Mein Stern
Oft
in meinem Abendwandel hefte
Ich auf einen schönen Stern den Blick,
Zwar
sein Zeichen hat besondre Kräfte,
Doch bestimmt und zwingt er kein Geschick.
Nicht geheime Winke will er geben,
Er ist wahr und rein und ohne Trug,
Er beseliget und stärkt das Leben
Mit der tiefsten Sehnsucht
stillem Zug.
Nicht versteht er Gottes
dunkeln Willen
Noch der Dinge letzten ewgen Grund,
Wunden heilt er, Schmerzen
kann er stillen
Wie das Wort aus eines Freundes Mund.
In die Bangnis, die Bedrängnis funkelt
Er mit seinem hellsten Strahle gern,
Und je mehr die Erde mählich dunkelt,
Desto näher, stärker brennt mein Stern.
Holder, einen Namen wirst du tragen,
Aber diesen wissen will ich nicht,
Keinen Weisen werd ich darum fragen,
Du mein tröstliches, mein treues Licht!
(von C. F. Meyer)