O heilger Äther! Schnellbeschwingter Windeshauch!
Ihr Stromesquellen! Du im
Wellenspiel der See
Unzählges Lachen! Erde, Allgebärerin!
Du allesschauend Sonnenaug,
euch ruf ich an!
Seht her, was ich von Göttern dulden muß, ein Gott.
Seht
her auf mich, wie in Schmach, wie in Qual,
Wie erniedriget ich Jahrtausende
hier
Abhärmen mich soll. Und das hat mir
Der Unsterblichen neuer Gebieter
erdacht,
Mir Ketten und Schmach.
Weh! weh! Um das Jetzt, um der Zukunft
Qual
Wehklag ich umsonst! Wann wird jemals
Mir der Mühsal Ende sich zeigen!
Und doch, was sag ich? Klar im voraus
weiß ich ja
All meine Zukunft; nimmer unerwartet naht
Mir jede Trübsal; mein Verhängnis muß ich dann,
So leicht ich kann, ertragen, im Bewußtsein, daß
Die Gewalt des Schicksals ewig unbezwinglich ist.
Und doch, verschweigen mein Geschick, verschweigen nicht,
Unmöglich ist mir beides. Weil den
Menschen ich
Heil brachte, darum trag ich qualvoll dieses Joch.
Im Ferulstabe glimmend, stahl ich ja des Lichts
Verstohlnen Urquell, der ein Lehrer aller Kunst
Den Menschen wurde, alles Lebens großer Hort.
Und diese Strafen büß ich jetzt für meine Schuld,
In Ketten angeschmiedet hoch in freier Luft!
(...)
(aus "Der gefesselte Prometheus" von Aischylos; 525-456 v. Chr.)