Schilt nicht weinbefleckte
Zecher,
du mit Reinheit angetan!
Denn es werden fremde Sünden
dir ja nicht geschrieben an.
Ob ich fromm sei oder gottlos,
geh und sorge für dich selbst.
Weil am Ende jeder nur,
was er gesät hat, ernten kann.
Schneide du die Hoffnung auf
die
ew'ge Gnade mir nicht ab!
Weißt du denn, wer hinterm Vorhang
häßlich oder schön, o Mann?
Nicht zuerst bin ich gefallen
aus der Heiligkeit Gemach,
Denn aus seinen Händen ließ das
Paradies bereits mein Ahn.
Jeder sucht den Freund hier,
ob er
nüchtern oder trunken sei,
Und der Liebe sind Moscheen wie
Christenkirchen aufgetan.
Reizend ist der Garten Edens,
aber mach, ich bitte dich,
Dir zu Nutz' der Weide Schatten
und den grünen Wiesenplan!
Hafis, wenn am Sterbetage
du zur Hand den Becher nimmst,
Tragen sie vom Gau der Schenke
graden Wegs dich himmelan.
(von Hafis;
übersetzt von Friedrich Rückert)
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