wird in einem speziellen Verfahren gewonnen, das eine schnelle und zum Teil "stürmische" Gärung beinhaltet. Der geschwefelte und geklärte Most lagert in 600-Liter-Fässern, die mit höchstens 500 Litern befüllt werden. Dadurch ist mehr Kontakt zum Luftsauerstoff gegeben und die Möglichkeit zur starken Oxidation. Je nach späterer Aufspritung (darunter ist das Versetzen mit Branntwein nach der vollständigen Vergärung zu verstehen) entsteht gar keine bzw. eine mehr oder weniger dichte Hefeschicht ("Flor") an der Oberfläche des Weins. Diese "Blume" schützt den Wein vor weiterer Oxidation; jedoch nur, wenn der Flor während des gesamten Gärungsprozesses durch genügend Nährstoffzufuhr (Zugabe von jungem, unverbrauchten und Ablassen von reifem Wein) am Leben erhalten wird.
Dem Sherry lässt man während
des jahrelangen
Reifungsprozesses eine umfangreiche Pflege angedeihen. Zwei Verfahren
werden
dabei traditionell angewendet. Die heute nicht mehr so weit verbreitete
Añada-Methode
und die beliebte Solera-Methode.
Beim Añada ("Jahrgang" auf Spanisch) lässt man, wie der Name bereits
andeutet, den Sherry eines einzigen Jahrgangs in einem Fass möglichst
lange
reifen. Durch den Flor, die Oxidation und die Verdunstung entwickelt
sich ein
immer feinerer und kräftigerer Jahrgangssherry.
Beim Solera werden mehrere Fassreihen treppenartig übereinander
geschichtet.
Dabei sind drei Reihen das Minimum, edle Betriebe bringen es auf 14. Die
untersten Fässer beherbergen den "ältesten" Inhalt. Ihnen wird nach
entsprechender Reifung ein bestimmter Teil (ein Drittel bis die Hälfte)
pro
Jahr entnommen und auf Flaschen gezogen. Die Fässer werden mit Wein aus
der darüberliegenden
Reihe aufgefüllt und so fort. In der obersten Fassreihe ("Sobretabla")
wird der neue Sherry hinzugefügt. Durch dieses Verfahren erreichen die
andalusischen Winzer eine nahezu unveränderliche Qualität.
Es gibt verschiedene
Geschmacks- und
Ausbauvarianten:
Zu den wichtigsten zählt der strohgelbe, trockene Fino, der sich
durch ein dezentes Mandelaroma auszeichnet
und ein wenig herb schmeckt. Jung und leicht gekühlt ist er ein
ausgezeichneter Aperitifwein und passt auch sehr gut zu Fisch und Krustentieren.
(Alkoholgehalt: 15,5 - 17 Vol.-%; Trinktemperatur 6-10°C)
Die Manzanilla stammt aus atlantiknahen Gegenden mit milderen
und gleichmäßigeren
Temperaturen, wodurch der Flor ganzjährig erhalten bleibt und die
Oxidation
weitgehend verhindert wird. Eigenschaften: Hell, trocken, von sehr
feinem Aroma;
als Aperitif sowie Begleiter von Oliven,
Nüssen,
Salzgebäck oder Rohschinken
geeignet. (Alkoholgehalt: 15,5 - 16,5 Vol.-%; Trinktemperatur 6 - 10°C)
Der Amontillado entsteht, wenn der Fino länger gelagert wird und
unter
mehr Sauerstoffzufuhr sowie nochmaliger Zugabe von Weingeist reifen
darf. Er ist
kräftig und dunkel, mit Haselnussaromen und einem milden, trockenen
Geschmack.
Amontillado kann Jahrhunderte alt werden. Wenn er lange Zeit in Fässern
gelagert wird, entwickelt sich sein Geschmack immer mehr.
(Alkoholgehalt: 17 -
18 Vol.-%; Trinktemperatur 14 -17°C)
Der karamellfarbene Oloroso ("wohlriechend") wird wesentlich
höher aufgespritet, wodurch sich kein Flor
bildet und die Oxidation verstärkt wird. Es entsteht ein dunkler,
körperreicher Sherry mit Aromen von Walnuss und Nougat. Normalerweise
sind auch die Olorosos trocken bis leicht süß, werden aber gerade für
den Export häufig mit Süßweinen verschnitten. Oloroso harmoniert
hervorragend mit deftigen Fischgerichten,
Meeresfrüchten oder kräftigen Fleischgerichten.
(Alkoholgehalt: 18 - 22 Vol.-%; Trinktemperatur 16 -18°C)
Ein braungoldener, dickflüssiger, edler Cream-Sherry wird aus
gereiftem
Oloroso (der untersten Fassreihe entnommen) und einem Zehntel süßen
Pedro Ximénez
komponiert; ein liebloser hingegen aus jungem Oloroso und billigem Süß-
und Färberwein.
Dazu können würzige bis scharfe Käsesorten, Dörrfrüchte oder
Mandelgebäck
gereicht werden. (Alkoholgehalt: 18 - 22 Vol.-%; Trinktemperatur 14
-17°C)
Bei einer Kellerverkostung wird der Sherry vom Capataz ("Kellermeister") auf kunstvolle Weise aus dem Fass in Gläser abgefüllt, damit der Sherry mit möglichst viel Sauerstoff in Kontakt kommt.
Ein Sherryglas ("Copa",
"Copita")
sollte ganz leicht bauchig, sehr schlank und sich nach oben verjüngend
(gleich
einer Tulpenblüte)
geformt sein. So kann der Sherry sein feines Bouquet
entfalten und trifft nicht zu weit vorne an der Zunge auf, was seine
süßen
Nuancen mitunter über Gebühr verstärken würde.
Alle Sherrysorten sind hervorragend als Aperitif geeignet; lediglich die
süßeren
von ihnen passen besser zum Nachtisch.
Empfohlene Lektüre:
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