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Die Geistesmänner wissen
durch die Erleuchtung des Glaubens und das Licht des Korans,
dass es kein Mittel gibt zur Seligkeit zu gelangen,
ausser durch die Erkenntnis und und den Dienst Gottes.
Demnach sind die Menschen alle verloren ausser den Erkennenden
und die Erkennenden sind alle verloren ausser den Handelnden
und die Handelnden sind alle verloren ausser denen mit reiner Absicht
und die mit reiner Absicht sind in grosser Gefahr.

Das Handeln ohne Intention ist also eitel Plage
und die Intention ohne Lauterkeit ist Augendienerei,
der Heuchelei gleichwertig und mit Sünde gleichbedeutend.
Und die reine Absicht ohne Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit ist Sonnenstaub.
Von jedem Werk, das mit dem Streben nach etwas anderem
ausser Gott vermengt und verunreinigt ist, sagt ja Allah,
der Allerhöchste; Sura Die Unterscheidung Vers 23:

"Und herantreten werden Wir zu den Werken, die sie gewirkt und machen sie zu verstreutem Staub."

Wie kann aber jemand die rechte Intention haben,
ohne deren Wesen zu kennen?
Oder wenn er die rechte Intention hat, wie kann er die reine Absicht haben,
ohne ihr Wesen zu kennen?
Oder wie kann der mit reiner Absicht bei sich selbst auf Wahrhaftigkeit sehen,
wenn ihr Sinn ihm nicht klar ist?
Für jeden, der Gott dienen will, ist es demnach die erste Pflicht,
zunächst die Kenntnis der Intention sich anzueignen,
damit er dieses Wissen dann im Werke betätige,
nachdem er noch das Wesen der Wahrhaftigkeit und der reine Absicht kennen gelernt,
welche für den Menschen die beiden Mittel zum Heil und zur Rettung sind.
(...)


(von Al-Ghasali; 1058-1111)