Knieriem (allein)
Die
glaubt nicht an den Kometen, die wird Augen machen. - Ich hab' die Sach' schon
lang' heraus. Das Astralfeuer des Sonnenzirkels ist in der goldenen Zahl des Urions
von dem Sternbild des Planetensystems in das Universum der Parallaxe mittelst
des Fixstern-Quadranten in die Ellipse der Ekliptik geraten; folglich muß durch
die Diagonale der Approximation der perpendikulären Zirkeln der nächste Komet
die Welt zusammenstoßen. Diese Berechnung ist so klar wie Schuhwix. Freilich hat
nicht jeder die Wissenschaft so im klein' Finger als wie ich; aber auch der minder
Gebildete kann alle Tag' Sachen genug bemerken, welche deutlich beweisen, daß
die Welt nicht lang mehr steht. Kurzum, oben und unten sieht man, es geht rein
auf 'n Untergang los.
Lied
1.
Es is kein' Ordnung mehr jetzt in die Stern',
D' Kometen müßten sonst verboten
wer'n;
Ein Komet reist ohne Unterlaß
Um am Firmament und hat kein' Paß;
Und jetzt richt't a so a Vagabund
Uns die Welt bei
Butz und Stingel z'grund;
Aber lass'n ma das, wie's oben steht,
Auch unt'
sieht man, daß's auf 'n Ruin losgeht.
(In verändertem Tempo.)
Abends
traut man ins zehnte G'wölb sich nicht hinein
Vor Glanz, denn sie richten
s' wie d' Feentempel ein;
Der Zauberer Luxus schaut blendend hervur,
Die böse Fee
Krida sperrt nacher 's G'wölb' zur.
Da wird einem halt angst und
bang,
Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang.
2.
Am Himmel is die Sonn'
jetzt voll Capriz,
Mitten in die Hundstag'gibt s' kein Hitz';
Und der Mond
geht auf so rot, auf Ehr',
Nicht anderster, als wann er b'soffen wär'.
Die Millichstraßen, die verliert ihr'n Glanz,
Die Milliweiber ob'n verpantschen s' ganz;
Aber lass'n ma das, herunt' geht's z' bunt,
Herunt'
schon sieht man's klar, die Welt geht z'grund.
(In verändertem Tempo.)
Welche hätt' so ein'g'schecketen Wickler einst mög'n,
A Harlekin is
ja grad nur a Spitzbub' dageg'n;
Im Sommer trag'n s' Stiefel, à jour-Strümpf'
im Schnee,
Und statt Haub'n hab'n s' gar Backenbärt' von tull anglais.
Da wird einem halt angst und bang,
Ich sag': D'Welt steht auf kein' Fall mehr
lang.
3.
Der Mondschein,
da mög'n s' einmal sag'n, was 's woll'n,
Ich find', er is auf einer Seiten
g'schwoll'n,
Die Stern' wer'n sich verkühl'n, ich sag's voraus,
Sie setzen
sich zu stark der Nachtluft aus.
Der Sonn' ihr G'sundheit ist jetzt a schon
weg,
Durch'n Tubus sieht man's klar, sie hat die Fleck';
Aber lass'n ma
das, was oben g'schieht,
Herunt' schon sieht man, 's tut's in d'Länge nicht.
(In verändertem Tempo.)
Sie hab'n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin,
Da is um ein' Pfennig all's Mögliche drin;
Jetzt kommt g'wiß bald a Zeitschrift
heraus, i parier',
Da krieg'n d' Pränumeranten umsonst Kost und Quartier.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein' Fall mehr
lang.
Die Fixstern', sag'n s', sein alleweil auf ein' Fleck',
's is erlog'n, beim Tag sein s' alle weg;
's bringt jetzt der allerbeste
Astronom
Kein' saub're Sonnenfinsternis
mehr z'samm'.
Die Venus kriegt auch ganz ein' andere G'stalt,
Wer kann davor, sie wird halt a schon alt;
Aber wenn auch ob'n schon alles kracht,
Herunt' is was, was mir noch Hoffnung macht.
(In verändertem Tempo.)
Wenn auch 's meiste verkehrt wird,
bald drent und bald drüb'n,
Ihre Güte ist stets unverändert geblieb'n;
Drum sag' i, aus sein' G'leis' wird erst dann alles flieg'n,
Wenn Sie Ihre Nachsicht und Huld uns entzieh'n.
Da wurd' ein' erst recht angst und bang,
Denn dann stund'
d' Welt g'wiß nicht mehr lang.
(aus "Der böse Geist Lumpazivagabundus" von Johann Nepomuk Nestroy)