Gibt es das Schmücken bei der Frau ohne Todsünde?
Aus der Abhandlung:Ich
antworte: In Bezug auf das
Schmuckgewese
bei den Frauen ist das nämliche zu beachten, was vorhin allgemein über
die Pflege des Äußeren gesagt worden ist, und darüber hinaus
noch ein gewisses Besonderes, dass nämlich die Pflege des weiblichen Reizes
(muliebris cultus) die Männer zur Ungebundenheit herausfordert, Spr. 7,10
gemäß: "Und siehe, entgegen kommt ihm eine Frau im Anzuge einer
Buhlerin, hergerichtet, um Seelen zu ködern." Es kann jedoch die Frau
erlaubter Weise sich angelegen sein lassen, ihrem Mann zu gefallen, damit er
sie nicht abschätzig ansieht und in den
Ehebruch
fällt. Darum heißt es
1.
Kor. 7,34: "Die Frau, die sich verehelicht, denkt auf die Dinge
der Welt, wie sie dem Manne gefalle." Und wenn darum die verheiratete Frau
sich dazu schmückt, dass sie ihrem Manne gefalle, so kann sie das ohne
Sünde tun. Jene Frauen aber, die keine Männer haben und nicht haben
wollen oder in ihrer Lage nicht bekommen, können nicht ohne Sünde
darauf aus sein, den Blicken der Männer zu gefallen, damit sie von ihnen
begehrt werden, denn das heißt, ihnen den Anreiz zum Sündigen zu
geben. Wenn sie sich nun in der Absicht schmücken, die anderen zur Begierlichkeit
herauszufordern, so sündigen sie mit einer Todsünde. Tun sie es aber
aus einer gewissen Leichtigkeit oder auch aus einer gewissen Eitelkeit, um Eindruck
zu machen, so ist das nicht immer Todsünde, sondern manchmal lässliche.
Dieselbe Bewandtnis hat es im gleichen Betracht mit den Männern.
Zu 2. Das Schminken der
Frauen, von dem Cyprian spricht, ist eine gewisse Art von Vortäuschung, die
es nicht ohne Sünde geben kann. Darum sagt
Augustinus
im Briefe an Possidius (245 al. 73): "Mit Farben sich zu schminken, damit
man tiefer rot oder heller weiß erscheine, ist ein ehebrecherischer Trug,
von dem unzweifelhaft auch die Männer selber nicht getäuscht werden
wollen, und nur ihnen steht es anheim, die Reizpflege ihrer Frau zwar nicht zu
gebieten, aber zu dulden." Freilich ist mit solchem Schminken nicht immer
eine Todsünde verbunden, sondern bloß, wenn es der Frechheit wegen
geschieht oder in Missachtung Gottes, und von diesen Fällen spricht Cyprian.
Man
muss jedoch wissen, dass es etwas anderes ist, eine Schönheit vorzutäuschen,
die man nicht besitzt, und etwas anderes, eine Hässlichkeit zu verbergen,
die aus irgendeiner Ursache kommt, z.B. aus Kränklichkeit oder etwas derartigem.
Das ist nämlich erlaubt, denn gemäß dem Apostel 1. Kor. 12,23
"umgeben wir diejenigen Glieder des Leibes, die wir für weniger edel
erachten, mit besonderem Anstand."
(aus der "Summe der Theologie"
von Thomas von Aquin: 1225-1274)
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