(...)
Als er so mit Eifer verrichtet hatte die Arbeit,
Packte er wiederum zwei und bestritt mit ihnen das Nachtmahl.
Und da trat ich heran und sprach ihn an, den Kyklopen,
Einen runden Napf voll dunklen Weins in den Händen:
"Da, Kyklop, trink Wein, nachdem du das Menschenfleisch aßest,
Dass du wissest, welch einen Wein unser Schiff da verwahrt hielt.
Für dich brachte ich ihn als Spende, ob du aus Mitleid
Mich nach Hause entlässt; doch wütest du nicht mehr erträglich.
Schrecklicher, wer wird künftig denn noch von den Menschen, den vielen,
Kommen hierher zu dir, da nicht nach Gebühr du gehandelt?"
So sprach ich; der nahm und trank und freute sich mächtig,
Trinkend den süßen Trank, und verlangte gleich einen zweiten:
"Gib mir gütig noch einmal, und sage mir auch deinen Namen
Gleich jetzt, dass ich dir gebe ein Gastgeschenk, das dich erfreun wird;
Auch den Kyklopen trägt die nahrungsspendende Erde
Wein aus großen Trauben, den ihnen der Regen des Zeus mehrt.
Doch wie Ambrosia und wie Nektar ist dieser Tropfen."
Sprach`s. Ich reichte ihm dann von neuem den funkelnden Wein hin.
Dreimal schenkt ich ihm ein, und dreimal trank er in seinem
Unverstande ihn aus; und als ihm der Wein dann zu Kopf stieg,
Sprach ich ihn wiederum an und sagte mit schmeichelnden Worten:
"Meinen berühmten Namen, Kyklop, nach dem du mich fragtest,
Will ich dir sagen; gib du mir das Gastgeschenk, wie du versprochen.
Niemand ist mein Name, und Niemand nennen mich immer
Mutter und Vater und sonst auch alle Gefährten."
So sprach ich; er erwiderte gleich mit hartem Gemüte:
"Niemand werde als letzten ich essen von seinen Gefährten,
All die andern zuvor; das sei mein Gastgeschenk für dich."
Sprach`s und lehnte sich rückwärts und fiel hintüber; da lag er,
Drehte zur Seite den feisten Hals, ihn packte der Schlaf, der
Allbezwinger. Und Wein schoss aus seinem Schlunde hervor mit
Brocken von Menschenfleisch; er brach es heraus in dem Weinrausch.
(...)


(aus der "Odyssee" von Homer)